project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die drei jungen Engländerinnen Tammi (Nichola Burley), Lisa (Sian Breckin) und Kim (Jaime Winstone) machen gemeinsam Urlaub im sonnigen Mallorca. Dort will Tamy mit einem exzessiven Party-Wochenende darüber hinweg kommen, dass ihr Freund sie mit ihrer besten Freundin beschissen hat. Gemeinsam will man feiern, Spaß haben und natürlich neue Leute kennenlernen. Bei einem Streifzug durch die örtlichen Lokale lernen die drei attraktiven Ladys auch prompt ein paar Burschen kennen, die auf einer Yacht beschäftigt sind. Und da dessen Besitzer über das Wochenende im Ausland weilt und auch der Skipper anderweitig beschäftigt ist, beschließen die feierfreudigen Leute spontan, auf dem Boot weiter zu feiern. Wenig später läuft das Schiff auch schon aus dem Hafen aus und alles sieht nach einem gelungenen Abend aus.
Zuerst wird gescherzt, im Meer geschwommen und Bluey (Tom Burke) erzählt lustige Geschichten aus dem Leben eines DJs, der schon mal mit seltsamen Sexualpraktiken in Berührung kommen an. Die Mädchen lauschen den Geschichten und wenig später ist auch von dem sogenannten „Donkey Punch“ die Rede. Hierbei schlägt der Mann kurz vor der Ejakulation auf das Genick der Partnerin. Durch den Schreck kommt es im weiblichen Körper zu einer Muskelanspannung, die wiederum dem Mann enorme Luststeigerung verschaffen soll. Kurze Zeit darauf fallen nicht nur die Hemmungen, sondern auch die ersten Hüllen. Und während Tammy sich mit dem sympathischen Sean auf Deck unterhält, geht es unter Deck bereits ziemlich zur Sache. Die beiden Mädchen vergnügen sich mit den 3 Jungs und das ganze wird auch noch auf Video dokumentiert.
Doch die Sexorgie endet abrupt, als Josh (Julian Morris) – angeheizt durch die vorangegangenen Erzählungen – den sogenannten „Donkey Punch“ an der blonden Lisa ausprobiert und diese eine Sekunde später mit gebrochenem Genick im Bett liegt. Die jungen Leute sind geschockt und Josh erzählt den anderen, dass Lisa wohl an einer Überdosis verschieden sei. Doch Bluey hat alles mit seinem Camcorder aufgenommen und weiß, dass Josh die Blondine auf dem Gewissen hat. Doch Josh will sich seine Zukunft nicht vermasseln und gemeinsam mit den anderen Jungs fasst man einen Plan bzw. eine einheitliche Geschichte. Lisa hat zu viel gefeiert, zu viele Drogen konsumiert und anschließend über Bord gegangen. Die Leiche wird auf hoher See entsorgt und niemals gefunden.
Bluey ist jedoch in Hinblick auf gehortete und konsumierte Drogen nicht bereit, sich in die Sache hineinziehen zu lassen und behält das Band auf dem der Mord zu sehen ist. Auch Tammy und Kim kommen aufgrund des seltsamen Verhaltens der Jungs starke Zweifel an dem tatsächlichen Ablauf. Als die Leiche entsorgt werden soll, eskaliert das Geschehen an Bord. Die Nerven liegen bei allen Beteiligten blank und wenig später kommt es zu einem weiteren Übergriff. Den Mädchen wird klar, dass die Jungs sie nicht so einfach von Bord gehen lassen wollen. Doch auch unter den Männern gibt es Spannungen als Josh entdeckt, dass das verhängnisvolle Band noch immer nicht entsorgt ist. Die Lage eskaliert vollends und aus der vormals idyllische Bootsfahrt wird zu einem Trip voller Gewalt und ohne Wiederkehr…
Heterosexuelle Menschen haben ja mitunter durchaus seltsame Ideen, wenn es darum geht, das Sexualleben ein wenig aufzupeppen. Und wo Partnertausch, Drogen, seltsame Klamotten und Toys nicht mehr ausreichen muss man sich halt auch immer extremere Sachen einfallen lassen. Eines der seltsamsten Dinge, die mir in diesem Zusammenhang jemals zu Ohren gekommen ist, ist der titelgebende „Donkey Punch“. Eine dubiose Praktik, die vornehmlich beim heterosexuellen Analverkehr von Mann als Luststeigerung genutzt wird, in dem er der ahnungslosen Partnerin kurz vor seinem Organsmus einen Schlag in den Nacken verpasst. Diese verkrampft sich durch den Schrecken (sofern sie es überlebt) und dem Mann kommt es so anscheinend wesentlich intensiver. Das so etwas natürlich nicht gerade das zwischenmenschliche Miteinander danach fördert, ist anzunehmen. Und während dieses Thema anscheinend lange für einen urbanen Mythos gehalten wurde, hat Film, Funk und Fernsehen natürlich dazu beigetragen, dieses ohnehin nicht empfehlenswerte Verhalten während des Geschlechtsaktes in der Welt ein Stückchen bekannter zu machen.
Und um genau um diesen „Donkey Punch“ geht es auch in dem 2008 entstandenen und gleichnamigen Film des englischen Regisseurs Olly Blackburn, der sein kleines Terrorfilmchen um einen missglückten Sexualakt entwickelt hat. Der Schlag in den Nacken ist nämlich hier nicht luststeigernd, sondern totbringend. Und wie der geeichte Genre-Fan natürlich längst vermutet, bleibt es natürlich nicht bei einer Leiche. Wenn erst mal die Jugendlichen in ihrer Panik natürlich genau das falsche machen und Angst und Misstrauen die Runde macht, ergibt eins das andere und ratzfatz türmen sich an Bord der luxuriösen Yacht natürlich weitere Leichen. Denn selbst der friedliebendste Mensch mutiert im Selbsterhaltungstrieb zur Bestie, wenn es um das eigene Leben geht. Und so wird aus einer harmonischen Schifffahrt im Verlauf des Streifens ein tödlicher Alptraum für die feierwütigen jungen Menschen. Wer und ob am Ende überhaupt jemand das rettende Festland erreicht wird an dieser Stelle jedenfalls nicht verraten.
Der Auftakt und die Einführung der Charaktere ist in „Donkey Punch“ auch sehr gelungen und man merkt, dass Regisseur Blackburn Erfahrung mit Musikvideos und Werbung hat. Denn im ersten Drittel des Streifens vermischen sich stylische Bilder mit einem exquisit-ausgewählten Soundtrack, in dem tanzbare Elektronik europäischer Acts wie „The Knife“, „Ssimian“ oder die von mir sehr geschätzten, mittlerweile jedoch aufgelösten „Broadcast“ und ergeben einen wirklich gelungenen Auftakt für einen zeitgemäßen Horrorstreifen. Doch mit der guten Musik ist es leider nach dem Mord vorbei und es folgt der Teil des Streifens der für meine Verhältnisse einfach etwas zu zäh und langatmig geworden ist. Und auch wenn gegen Ende das Filmchen schon ordentlich in Fahrt gerät, so ist der Mittelteil doch etwas vermurkst worden. Der Funke bzw. die Spannung wollte ja trotz der unverbrauchten Gesichter nicht so wirklich überspringen.
Die Darsteller sind ja auch allesamt ganz gut gecastet worden und die jungen Mimen agieren auch in den freizügigen Szenen ganz unverkrampft vor der Kamera. Leider fehlt irgendwie ein Sympathieträger, mit dem man bis zum Ende mit fiebern hätte können. Die Twens wirken zwar anfänglich ganz nett und hip, doch das ändert sich von Minute zu Minute und irgendwie bleibt keiner dem anderen etwas schuldig. Trotzdem hebt sich „donkey punch“ mit seiner sexuellen Thematik und dem offenen Umgang mit Drogen doch etwas von dem üblichen Strickmuster ähnlicher Filme ab. Das die Engländer ohne Rücksicht auf Verluste sowieso alles an Drogen konsumieren, was ihnen in die Finger kommt, ist zwar hinlänglich bekannt, wird in diesem Streifen aber auch nochmals unterstrichen. Wer sich jetzt allerdings aufgrund der Thematik einen Streifen im Stil von „Hostel“ erwartet, wird wohl oder übel enttäuscht sein. Der Splatter- Gewaltanteil ist doch relativ gering und fast keine der Mordszenen ist breit ausgewalzt. Die 18er-Freigabe ist zwar dennoch gerechtfertigt, aber in letzter Zeit hat man bereits mit ähnlicher Freigabe sicherlich schon Härteres gesehen.
Die DVD aus dem Hause Universum Film bringt „Donkey Punch“ in sehr guter Bild und Tonqualität. Neben der deutschen Synchro gibt es dankenswerterweise auch die englische Sprachfassung, für die man allerdings schon ein paar Slang-Kenntnisse mitbringen sollte. Deutsche Untertitel gibt es jedoch leider keine und auch sonst sieht es abgesehen von ein paar Trailern mit weiterem Bonusmaterial eher düster aus. Ein Making-Of und ein paar Interviews wie auf der englischen DVD wären sicherlich nicht verkehrt gewesen. Dafür gibt es für den Sammler jedoch ein schickes Wendecover, mit der man der staatlichen Bevormundung zumindest optisch entgehen kann.
Unterm Strich ist Olly Blackburn mit „Donkey Punch“ ein systemerhaltender Horrorstreifen gelungen, der vor allem optisch und musikalisch punkten kann und der nach einem tollen ersten Drittel doch lieder etwas absäuft. Die Geschichte hört sich ja wesentlich spannender an, als das sie letztendlich geworden ist und ich werde den Verdacht nicht los, dass man aus dieser Geschichte schon noch mehr rausholen hätte können. „Donkey Punch“ ist sicherlich kein schlechter Film, allerdings auch kein Highlight. In der Masse der dämlichen und nervigen Horrorstreifen inklusive Torture-Porn-Welle und Remake-Hysterie der letzten Jahre ist der englische Streifen aber sicherlich im oberen Drittel anzuordnen. Regisseur Blackburn versteht sein Handwerk und so bin ich an dieser Stelle schon auf seine nächsten Werke gespannt. Bis dahin gibt’s für „Donkey Punch“ und seinem zähen Mittelteil jedoch „nur“ 7 von 10 Punkten. Und eines noch liebe Kinder und treue Leser: don´t try this at home!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs tolle Review!!!
Ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5328
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