project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Eines Tages macht sich irgendwo in der Karibik ein Glasbodenboot mit Kapitän Andres (Andres Garcia) auf den Weg um wie eigentlich jeden Tag ein paar zahlungswilligen Touristen die wunderschöne Unterwasserwelt ein bisschen näher zu bringen. An Bord des Touri-Frachters befinden sich neben der hochschwangeren Monica (Olga Karlatos) und ihrem Gatten, der Society-Lady Sheila (Carrol Baker) und ihrem Hund Christmas auch ein Geistlicher (Arthur Kennedy), ein Arzt, zahlreiche Kinder und weitere Personen. Alle sind gut gelaunt und freuen sich auf einen ruhigen und sonnigen Tag. Doch wie so oft täuscht natürlich das Postkartenwetter und ehe man sich versieht, ist auch schon ein Wirbelsturm aufgezogen, der alles zerstört, was nicht Niet- und Nagelfest gemacht worden ist.
Etwas zur gleichen Zeit befindet sich gerade ein kleines Flugzeug im Landeanflug auf eine der zahlreichen Inseln und wird vom schlechten Wetter ebenso wie zahlreiche Fischerboote auf hoher See überrascht. Zum Umkehren ist es natürlich längst zu spät und so versuchen die beiden Piloten das Flugzeug irgendwie im Meer zu landen, was natürlich nicht ganz reibungslos funktioniert und auch das Ableben von einigen Personen zur Folge hat. Während sein Kollege schwer verletzt wird, versucht der zweite Pilot (Hugo Stiglitz) gemeinsam mit der Stewardess Linda (Stefania D`Amaria) die Überlebenden mit Schwimmwesten heil aus dem Flugzeug zu bringen. Kurze Zeit darauf ist zwar der Sturm abgezogen und das Wetter bessert sich, doch die wenigen Passagiere, die die Landung im Meer überlebt haben, treiben nun hilflos im Meer und sind der Hitze und auch Hai-Attacken hilflos ausgeliefert.
Ein paar Tage später werden die auf hoher See treibenden Flugzeuginsassen von einem kleinen Boot entdeckt, in dem sich ein paar Fischer befinden, die ihren Fischkutter im Sturm verloren haben. Wiederum einige Zeit später werden diese von dem eingangs beschriebenen Glasbodenboot entdeckt, das ebenfalls seit Tagen orientierungslos im Meer herumtreibt. Die Geretteten sind zwar froh, endlich wieder ins Trockene zu kommen, doch die restliche Besatzung ist angesichts knappen Getränke- und Nahrungsmittelvorrates an Bord des Ausichtsbootes wenig über das menschliche Treibgut erfreut. Wenig später spitzt sich die Situation weiter zu, als das Wasser gänzlich ausgeht und auch die zahlreichen Passagiere aufgrund diverser Meinungsverschiedenheiten aneinander geraten. Kapitän Andres und der Geistliche haben auch alle Mühe die Truppe ruhig zu halten und eine Eskalation zu verhindern.
Weitere Tage vergehen und mit jedem schwindet die Hoffnung auf Rettung. Um nicht den Hungertod zu sterben, versuchen die Fischer mit einer improvisierten Angel und einem unkonventionellen Köder ein paar Fische zu fangen. Doch das ist natürlich langwierig und reicht auch nicht aus, um die hungrigen Mäuler aller Passagiere zu stillen. Monica bekommt in ihrer Aufregung die Wehen und kurze Zeit darauf ihr Kind. Man beschließt Monica und ihren Gatten sowie zwei Fischern mit dem kleinen Boot und einem Segel loszuschicken um Hilfe zu holen. Die restlichen Passagiere bleiben ohne Wasser und Nahrung zurück und sind eigentlich dem Tode geweiht. Doch wenn es uns Überleben geht, ist der Mensch zu einigem bereit und als einer der Verletzten stirbt, macht einer der Einheimischen den restlichen Überlebenden einen schrecklichen Vorschlag…
Im gleichen Jahr, in dem uns Regisseur René Cardona Jr. mit „SOS Bermuda Dreieck“ mit verschwundenen Schiffen und Flugzeugen die Geheimnisse der gleichnamigen Meeresstelle näher brachte, schuf der mexikanische Viel-Filmer mit „Cyclone“ a.k.a. „Tornado“ einen weiteren, unterhaltsamen Film mit nautischer Thematik. Diesmal jedoch verschwinden die Schiffe und Flugzeuge nicht aufgrund fleischfressenden Puppen, Ufos oder unterschiedlichen Zeitebenen, dafür werden diese umso eindrucksvoller aufgrund einer unbändigen Naturgewalt zerstört. Und auch wenn man vom titelgebenden Wirbelsturm eigentlich nicht wirklich zu Gesicht bekommt, so präsentiert er dem geneigten Zuschauer sehr eindrucksvoll und kurzweilig die Auswirkungen auf den Menschen, der aufgrund der Naturkatastrophe hilflos im Meer herumtreibt.
Die Geschichte von „Tornado“ ist wie schon sein Vorgänger von wahren Begebenheiten seiner Zeit inspiriert und schildert in anfänglich ruhigen und später drastischeren Bildern die Geschichte einer höchst-unterschiedlichen Gruppe von Leuten, die hilflos auf einem Boot im Meer treiben und auf Hilfe hoffen. Als diese tagelang auf sich warten lässt und der Wasservorrat zu Ende geht, liegen die Nerven bei einigen blank und es kommt zu den unvermeidlichen, aber für die Handlung so wichtigen Streitigkeiten unter den Passagieren. Da treffen unterschiedliche Moralvorstellungen aufeinander, eine Tierfreundin gerät an einheimische Fischer und dass sich eine Hochschwangere und zahlreiche Verletzte unter den Überlebenden der Naturkatastrophe befinden, macht die Sache auch nicht gerade einfacher.
René Cardona Jr. ist aber ein wirklich unterhaltsamer Film gelungen, der zwar im Vergleich zu den großen Katastrophenfilmen vor allem in Punkto Katastrophe zwar etwas schwächelt, aber aufgrund seines Casts und seiner unfreiwillig-komischen Effekte sehr gut gelungen ist. So ist während des Tornados stets der wolkenlose Himmel mit Sonnenschein zu sehen und auch bei den späteren Szenen auf hoher See ist aufgrund des Wellenganges immer hübsch zu sehen, dass das Teil in einem Hafen gedreht wurde. Aber es sind ja genau diese trashigen Dinge, die der geneigte Fan an den Werken aus dieser Zeit ja so liebt. Nichtsdestotrotz hat Herr Cardona Jr. bei der Szene mit dem Flugzeug nicht geklotzt und anscheinend ein richtiges Flugzeug versenkt. Die Szenen von Naturkatastrophen wurden behutsam in den Film eingefügt und auch die Hai-Angriffe sind sehr überzeugend in Szene gesetzt worden.
Dass Ausflüge in der Karibik durchaus ins Augen gehen könne, weiß natürlich Olga Karlatos („Voodoo – Schreckensinsel der Zombies“) am allerbesten. Hier spielt die Dame mit ihren eisblauen Augen jedoch eine eher kleinere Rolle als schwangere Monica, die auf hoher See ihr Kind zur Welt bringt. Andres Garcia ist vielleicht in unseren Breiten nicht so bekannt, in Mexico ist das ehemalige Sexsymbol und Vater von 16 (!!!) Kindern hingegen ein absoluter Superstar. Wie auch in „SOS Bermuda“ überzeugt Garcia in „Tornado“ eher körperlich, als mit schauspielerischer Leistung. Auch egal, wenn man so einen Körper bestitzt. Carrol Baker, die ewige Blondine kennt der geneigte Italo-Fan aus so illustren Giallo-Beiträgen wie „Der schöne Körper der Deborah“, „Paranoia“ oder auch „Der Teufel mit den sieben Gesichtern, wo sie vorwiegend die hübsche Society-Lady verkörpert. In „Tornado“ ist die gute Dame jedoch weniger hübsch anzusehen und glänzt durch Mut zur Hässlichkeit. Meine größte Überraschung war jedoch Oberchecker und mein erklärter Lieblings-Darsteller Hugo Stiglitz, der im Piloten-Anzug und mit kurzen Haaren eine richtig gute Figur macht und einmal nicht so aussieht, als hätte er die ganze Nacht in der Wartehalle eines Hauptbahnhofes durchgesoffen. Dass er die Hälfte des Filmes dann ohne Shirt zu sehen ist, erfreut den Fan natürlich zusätzlich.
Das diese trashige Filmperle nun erstmalig auf Silberling im deutschsprachigen Raum erhältlich ist, haben wir natürlich wieder einmal CMV-Laservision zu verdanken. Die bringen diese packende italienisch-mexikanische Co-Produktion aus dem Jahre 1978 in einer Amaray-Hülle, sowie in einer Hartbox als Nr. 67 im Rahmen der Trash-Collection. Und da ist dieser Streifen natürlich auch bestens aufgehoben. Das Bild ist mittelmäßig und grünstichig, was jedoch hervorragend zum Film passt und die schmuddelige Note dieses Abenteuerdramas noch zusätzlich unterstreicht. Die Tonqualität ist gut, allerdings gibt es beim Hauptfilm nur eine deutsche Tonspur. Wer sich das Teil daher in Englisch anschauen möchte, kann dieses nur in der ebenfalls mitgelieferten Alternativ-Version, die knapp 16 Minuten länger ausgefallen ist. Als Bonus gibt es entfallene Szenen, zusätzlicher Vor- und Abspann, den Trailer zu „SOS Bermuda“, sowie die obligatorische Bildergalerie.
Unterm Strich bleibt wieder einmal eine gute Veröffentlichung eines tollen Filmes mit ungewöhnlicher Thematik über Menschen in Seenot, der zwar Hundefreunde nicht gefallen wird, jedoch Fans von trashigen Filmen aus den Siebzigern die Freudentränen in die Augen treiben wird. „Tornado“ hat alles, was ein gelungener Abenteuerfilm auf hoher See braucht. Trashige Effekte, Hai-Action, dramatische Entwicklungen und ein toller Cast, der auch mit vollen Körpereinsatz auch alles für den Zuschauer gibt. Die solide Inszenierung von René Cardona Jr. und der schmissige Soundtrack von Stelvio Cipriani tun ihr Übriges. Ich Vergleich zum etwas trögen „SOS Bermuda“ geht hier von Beginn an auch wesentlich mehr die Post ab. Ich bin jedenfalls wieder einmal bestens unterhalten worden und gebe als Fan dann auch gerne 8 von 10 Hundeködern für diesen kurzweiligen Streifen. Sehr schön!
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@ Jochen,
vielen Dank für das Review - das nun auch Online ist: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=4745
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