project: equinoX Forum

Sehr geehrter Herr Frank Sudohl, anbei schicke ich dir meine Version deines irrtümlich als Film vermarkteten Zombie-Jump´n Run-Demo-Games zurück. Leider lassen sich die Hauptfiguren nicht richtig mit der Tastatur meines DVD-Players steuern und ich finde bei meinem DVD-Player auch keinen Eingang für einen Joystick. Dein Spielkonzept wirkt äußerst unausgereift, langweilig und wenig durchdacht und auch die animierten Levels wirken nicht mehr zeitgemäß. Weiters scheint meine Version deines Demo-Games mit einem Fehler in der Sprachsteuerung ausgestattet zu sein. Die Figuren geben leider nur stumpfsinnige Dialoge von sich, die bereits ab den ersten Minuten den Spielspaß trüben. Und außerdem will ich meine 77 Lebensminuten wieder retour, die ich aufgrund deines Werkes unwiederbringlich in den Sand gesetzt habe…

Aber von Anfang an: In naher Zukunft hat die Menschheit ein großes Problem. Aggressive Würmer im Regen und Trinkwasser lassen die Menschen zu seelenlosen Zombies mutieren, die Jagd auf alles Lebende machen und sich an diversen Körperteilen und Innereinen kulinarisch zu bedienen. Die Menschheit hat gegen diese Bedrohung natürlich keine Chance und so tummeln sich binnen kürzester Zeit Milliarden von Zombies auf der Erde. Diese rotten sich vor allem in Großstädten zusammen um Jagd auf die wenigen, verbliebenen Menschen zu machen. Zur gleichen Zeit ist der etwas senile Rentner Fred mit seiner Gehhilfe in einer Stadt unterwegs, um sich ein paar neue Schuhe zu besorgen. Seine alten sind nämlich so dermaßen ausgelatscht, dass sie ihm beim Gehen große Schmerzen verursachen. Damit ihm auf der Suche nach einem neuen Paar Slippers nicht langweilig wird, führt er mit seiner Gehhilfe wenig-schmeichelhafte Zwiegespräche.

Bei seiner Suche nach einem Schuhgeschäft trifft Fred in der Stadt jedoch auf Herrscharen von gewaltbereiten Zombies, die sich natürlich sofort hinter dem Rentner hermachen. Dieser kann sich jedoch mit seiner Gehhilfe erstaunlich gut erwehren. Genauso unbarmherzig wie die Untoten bahnt er sich seinen Weg durch die verseuchte Stadt und verarbeitet dabei im Sekundentakt dutzende Zombieköpfe zu Matsch. Auf dem Weg zu dem neuen Paar Schuhen trifft Fred jedoch immer wieder auf Menschen, die jedoch aufgrund unglücklicher Umstände und eigenen Unvermögen zu Zombies mutieren und als ihm auch noch seine Gehhilfe abhanden kommt, weitere Untote in die Stadt strömen und eine weitere Bedrohung auftaucht, wird es eng für den rüstigen Rentner. Doch der lässt sich von den Horden Zombies und aggressiven Würmern natürlich nicht so leicht unterkriegen…

Frank Sudols „City of Rott“ ist der weltweit erste animierter Zombiefilm und ein wahres Fressen für alle Zombie-Fans. Eine Kreuzung aus „South Park“ und „Land of the Dead“ bzw. Zeichentrick-Splatter mit Kultpotential. Tja, so steht es zumindest auf dem Cover. Denkste! Den Frank Sudols komplett in Eigenregie hergestellter Streifen ist ein ziemlicher Reinfall, bei dem sich bei mir leider zu keiner Sekunde eine rechte Freude einstellen wollte. Und ganz ehrlich war ich nach wenigen Minuten schon ziemlich genervt und hätte am liebsten abgedreht. Der Film hätte wohl ein kultiger Streifen mit Untoten-Thematik voller Zitate und Verweise für die Videospiel-Generation werden sollen. Leider ist „City of Rott“ in meinen Augen einfach kein Film, sondern wie bereits im ersten Absatz erwähnt einfach die Demo-Version eines schlechten Zombie-Jump´n Run-Games, das man vielleicht noch maximal für ein paar Cent am Grabbeltisch der örtlichen Saturn-Filiale verkauft werden kann.

Die Animationen sind schon etwas gewöhnungsbedürftig und erinnern schon sehr an die zahllosen, selbstgebastelten und Flash-animierten Internet-Kurzfilmchen, die man sich auf den bekannten Plattformen zuhauf ansehen kann und die glücklicherweise auch nie mehr als ein paar Minuten wertvoller Lebenszeit in Anspruch nehmen. Frank Sudols Streifen dauert jedoch satte 77 Minuten und ist angesichts der präsentierten Handlung schätzungsweise um mindestens 67 Minuten zu lang. Die menschlichen Charaktere wirken zu putzig, die Zombies durchaus grausig und auch die Hintergründe sind recht passabel gezeichnet. Und nach ein paar Sekunden geht es auch schon ohne Rücksicht auf Verluste los. Da werden im Sekundentakt die Extremitäten von modrigen Körpern getrennt und der rote Lebenssaft spritzt aus allen Poren. Leider ist jedoch auch der Splatteranteil immer auf die ein- und die selbe Art und Weise inszeniert, sodass sich nach ein paar Minuten bereits das Gefühl der Langeweile einstellt und sich auch bis zum unbefriedigenden Ende nicht verflüchtigen will.

Leider hat Herr Sudol nämlich neben seinen Animationen darauf vergessen, so etwas wie eine passable Geschichte zu erzählen. Die Ausgangssituation mit dem senilen Rentner, der halblustige Selbstgespräche führt und in einem apokalyptischen Szenario unbedingt ein neues paar Slippers erwerben möchte, ist ja nicht unbedingt originell.  Und seltsamerweise bleibt der Fokus des Filmes auch nicht die gesamte Zeit auf Fred gerichtet, sondern es werden im letzten Drittel noch schnell ein paar neue Charaktere eingeschoben, die in Punkto Unzurechnungsfähigkeit und Nerv-Faktor jedoch dem eigentlichen Hauptdarsteller des Filmes um nichts nachstehen. Doch neben der Ausgangssituation gibt es eigentlich keine nennenswerten Entwicklungen, die den Zuschauer neben dem Gemetzel nur irgendwie bei Laune halten könnte. Die Geschichte mit der zweiten Würm-Sorte und dem Gegenmittel mag zwar für einen kurzen Aha-Effekt sorgen, aber auch sie retten den Film in keinster Weise vor dem totalen Schiffbruch.

Einen Hauptanteil des Filmes machen jedenfalls neben dem Gore-Anteil die Selbstgespräche von Fred aus, die jedoch weder in der Originalvariante, noch in der deutschen Synchronisation ansatzweise witzig ausgefallen sind. Ganz im Gegenteil – ich war nach ein paar Minuten jedenfalls angesichts der strunzdummen Dialoge ziemlich entnervt. Unglücklicherweise sind sämtliche Personen im Film dann auch noch von ein- und derselben Person gesprochen und leider ist der Streifen dann auch noch von einem superbilligen Industrial-Techno-Soundtrack unterlegt, der so klingt, als wäre er mit Magix-Music-Maker endstanden und für den sich ebenfalls Herr Sudol verantwortlich zeichnet. Wer den Streifen mit viel Willenskraft zur Gänze überstanden hat, darf sich dann auch noch einen Abspann erfreuen, in dem sich der Regisseur, Animateur, Drehbuchschreiber, Dialog-Coach und Soundtrack-Musiker Frank Sudol ohne Rücksicht auf eventuelle Peinlichkeiten dann noch so richtig selbst abfeiert.

Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bietet im Vergleich zum Hauptfilm eigentlich keinen Anlass zur Kritik. Die Qualität ist gewohnt gut und neben der Originalversion und einer deutschen Synchro gibt es auch noch eine weitere Tonspur mit dem Audiokommentar des Regisseurs, die ich mir jedoch nicht antun wollte. Neben entfallenen Szenen in denen hauptsächlich geflucht wird gibt es noch zwei  kurze Clips aus dem Rechner namens „Psych“ (1:27) und „Rise, Zombie, rise“ (knapp 56 Sekunden), die ebenfalls ziemlich grottig ausgefallen sind und natürlich auch die Bezeichnung Kurzfilme gar nicht verdienen. Abgerundet wird die Veröffentlichung dann noch mit einer Bildergalerie, bei der man sich nochmals an den musikalischen und grafischen Fähigkeiten von Frank Sudol erfreuen darf. Wer sich den Film jedenfalls trotz meines Textes antun möchte, ist mit dieser DVD auf jeden Fall gut beraten.

Tja, werter Frank… ein Satz mit X, das war wohl nix. Dein lahmes „City of Rott“ ist ein einziges Desaster und wohl einzig allein das Produkt eines gelangweilten Computerspiel-Animateurs, der  zu viel Zeit hatte und eines Morgens auf die Idee gekommen ist, einen Film vom Zombie-Fan für den Zombie-Fan zu machen. Leider hast du bei deinen Bemühungen auf eine halbwegs vernünftige Geschichte vergessen. Nein, eigentlich auf alles, das einen halbwegs ernst zu nehmenden Film ausmacht. 10 Zitate machen keine Hommage, ein Gag keine Komödie und 50 Minuten Gore keinen guten Splatterfilm. Und wenn du in deine animierten Clips mit Überlänge schon unbedingt Dialoge reinpacken musst, dann lass diese doch in Zukunft bitte von einer Person verfassen, die vielleicht auch über ein Mindestmaß an Erfahrung und Wortwitz besitzt. Das gleiche trifft dann eigentlich auch auf die Musik zu. Oder mach doch gleich ein Computerspiel und lass die Filmfans mit deinen grafischen Ergüssen in Ruhe. Wie der Film trotzdem zu halbwegs positiven Stimmen kommt, lässt sich jedenfalls für mich nicht nachvollziehen. Denn mich als erklärten Zombiefan hast du jedenfalls schwer enttäuscht. Endergebnis mangelhaft, Note 5  – setzen!

Beitrag geändert von jogiwan (06.January 2009 15:06:25)