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Das Leben von Daniel Kane (Bruce Abbott) verläuft eigentlich ganz beschaulich. Er studiert sehr erfolgreich unter dem renommierten Gehirnchirurgen Dr. Carl Hill (David Gale) an der Miskatonic Uni-Klinik von Arkham in Massachusetts und ist mit der hübschen Megan, der Tochter des örtlichen Uni-Dekan Dean Halsey zusammen. Doch das ruhige Studentenleben ändert sich schlagartig, als der europäische Student Herbert West (Jeffrey Combs) in sein Leben tritt. Dieser experimentierte in der Schweiz mit Dr. Gruber bis zu dessen mysteriösen Ableben an einem seltsamen Serum, das den Tod überlisten soll. Nun ist er in die USA gekommen um mit Hilfe eines Forschungsstipendiums bei Dr. Hill seine bizarren Versuche weiterzuführen. Und da Herbert ein Zimmer sucht und Daniel gerade eines zu vergeben hat, zieht der undurschaubare Student trotz einiger Einwände von Megan bei Daniel ein.
Eines Nachts ist Rufus, die Katze von Daniel verschwunden und wird wenig später von der schockierten Megan tot in einem Kühlschrank in Herberts Zimmer gefunden. Dieser beteuert, dass er die Katze bereits tot aufgefunden hat und mit deren Ableben nichts zu tun hat. Doch in derselben Nacht findet Daniel die Katze quietschfiedel und ziemlich aggressiv im Keller wieder, wie dieses gerade wie von Sinnen Herbert attackiert. Nur mit Mühe werden beide Herr über das tobende Tier, dass aufgrund einer Konfrontation mit der Kellerwand neuerlich sein Leben lässt. Herbert verrät ihm, dass er die Katze mit Hilfe eines geheimnisvoll-leuchtenden Serums wieder zum Leben erweckt hat. Als Daniel das bezweifelt wird die interimsmäßig verstorbene Katze kurzerhand nochmals ins Leben zurückgeholt. Daniel ist angesichts dieser eindringlichen Demonstration zwar ziemlich irritiert, wird jedoch von Herbert zu einem weiteren Test überredet. Da Daniel Zugang zum Leichenschauraum der Uni-Klinik hat, soll das nächste Experiment an einem verstorbenen Menschen stattfinden.
Gesagt, getan befinden sich die beiden wenig später auch schon inmitten zahlreichen Leichen, die aber aufgrund diverser Verletzungen nicht unbedingt als Versuchsobjekte geeignet sind. Doch bevor die beiden unverrichteter Dinge von dannen ziehen müssen, wird doch noch ein kürzlich am Herztod Verstorbener für das Experiment gefunden. Und tatsächlich schafft es Herbert nach zweimaliger Injektion ins Rückenmark den Toten ins Leben zurückzuholen. Doch das Versuchsobjekt ist wenig dankbar, extrem gewaltbereit, geht auf die beiden Studenten los und tötet in einem Handgemenge auch den herbei geeilten Dekan Halsey. Daniel und Herbert können den Wiedererweckten zwar aus dem Weg räumen, sehen sich allerdings mit einem toten Dekan einem weit größeren Problem auseinander gesetzt. Kurzerhand wird daher auch dieser mittels Serums-Injektion ins Leben zurückgeholt.
Der reanimierte Dekan ist jedoch auch ziemlich aggressiv, nicht mehr Herr seiner Sinne und landet prompt in einer Gummizelle, wo er von Dr. Hill untersucht wird. Und da dieser sowieso auf Megan ein Auge geworfen hat, ist es für ihn umso besser, dass ihr puritanischer Vater auf diese Weise aus dem Weg geräumt wird. Und natürlich merkt er bei einer Untersuchung auch, dass der Dekan längst in Plastik eingehüllt auf einer Barre liegen müsste anstatt in einer Zwangsjacke herumzutoben. Hill stattet Herbert West in seinem Kellerlabor einen Besuch ab und entdeckt dabei auch das Serum. Als er den Studenten jedoch erpressen möchte, greift dieser im Zorn zu einer Schaufel und enthauptet den raffgierigen Doktor. Danach erweckt er jedoch Körper und Kopf getrennt wieder zum Leben und verursacht dadurch ungeahnte Reaktionen. Denn der bösartige Dr. Hill hat selbst zweigeteilt noch ein paar telepathische und äußerst bösartige Überraschungen bereit, mit denen niemand gerechnet hat. Und damit fangen die Probleme für Daniel und Herbert auch erst so richtig an…
Eine Inhaltsangabe zu einem Film wie „Re-Animator“ zu schreiben ist wohl wie Perlen vor die Säue zur werfen. Es wird wohl nicht viele geben, die diesen absoluten Kultklassiker aus den Untiefen der Achtziger-Jahre noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Stuart Gordons Erstlingswerk, das lose auf einer sechsteiligen Auftragsarbeit von H.P. Lovecraft aus dem Jahre 1922 für ein Magazin basiert, verbindet in gelungener Machart eine abstruse Geschichte in der besten Tradition von Frankenstein, mit heftigen Splattereinlagen und einem tiefschwarzem Humor, dies es bis dato in der Form noch nicht gegeben hat. Der Rest ist Geschichte: „Re-Animator“ rettete ein ganzes Genre vor der künstlerischen Stagnation, brachte Regisseur und Darsteller Kultstatus, Produzent Brian Yuzna eine volle Portokassa und ist bis heute noch immer Vorbild für Generationen von hoffnungsfrohen Horrorfilmregisseuren und -Innen.
Und selbst wer mit Filmen aus den Achtzigern so seine Schwierigkeiten hat – und dazu zähle ich mich zweifelsfrei – muss neidlos zugestehen, dass „Re-Animator“ auch nach über 20 Jahren auf dem Buckel noch immer gut funktioniert. Der Film kommt rasant in Fahrt und hält sein hohes Tempo auch bis zum absolut grotesken Finale. Das Personen diesen Film als eher langweilig in Erinnerung haben, liegt wohl daran, dass diese den sogenannten R-Rated- oder Integral-Fassung gesehen haben, der in dieser Form jedoch nie von Regisseur Stuart Gordon vorgesehen war. Weil man in Amerika den Film auch in einer sogenannten R-Rated-Fassung unter die Leute bringen wollte, hat man einfach vorwiegend Dialogszenen, die den Film unnötig an Tempo nehmen und eigentlich auch am Schneidetisch zum Opfer fallen sollten, wieder in den Film integriert. Weit verbreitet im europäischen Raum ist jedoch die Fassung in der die verlängerten Dialogszenen wieder in die Unrated-Fassung integriert wurden. Trotzdem bleibt wohl die einzig-empfehlenswerte Version der Directors Cut mit einer Länge von 82 Minuten, in dem einfach alles stimmt.
Über die Geschichte des sonderlichen Studenten aus dem Land der Schoggi und des Käsefondues, der als moderne Frankenstein-Variante allerlei totes Ausgangsmaterial zum Leben erweckt , sollte zwar nicht genauer nachgedacht werden und auch vieles bleibt ungeklärt, doch wer braucht schon wissenschaftliche Relevanz und eine schlüssige Handlung, wenn das Tempo, der tiefschwarze Humor und der Gore-Anteil so großartig ausgefallen ist, dass man in der zweiten Halbzeit gar nicht richtig zum Durchatmen kommt. Denn wenn die erste menschliche Leiche erst einmal reanimiert ist, gibt es kein Halten mehr und Regisseur, Darsteller und FX-Team laufen zur absoluten Höchstform auf. Dass es sich dabei um ein B-Movie mit Produktionskosten um die 900.000 Dollar handelt, sieht man den Film abgesehen von fehlenden Außenaufnahmen eigentlich auch zu keiner Sekunde an. Die Effekte sind gut und vor allem blutig realisiert und auch die Ausstattung erinnert bei diesem B-Movie ausnahmsweise auch mal an ein richtiges Krankenhaus.
Bei den Darstellern muss man neidlos zugestehen, dass mit Jeffrey Combs als Herbert West und dem toupet-tragenden David Gale als Dr. Carl Hill zwei absolute Darsteller gecastet wurden, um die man im normalen Leben wohl lieber einen weiten Bogen machen würde. Beides Wissenschaftler, die sich einen Dreck um medizinische Ethik scheren und die bei ihren Versuchen auch nicht sonderlich zimperlich mit ihrem menschlichen Ausgangsmaterial umgehen. Jeffrey Combs hat seit seinem Debut auch die Rolle des durch geknallten Psychopathen nie mehr richtig abschütteln können. Warum auch, wenn man diese so grandios und einzigartig wie Herr Combs mimen kann. Aber auch Bruce Abbott macht als sympathische Identifikationsfigur Daniel und menschlicher Gegenpol zu den beiden Ebengenannten, der am Ende vor die schwerste Entscheidung seines Lebens gestellt wird, seine Sache sehr glaubwürdig. Der Darsteller, den die meisten von uns am Öftesten vor die Linse gekommen ist, dürfte allerdings Peter Kent, als obdachloser Penner sein, der von West und Kane als Erster in den Genuss einer Reanimation kommt. Kent ist niemand geringerer als Arnold Schwarzeneggers Stunt-Double, der in nahezu allen Schwarzenegger-Filmen körperlichen Einsatz zeigen durfte.
Regisseur Stuart Gordon bekam von Produzent Brian Yuzna den Tipp, seinen ersten abendfüllenden Film im Horror-Genre anzusiedeln. Denn egal, wie mies das Ergebnis ausfallen würde, ein Horror-Film mit einem Budget unter 1 Million US-Dollar würde immer seine Ausgaben einspielen. Und Yuzna sollte natürlich recht behalten. „Re-Animator“ war so erfolgreich, dass er seine Kosten im Nu einspielte und sogar noch 2 Sequels folgen sollten. Aktuell ist sogar ein vierter Teil namens „House of Re-Animator“ angekündigt bzw. in Produktion, in dem West und Kane wieder gemeinsam ordinieren sollen. Der 1947 in Chicago geborene Regisseur stammt ursprünglich aus der Theater-Ecke und hat später vornehmlich Horror-Filme gedreht, von denen die meisten in Genre-Kreisen auch sehr bekannt sind. So folgte kurze Zeit darauf das Sci-Fi-Splatterwerk „from beyond“ , bei dem es sich wie auch beim 1995 gedrehten „Castle Freak“ und dem 2001 entstandenen „Dagon“ neuerlich um adaptierte Werke von H.P. Lovecraft handelt.
„Re-Animator“ ist trotz Indizierung aber ein Film, den die meisten schon zuhause in irgendeiner Form im Regal stehen haben werden. Trotzdem zählt die neue VÖ des Films aus dem Hause CMV-Laservision wohl zu der liebevollsten Version dieses grandiosen Kult-Klassikers in deutschsprachigen Landen. Neben der knapp 82-minütigen Version als Hauptfilm in guter Bildqualität, bietet der Silberling als Bonus noch die bereits erwähnte Extended-Version, die längere Dialogszenen und leicht veränderten Handlungspassagen aufzuweisen hat, die dem Tempo des Films jedoch nicht förderlich sind und auch von Stuart Gordon niemals gut geheißen wurden. Das der fertige Film jedoch anscheinend aus 2 Synchron-Fassungen zusammengenippelt wurde, muss in Kauf genommen werden, fällt aber imho nicht so sonderlich ins Gewicht, da bei de Versionen sehr professionell angefertigt wurden. Wer sich dennoch daran stößt, kann „Re-Animator“ natürlich auch im noch böseren Originalton mit optionalen, deutschen Untertiteln ansehen. Neben einem launigen Audiokommentar mit Regisseur Gordon gibt es eine weitere Tonspur mit einem Audiokommentar der Hauptdarsteller und Produzent Brian Yuzna. Als Draufgabe noch zahlreiche Trailern und TV-Spots, eine entfallene Szene, sowie die obligatorische Bildergalerie die mit Musik aus dem Film unterlegt ist, die nicht nur zufälligerweise an Bernhard Herrmanns Kompositionen von Hitchcocks „Psycho“ aus dem Jahre 1960 erinnern.
Stuart Gordons „Re-Animator“ ist und bleibt einer der ganz großen Kultklassiker aus dem Horror-Genre, der diesen nicht aus seiner mangelnden Verfügbarkeit , sondern vollkommen zurecht aus vielerlei guten Gründen besitzt. In 82-minütigen Directors Cut Stuart Gordons Erstlingswerk eine kurzweilige Wundertüte aus schwarzhumorigen Einfällen, moderner Frankenstein-Adaption, blutigen Splatterorgien und einem sympathisch-unsympathischen Cast, dem man förmlich ansieht, wie die seinerzeitigen Dreharbeiten Spaß gemacht haben müssen. Ein richtungsweisender Film, der Filme wie „Braindead“ erst möglich gemacht haben und dessen Einfluss in unzähligen Filmen wiederzufinden ist. Und mit der schicken DVD mit den zwei unterschiedlichen Covern von CMV-Laservision bekommt man das Ganze nun auch in einer mehr als würdigen Form für den Pole-Position-Platz in der heimischen Horror-Sammlung serviert. Daher kann es an dieser Stelle auch für Neu-Einsteiger, sowie auch den Besitzern von anderen Veröffentlichungen dieses grandiosen Filmes auch nur eine ausdrückliche Empfehlung geben.
Beitrag geändert von jogiwan (15.July 2008 17:38:57)
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@ jogiwan
Danke für das Review!!! Ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=3901
Ich bin mir nicht mehr sicher, welche Version ich damals gesehen habe. Hatte bislang nur die US-DVD von Elite Entertainment, und dort ist die 86 Minuten Version drauf.
Aber ist auch schon viele Jahre her, dass ich den Film gesehen hatte, vielleicht wirkt er heute etwas anders auf mich.
Aber die beiden Nachfolger kenne und habe ich auch - wird also Zeit die mal wieder zu schauen
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