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Blutgericht am Amazonas:

Ein abgehalfterter Fährtensucher namens Gringo (Stuart Whitman) trifft auf einer Fähre zufällig auf die beiden Goldsucher Zapata und Haro. Beide begleiten seit geraumer Zeit eine Goldgräberausrüstung, die mittels eben erwähnter Fähre an einen Exil-Deutschen und Alt-Nazi namens Klaus Fromberg (Donald Pleasance) geliefert werden soll. Frommberg scheint im undurchdringlichen Dschungel des Amazonas auf eine Goldader gestoßen zu sein. Und der Plan der Beiden lautet, Fromberg zu dieser Goldader zu folgen und ihm das wertvolle Gut notfalls auch gegen seinen Willen wegzunehmen.

Dieses Unterfangen benötigt natürlich jemanden, der Land und Leute kennt und Gringo scheint der geeignete Mann für diese Job zu sein. Doch Gringo ist zuerst widerwillig, da er vor einigen Jahren eine unliebsame Begegnung mit Eingeborenen im Dschungel hatte und dabei 5 seiner Freunde auf abscheuliche Weise verlor. Seitdem hat der dem Materialismus bzw. der Gier nach wertvollen Rohstoffen abgeschworen. Doch er willigt schlussendlich ein, da er mit Frommberg noch eine Rechnung offen hat. Beim Ausladen der Ausrüstung kommt es am Hafen dann auch gleich zur ersten Konfrontation der Beiden. Später macht sich Fromberg samt seiner getreuen, amazonenhaften Morimba und Ausrüstung auf den Weg in den Dschungel. Gringo beschliesst mit den beiden Goldsuchern und ein paar Eingeborenen einen anderen Weg zu wählen, der jedoch ungleich gefährlicher ist. Und es dauert nicht lange, bis der hoffnungsvolle Trupp auf die ersten Alligatoren und Treibsandlöcher stößt.

Ungefähr zur gleichen Zeit sind 3 Angestellte einer Ölfirma damit beschäftigt Erdproben zu nehmen. Bei dieser Tätigkeit stößt Nick (Clark Jarrett) auf ein Grab mit 5 Leichen, die mit einem beeindruckenden Diamantenschatz, jedoch ohne Köpfe begraben wurde. Es handelt sich um die Freunde von Gringo, die anscheinend auf eine sagenumwobene Höhle mit blauen Diamanten gestoßen sind, jedoch auf ihrem Rückweg von sogenannten Kopfjägern überfallen und getötet wurden. Gemeinsam mit seiner Kollegin Barbara (Ann Sidney) legt er das Grab frei, als die beiden von Kopfjägern umzingelt werden. Nick wird verletzt, beide flüchten in eine Höhle, finden dort tatsächlich eine Mine mit blauen Diamanten und Nick wenig später auch noch den Tod.

Die kreischende Barbara wird wiederum von der bereits dezimierten Mannschaft Gringo und seinen Männern aufgelesen und gemeinsam wird beschlossen mit den Diamanten zum Hafen zurückzukehren. Doch wie so oft überkommt den Männern die Gier den Schatz für sich alleine zu beanspruchen. Und auch Fromberg ist nicht bereit seinen Goldschatz mit irgend  jemanden zu teilen und die kampferprobte Morimba endet heimtückisch in einem Pyrania-Becken. Und so kommt es wie es kommen muss. Der Bodycount steigt und nur wenige der hoffnungsvollen Abenteurer gelangen auch wieder zum Hafen zurück. Doch auch dort wartet noch eine letzte, große Gefahr auf die verbliebenen Schatzsucher…

Holla die Wald- bzw. Dschungel-Fee: in „Blutgericht am Amazonas“ kommt ja wirklich so einiges für den Abenteuer-Genre-Fan zusammen. Abgehalfterte Helden, gierige Goldsucher, erbarmungslose Eingeborene mit Hang zum Köpfe sammeln, nackte Tatsachen, ein bisschen Splatter und ein Nazi mit Allmachtsfantasien. Garniert ist das Ganze mit jeder Menge Grünzeug, imposanten Naturkulissen und B-Movie-Stars soweit das Auge reicht. Und mit Stuart Whitman wartet dieser mexikanische Film aus dem Jahre 1985 sogar mit einem Oscar-nominierten Schauspieler auf. Dieser spielt die Rolle des griesgrämigen Fährtenleser mit Busch-Traumata auch ganz solide. Oscarverdächtig ist aber weder die Story noch die Leistung von Whitman oder den restlichen Schauspielern. Allerdings hat „the Treasure of the Amazon“, so der Alternativtitel, doch einen recht hohen Unterhaltungswert. Der Film startet von der ersten Minute an mit ordentlich Tempo, hat dann zwar einen leichten Durchhänger in der Mitte, gibt dann aber gegen Ende nochmals richtig Gas und erfreut den Zuseher mit einer hübsch-geklauten Splatter-Szene, die selbst Onkel Lucio nicht besser hinbekommen hätte.

Die Story von den hoffnungsfrohen Goldgräbern, die dann in der grünen Hölle nahezu allesamt Opfer ihrer eigenen Gier werden ist auch nicht unbedingt neu und durfte schon für zahlreiche Abenteuerstreifen herhalten. Allerdings gibt die Rolle des Klaus Fromberg dem Film einen doch eher ungewöhnlichen Touch. Dieser ist nämlich ein deutscher Nazi im Exil, der seine weibliche Begleitung zärtlich Dobermann nennt, Angst vor jüdischen Verfolgern hat und mit dem gefundenen Gold am Liebsten das dritte Reich wieder auferstehen lassen möchte. Doch nur in der internationalen Version. Dem deutschen Verleih war dieser Handlungsstrang dann wohl auch zu heftig, sodass er neben anderen Szenen und Gore einfach raus geschnitten und entschärft wurden. Verkörpert wird Frommberg, der im Original Klaus von Blantz heißt, übrigens von Donald „Halloween“ Plesance, der in den Achtzigern wohl zu keiner schlechten Rolle nein sagen konnte.

Weiteres Novum sind aber sicherlich auch die so genannten Kopfjäger, die ein paar kurze Auftritte haben. Wer jetzt an Kopfgeldjäger denkt, ist dabei auf dem falschen Dampfer. Vielmehr handelt es sich bei diesen ominösen Buschbewohnern um halb-kannibalistische Indios, die anscheinend einen Schrumpfkopf-Fetisch ihr Eigen nennen. Die säbeln ahnungslosen Menschen die Köpfe vom restlichen Körper um daraus putzige Schrumpfköpfe zu basteln, die sie sich dann vermutlich auf das Sims des hütteneigenen Bambusofens stellen. Die genauen Beweggründe der Kopfjäger bleiben ja eher im Dunkeln, aber für ein Stirnrunzeln sind sie allemal gut.

Wie bereits erwähnt, gibt’s von „Blutgericht im Amazonas“ mindestens so viele Schnittfassungen wie Alternativtiteln bzw. blauen Diamanten in der Mine. In der vorliegenden Fassung von CMV wurden gegenüber der alten VHS-Fassung einiges an Material im Originalton mit Untertiteln eingefügt. Weitere, entfallene Dialog-Szenen finden sind jedoch im Bonusmaterial. Die längste Fassung dieses mexikanischen Filmes von Rene Cardona Jr.  dürfte wohl u.a. die holländische DVD aus dem Hause Italian (!!!) Shock sein. Ob länger jedoch gleichzeitig besser bedeutet, ist wohl eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss. Die Scheibe von CMV bietet zumindest alle Gewaltszenen und ist mit über 100 Minuten auch nicht gerade kurz ausgefallen und die entfallenen Szenen sind dann auch im Bonus-Bereich zu finden. Die Nr. 43 der Trash-Collection überzeugt weiters mit einem guten Bild und der englischen Originalfassung sowie der – wenn auch nicht durchgehenden - deutschen Synchronisation. Als Bonus gibt’s neben den erwähnten Szenen auch noch den deutschen, sowie des US-Trailer und eine umfangreiche Bildergalerie.

Als besonderes Special gibt’s dann aber auch noch eine S/W-Doku namens „Cannibal World“, die mehr als sonderlich ausgefallen ist. Der Film in bester Mondo-Manier über die Riten und Sitten von Inselvölkern des Atlantiks selbst stammt anscheinend aus dem Jahre 1956, verwendet jedoch Material eines anderen Filmes aus dem Jahre 1931. Dementsprechend ist dann auch die Qualität. Zu den verwackelten Bildern gibt es dann einen Kommentar aus dem Off, der mit allerlei rassistischen Klischees und dubiosen Ansagen „glänzt“. So werden alle Inselvölker als Kannibalen- bzw. Ex-Kannibalen bezeichnet, die nicht bei drei auf den Palmen sind. Und wenn außer Tanzen und Plantschen mal etwas anders am Tagesplan steht, dann müssen auch die Frauen ran, während die Männer weiter faul am Strand liegen. Weiters war mir bis dato nicht bewusst, dass Mangos einen terpentinähnlichen Beigeschmack haben. Alles in allen bietet „Cannibal Island“ jedoch einen teilweise humorvollen, teils erschreckenden Einblick in die längst überholte Denkweise der Menschen Mitte der Fünfziger und ihrer Angst vor allem Unbekannten.

Aber zurück zur Hauptattraktion: „Blutgericht am Amazonas“ ist ein obskurer mexikanischer Abenteuerfilm aus den Untiefen der Achtziger mit zahlreichen B-Movie-Stars in eindrucksvoller Naturkulisse. Tits´n Gore in der grünen Hölle, in Mexiko gedreht und mit einer belanglosen Story im damals beliebten Doku-Style, der wohl keinen Genre-Fan enttäuschen wird. Mir hat es jedenfalls gut gefallen und für den kurzen Auftritt von Hugo Stiglitz (dieses Mal ohne „e“ im Nachnamen), der Auftritt vom kleinen Äffchen bei der Ausgrabung und den hoffungslos-überzogenen Pflaumensturz von Barbara gibt’s sowieso nochmals Extra-Punkte. Und da auch das Bonusmaterial recht schön ausgefallen ist, kann es an dieser Stelle auch nur eine klare Empfehlung für diese obskure Abenteuer-Granate mit all ihren liebevollen Stärken und Schwächen geben. In diesem Sinne: welcome to the jungle…

Beitrag geändert von jogiwan (20.March 2007 18:59:26)