project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Im Jahre 1978 führt Sektenführer James Johnson (Stuart Whitman) 1.200 Anhänger von seinem Tempel in San Francisco nach Guayana. Dort hat der charismatische Führer für seine Jünger eine Siedlung geplant, die für die Mitglieder als Alternative und Zufluchtstätte vor der gewalttätigen, restlichen Welt dienen soll. Um sich selbst zu erhalten, müssen die Mitglieder der Sekte hart schuften und erhalten auch nur wenig zu Essen. Der Gewinn aus der landwirtschaftlichen Anlage und die monatlichen Schecks von Unterstützern wandern direkt in die Kassa des Sektenführers. Damit niemand flüchtet und die Anlage bedrohen kann, werden schwerbewaffnete Wachen postiert, Deserteure hart bestraft und unter Drogen gesetzt. Auch angebliche Straftäter werden unerbittlich eingesperrt und mit Elektroschocks bestraft. Da Johnson bereits ahnt, dass sich seine Vorstellung einer Parallelgesellschaft nicht aufrecht erhalten lässt, plant der schwer kranke Mann in sogenannten „Weißen Nächten“ den Massenselbstmord seiner treuen Jünger.
Als sich die Beschwerden von verzweifelten Angehörigen häufen beschließt der Kongressabgeordnete Lee O´Brien (Gene Barry) gemeinsam mit ein paar Mitarbeitern und Reporter sich selbst vor Ort ein Bild von dem Treiben zu machen und den Religionsstatus der Glaubensgemeinschaft zu überprüfen. Doch alle Versuche im Vorfeld werden von den Anwälten der Gemeinschaft sabotiert. Mit fingierten Briefen und gestellten Fotos versucht Johnson den Eindruck seiner Idylle aufrecht zu erhalten. Doch O´Brien gibt nicht auf und fliegt mit seinen Leuten nach Guyana um vor Ort das Besuchsrecht auf der Anlage zu erhalten. Nach ein paar Drohungen sich dem Camp notfalls mit der Armee Zutritt zu verschaffen, willigt Johnson schlussendlich ein, die Abordnung in sein Camp zu lassen.
Dort sieht auf den ersten Blick auch alles gut ein. Die Menschen sind glücklich, musizieren und tanzen zu religiösen Liedern. O´Brien und die Reporten suchen den Kontakt zu den Sektenmitgliedern, die sich jedoch alle sehr reserviert geben. Jedoch weist nichts darauf hin, dass die Menscher mit Zwang festgehalten werden. Wenig später entdecken die Reporter in einem bewachten Gebäude eine Art Krankenlager in der ausgehungerte und entkräftete Sektenmitglieder hausen. O´Brien unterbreitet den Camp-Bewohnern den Vorschlag ihn begleiten zu können, worauf ein paar Jünger beschließen, das Camp zu verlassen. Gemeinsam mit den Kongressabgeordneten, seinem Team und den Reportern verlassen sie den seltsamen Ort Richtung Flughafen.
Doch Johnson ist nicht so einfach bereit, seine Gemeinschaft auseinander brechen zu lassen und sieht das Ende seiner Vision von einer vermeintlich besseren Welt gekommen. Gewaltbereite Jünger lauern am Flughafen auf die Deserteuren und töten in einem Feuergefecht O´Brien, ein paar Reporter und flüchtenden Gemeindebewohner. Johnson trommelt unterdessen seine Mitglieder zusammen und spricht ein letztes Mal zu ihnen. „Wenn man uns nicht in Frieden leben lässt, so wollen wir jedenfalls in Frieden sterben. Der Tod ist nur der Übergang auf eine andere Ebene.“ Und so beginnt Johnson mit seinen treuesten Anhängern den teuflischen Plan, den er mit seinen Jüngern schon so oft zuvor geprobt hatte...
Das Jonestown-Massaker, welches am 18. November 1978 im Nordwesten von Guayana stattfand, ist wohl eines der spektakulärsten Verbrechen der Menschheit. In einer Nacht starben auf Geheiß des Sektenführers Jim Jones 913 der 1110 Mitglieder seiner 1956 gegründeten Sekte namens „Peoples Temple“. Und auch wenn diese Tat gemeinhin als größter Massenselbstmord in die Geschichte bezeichnet, so handelt es sich doch auch um eines der größten Verbrechen, da zahlreiche Personen, die sich nicht freiwillig dem Suizid anschließen wollten, mit Gewalt dazu gezwungen wurden, oder bei der Flucht von gewaltbereiten und bewaffneten Jüngern erschossen wurden. Bei dem Überfall am Flughafen wurde der Sekten-kritische US-Kongress-Abgeordnete Leo J. Ryan, drei Reporter, ein Kameramann und Abtrünnige erschossen, sowie weitere Personen zum Teil schwer verletzt.
Die ursprüngliche Intention des bekennenden Polygamisten war dabei, eine Zufluchtstätte für Menschen zu schaffen, in der die Mitglieder in vollkommener Harmonie miteinander leben sollten. Jones wollte diese vor der zivilisierten Welt zu schützen, die in seinen Augen die Brutstätte für Gewalt, Rassismus und Kapitalismus war. In seinem Camp gab es keine Unterschiede und natürlich auch kein Geld, dafür durften die Mitglieder alle für ein Gemeinwohl schuften. Das Recht auf Sexualität war dem Sektenführer vorbehalten und alle die sich nicht an seine moralischen Vorstellungen hielten, wurden streng bestraft, eingesperrt oder mit Drogen gefügig gemacht. Doch das Urwaldcamp stand von Anfang an unter keinem guten Stern und es gab Krankheiten. Johnson führte das Lager mit strenger Hand und Gewalt, sodass zahlreiche Bewohner flüchteten. Diese machten daraufhin Druck auf die Politik, die sich wiederum veranlasst fühlte, dem Treiben genauer auf die Finger zu schauen.
Das „Massaker von Jonestown“ ist zweifelsfrei eines der schlimmsten Verbrechen der jüngeren Geschichte, das natürlich Stoff für zahlreiche Berichte, Bücher, Reportagen und natürlich auch Filme geboten hat. Als ich aber davon hörte, dass unser mexikanischer Mann fürs Grobe, Hr. Cardona Jr. sich 1979 des Themas angenommen hat und einen Film darauf gebastelt hat, hatte ich ursprünglich schon Bedenken. Denn Cardona Jr. ist mir ja nicht unbedingt für seine feinfühlige Vorgehensweise bekannt. Und nach seinen trashigen Werken wie „Sos Bermuda“ und auch „Tornado“ würde wohl jeder so denken. Doch zu meiner Überraschung ist Cardona Jr. mit „Guyana“ ein Werk gelungen, dass weder trashig, noch in einer sonstigen Weise unpassend oder lächerlich geworden ist. Cardona Jr. hielt sich bei seinem Drehbuch anscheinend auch streng an die Fakten und änderte für seine Fassung nur die Namen geringfügig. So wird aus Jim Jones in dem Film ein James Johnson und der Abgeordnete Leo Ryan wird in Lee O´Brian umbenannt.
Jedenfalls ist „Guyana“ nicht die plakative Exploitation-Granate geworden, die man sich vielleicht im Vorfeld erwartet hätte. Viel mehr zeichnet Cardona Jr. eher zurückhaltend und auch sehr dokumentarisch das Bild eines (größenwahnsinnigen) Gurus, der seinen aussichtslosen Kampf gegen Kapitalismus aufnimmt und letztendlich seine Jünger mit flammenden Predigten ins Verderben führt. Natürlich verzichtet Cardona Jr. nicht gänzlich auf bewährte Zutaten wie Gewalt und Nudity, allerdings für seine Verhältnisse eher gemäßigt und auch das Massaker am Flughafen und der anschließende Massen(selbst-)mord sind nicht allzu grafisch ausgefallen. Und so ist „Guayana“ über weite Strecken wirklich fesselnd und düster ausgefallen. Vor allem gegen Ende hat der Streifen durchaus bedrückende Momente, vor allem als das Lager der entkräfteten Lagerbewohner entdeckt wird, Kindern der Giftcocktail eingeflößt wird und Flüchtende erschossen werden.
CMV-Laservision bringt uns diesen 1979 entstandenen Film unter dem Titel „Guyana – Kult der Verdammten“ erstmals ungekürzt im deutschen Raum als Nr. 68 der allseits beliebten Trash-Collection. Doch dort gehört der Film meiner Meinung eigentlich nur bedingt hin. Denn von trashiger Inszenierung, miesen Dialogen und schlechten Schauspielern ist hier eigentlich keine Spur. Die Bildqualität ist mittelmäßig und auch der Ton schwankt ab und zu ein bisserl. Da der Streifen auch nicht zur Gänze synchronisiert wird, beginnt der Film auch mit einer längeren Predigt des Sektenführers, die deutsch untertitelt wurde. Später folgen noch ein paar kurze Szenen, die in Englisch oder in mexikanischer Sprache, die ebenfalls untertitelt wurden. Das Bonusmaterial ist dieses Mal etwas spärlicher ausgefallen. So gibt es neben einem Trailer und einer sehr kurzen Bildergalerie (1:20) noch den deutschen und italienischen Titelvorspann. Die Trailer zu „SOS Bermuda-Dreieck“ und „Blutgericht am Amazonas“ runden das Gesamtbild positiv ab.
„Guayana – Kult der Verdammten“ bietet 100 Minuten Film im Dokumentar-Stil, der die schreckliche Geschichte eines grauenvollen Massakers erzählt, welches sich auch tatsächlich im November 1978 in dem südamerikanischen Staat so zugetragen hat. Ein eher ernster Film über ein sehr ernstes Thema, in dem Cardona Jr. im Vergleich zu seinen anderen Werken auch eher zurückhaltend agiert. Auch wenn der Streifen im Rahmen der Trash-Collection veröffentlicht wird, ist „Guyana“ weder leicht verdaulich, noch unbedingt trashig, sondern eher ein Streifen, der den Zuschauer mit einem unguten Gefühl in der Magengegend zurücklässt. Einen „Unterhaltungswert“ im herkömmlichen Sinn ist bei so einem autobiografischen Werk über eine derartige Katastrophe dann auch nicht unbedingt gegeben. Und wenn am Ende alles schief geht und die Sektenjünger von ihrem Anführer in den Tod geschickt werden, kann einem in Hinblick auf die Authentizität schon ganz anders werden. Trotzdem ist der Streifen gut gemacht, bietet solide darstellerische Leistungen und meinen persönlichen Hero Hugo Stiglitz in einer kleinen Nebenrolle. 8 von 10 Punkten!
Beitrag geändert von jogiwan (18.February 2009 17:31:56)
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@ Jochen,
wow, Du bist ja mega-fix. Vielen Dank!!!
Wenn ich es Online stellen kann, sag Bescheid.
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jogiwan schrieb:
ich bin eigentlich fertig - ich hoffe das geht so klar. Hatte nur überrall Guayana falsch geschrieben
Supi - dann mach ich das gleich mit fertig .
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Sodele, Review ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=4879
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