project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Edward (John Huston) und seine Familie haben ungewöhnliche Urlaubspläne. Anstatt sich irgendwo am Strand die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen, fährt die ganze Familie samt alkoholkranken Schwager und dessen Gattin mit einem gekaperten Boot in die Nähe des Bermuda-Dreieckes um dort in den unerforschten Meerestiefen nach den Ruinen einer versunkenen Stadt zu suchen. Damit sie jedoch mit dem Boot „Black Whale III“ nicht die Orientierung verlieren, hat die Familie neben ein paar erfahren Matrosen und einem Schiffskoch auch noch den alten Seebären Briggs (Hugo Stiglitz) angeheuert, der die hoffnungsfrohe Abenteuerfamilie heil durch die unberechenbaren Saragossaseen schippen soll.
Kurz nachdem das Schiff in die Nähe des Bermuda-Dreiecks gekommen ist, sieht die kleine Diana etwas im Meer treiben. Dieses Treibgut stellt sich wenig später als antiquiertes und ziemlich durchnässtes Püppchen heraus, das die aufgeweckte Kleine auch behalten darf. Wenig später häufen sich jedoch seltsame Vorkommnisse. Diana scheint sich merkwürdig zu verändern und prophezeit der erstaunten Belegschaft das baldige Ableben. Eines Nachts wird sie außerdem an Deck von einer Horde Vögeln attackiert. Der Funkverkehr bricht ab, die Kompasse spielen verrückt und wie aus dem Nichts erscheinen Nebelbänke, die eine Orientierung scheinbar unmöglich machen. Doch von alle dem lässt sich die Familie und Belegschaft natürlich nicht verunsichern und man segelt fröhlich weiter.
Bald ist auch das Ziel erreicht und die Familie startet einen Tauchgang. Tatsächlich findet man neben ein paar Haien auch ein paar Ruinen, von denen auch gleich Fotos gemacht werden. Doch ein Seebeben zerstört die Idylle und sorgt dafür, dass die Ruinen zusammenstürzen und Michelle (Gloria Guida) unter sich begraben. Nur mit Mühe und Not schaffen die verbleibenden Taucher das arme Mädchen zu befreien. Doch erst an Bord kommt das wahre Ausmaß der Tragödie zum Vorschein. Michelle ist so schwer verletzt, dass sie sofort ärztliche Hilfe benötigt um den Tauchunfall zu überleben. Verzweifelt versuchen die Crewmitglieder an den nächstgelegene Küste zu kommen, was jedoch aufgrund der umgeschlagenen Wetterverhältnisse beinah unmöglich scheint. Sämtliche Hilferufe bleiben ungehört und als das Boot auch noch mit einem Riff kollidiert, liegen die Nerven entgültig blank. Als dann auch noch mysteriöse Unfälle die Belegschaft des Schiffes weiter dezimieren ist Schluss mit lustig und auf hoher See entsteht ein bitterer Kampf ums Überleben...
Das „Bermuda Dreieick“ ist die wohl unrühmlichste Ecke des Meeres, das aufgrund des zahlreichen Verschwindens von Schiffen, Flugzeugen und weiteren Dingen selbst nautisch-unerfahrenen Zeitgenossen ein Begriff ist. Bezeichnet wird damit eigentlich ein Gebiet im westlichen Atlantik, das sich zwischen den Bermuda Inseln, der Küste Floridas und Puerto Rico befindet. In diesem Fleckchen Meer sind in den vergangenen Jahrzehnten ja schon so manches Flugzeug und Schiff abhanden gekommen, was auch schon immer die Fantasie von Autoren, Regisseuren und Zuschauern beflügelt hat. Um das Verschwinden zu erklären, werden dann teils auch recht obskure Theorien herangezogen, die von Ungeheuern, elektromagnetischen Feldern, Gasvorkommen, über Zeitlöcher bis hin zu Außerirdischen reichen. Der Hype um das Berumudadreieck erreicht 1974 seinen absoluten Höhepunkt, als ein gewisser Charles Berlitz gemeinsam mit J. Manson Valentine ein Buch namens „The Bermuda-Triangle“ veröffentlichte. In diesem Buch waren nicht nur sämtliche verschwundene Objekte aufgelistet, sondern wurden auch allerlei obskure Theorien über deren Ursache aufgestellt.
Basierend auf diesem etwas reißerischen Werk entstand im Jahre 1978 unter der Regie von Action-Veteran Rene Cardona Jr. ein Film mit gleichnamigen Titel, der dem geneigten Zuschauer ebenfalls die mysteriösen Begebenheiten auf hoher See etwas näher bringen möchte. Doch diese trashige Mischung aus Abenteuerfilm, Seefahrtsdrama und Mystery versenkt jedoch sprichwörtlich sämtliche Möglichkeiten hoffnungsfroh im Meer. Denn hier wird ohne Rücksicht auf Verluste als Bedrohung so ziemlich alles aufgefahren, was denn so auf hoher See möglich ist. Da gibt es dann für den geneigten Zuseher von Stürmen, Haien, Seebeben und Nebelbänken über verrückt-spielende Bordinstrumente und abgebrochenen Funkkontakt bis hin zu seltsamen Lichtspielen von somalischen Piraten mal abgesehen so ziemlich alles was einem Seefahrer Anlass zu Bedenken geben könnte. Und weil das aber alle irdischen und außerirdischen Bedrohungen noch nicht reichen, hat man mit einer von seltsamen Blutgier getriebenen Puppe die wohl lächerlichste aller möglichen Rest-Erklärungen aus dem Hut gezaubert. Die Geschichte ist ja schon ein ziemlicher Schmonz und es ist teilweise schon echt verwunderlich, mit welchen Enthusiasmus die abenteuerhungrige Familie samt Belegschaft der „Black Whale III“ ins Verderben schippert und allen seltsamen Begebenheiten im Vorfeld keine Beachtung schenkt.
Es ist aber wahrlich schon ganz hohe Kunst, dass man all diese actionreichen Vorkommnisse und menschlichen Tragödien in einen derart spannungsarmen Film verbindet. Denn vom Finden der Puppe in den ersten Sekunden bis hin zur vermeintlich-spannenden und ähm... schockierenden Auflösung der Geschichte vergehen dann für den Otto Normalverbraucher vermutlich auch gefühlte drei Stunden. Sonderlich spannend ist „SOS SOS SOS Bermuda Dreieck“ ja auch zu keiner Sekunde und meiner bescheidenen Meinung zufolge wurde einfach zuviel unzusammenhängende Möchtegern-Action in den Film gepackt. Hätte man sich auf eine oder zwei der zahlreichen Bedrohungen beschränkt, der verhinderte Mystery-Film hätte ja noch ganz passabel und kurzweilig inszeniert werden können. So bleiben sämtliche Charaktere vollkommen blass und selbst mit grafischer Gewalt ist es nicht wirklich weit her. Denn neben einem blutbeschmierten Puppenmund, dem Chefkoch in eigener Sauce, ein paar toten Vögeln und einer blutigen Knieverletzung gibt es auch nicht wirklich was für den Gorehound zu sehen.
Woran es aber an dieser mexikanisch-italienischen Co-Produktion gar nix zu meckern gibt, ist die Besetzungsliste. Hier kann man sogar mit dem (doch schon etwas betagten) John Huston einen echten Oscar-Preisträger vorweisen. Mit dem wird auch fleißig beworben, auch wenn er schlussendlich nur eine Nebenrolle spielt. Grandios aber wie gewohnt natürlich unser Lieblings-Bartträger Hugo Stiglitz als mürrischer Kapitän Briggs, der wohl in seinem gesamten Leben in keinem vernünftigen Film mitgespielt hat und dennoch immer zu begeistern weiß. Als optisches Leckerli gibt es Gloria Guida für die Boys und Andres Garcia für die Girls, wobei jedoch zum Leidwesen der männlichen Zuschauer nur Letzterer eine Oben-Ohne-Szene zu absolvieren hat. Und mit dem französischen Ex-Bondgirl Claudine Auger und dem B-Movie-Bösewicht Miguel Angel Fuentes hat man noch einen weiteren klingenden Namen und gern gesehene Darsteller – im wahrsten Sinne des Wortes – mit an Bord.
An der DVD aus dem Hause CMV-Laservision gibt es auch nicht wirklich etwas auszusetzen. Diese bringt diesen nautischen Mystery-Grusler im Rahmen der beliebten Trash-Collection, wo sich dieser wohl zu den eher unspektakulären Teilen der Serie einreiht. Die Bildqualität ist über weite Teile ganz gut ausgefallen, nur die Szenen in der Nacht sind teils arg finster ausgefallen. Der Ton bzw. die Musik von Stelvio Cipriani geht auch ganz gut ins Ohr und bietet keinen Anlass zur Kritik. Neben dem Originaltrailer und einer alternativen Fassung in englischer Sprache, die nochmals um 10 Minuten länger ausgefallen ist, gibt es noch den alten deutschen Titelvorspann, entfallene Szenen, eine hübsche Bildergalerie sowie den Trailer zum affigen Primaten-Schocker „Ape“, der ebenfalls vor Kurzem in der selben Reihe erschienen ist. Und für alle, die keine der knapp 400 Hochglanz-Buchboxen mehr ergattern können, gibt es diesen Abenteuerfilm für alle Interessierten auch noch in einer normalen Amaray-Hülle zum brieftaschenfreundlichen Nice-Price.
Abschließend ist zu sagen, dass es sich mit „SOS SOS SOS Bermuda Dreieck“ um einen eher zahmen, weil größtenteils doch etwas langatmigen Vertreter der von mir so hoch-geschätzten Trash-Collection handelt, der mich trotz eindrucksvollen Cast inklusive Alltime-Hero Hugo Stiglitz nicht wirklich überzeugen konnte. Ein, zwei blutige Details weniger und der Film würde sich auch für das belanglose Nachmittagsprogramm eines privaten Senders eignen. Die Geschichte über mysteriöse Begebenheiten im Bermuda-Dreieck wurde ja weitgehend verschenkt und so was wie Spannung kommt auch nur in Ausnahmefällen auf. Wäre die doofe Puppe nicht gewesen, wären wenigstens noch die Seefahrtsfilmfreunde etwas auf ihre Kosten gekommen. Da ist dann wohl selbst der Familiennachmittag am Kinderbecken noch actionreicher und so kann ich beim besten Willen für dieses feuchtfröhliche Filmchen auch nicht mehr wie 3 bis 4 von 10 Mistkübeln auf der mit 10 begrenzten Skala geben. Ein lahme Streifen, von dem man tatsächlich „seh-krank“ werden kann. Das er es auch wesentlich besser kann hat Herr Cardona Jr. mit „Blutgericht am Amazonas“ ja sehr eindrucksvoll bewiesen. Der rockt im Gegensatz zu diesem lahmen "SOS Bermuda Dreck“ auch ganz gewaltig und macht wesentlich mehr Spaß. Gespannt bin ich jedoch schon auf sein Werk „Tornado“, von dem ihr hier dann in Kürze mehr erfahren werdet.
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@ Jochen,
Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=4564
Vielen Dank nochmals dafür!!!
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danke, könntest du vielleicht nur im letzten Absatz das noch so formulieren:
Der rockt im Gegensatz zu diesem lahmen “SOS-SOS-SOS Bermuda-Dr(ei)eck” auch ganz gewaltig und macht wesentlich mehr Spaß.
Das Wortspiel Dreieck/Dreck find ich ja ganz lustig
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*grins*
Habs mal geändert.
jogiwan schrieb:
danke, könntest du vielleicht nur im letzten Absatz das noch so formulieren:
Der rockt im Gegensatz zu diesem lahmen “SOS-SOS-SOS Bermuda-Dr(ei)eck” auch ganz gewaltig und macht wesentlich mehr Spaß.
Das Wortspiel Dreieck/Dreck find ich ja ganz lustig
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Hehe, danke! Das Filmchen ist ja eher nicht so der Burner, aber ich glaub, ich muss in diesem Leben wirklich noch einen Hugo Stiglitz-Fanclub gründen
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jogiwan schrieb:
Hehe, danke! Das Filmchen ist ja eher nicht so der Burner, aber ich glaub, ich muss in diesem Leben wirklich noch einen Hugo Stiglitz-Fanclub gründen
LoooL, mach das.
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