project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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In der überfüllten Moorpark-Jugendstrafanstalt herrscht ein harter Gefängnis-Alltag. Die jugendlichen Straftäter machen sich gegenseitig das Leben schwer und Quälereien und sexuelle Erniedrigungen stehen am Tagesprogramm. Vor allem der Skinhead Steve (Stephen Wright) und sein großgewachsener Kumpel Lewis (Luke Neal) machen den schwächeren Insassen das Leben zur Hölle. Als sich Davie deswegen nächtens die Pulsadern aufschneidet, werden dessen Zimmerkollegen gemeinsam dem kriminellen Neuzugang Callum (Toby Kebbell) und Aufseher Jed (Sean Pertweel) auf eine menschenleere Insel verfrachtet um in der dortigen Abgeschiedenheit eine Lektion in Teamgeist, Zucht und Ordnung zu lernen.
Die Jugendlichen sind jedoch angesichts der bevorstehenden Erfahrung wenig begeistert und auch innerhalb der Truppe kommt es immer wieder zu Anfeindungen und Aggressionsausbrüchen. Nachdem das Lager auf einer Lichtung aufgeschlagen wurde, stoßen Steve und Lewis bei einem Erkundungstrip auf einen Penner, der in den Ruinen eines ehemaligen Klosters haust und auch noch ein weiterer, dreiköpfiger Erziehungstrupp findet sich auf dem ehemaligen Army-Übungsplatz ein. Das weibliche Pendant zu den Nachwuchskriminellen samt Aufseherin Louise aus der nahegelegen Erziehungsanstalt Temple-Park, die ihren männlichen Kollegen verbal in keinster Weise nachstehen.
Als der Penner jedoch kurze Zeit später mit aufgerissener Kehle gefunden wird, verschärft sich die Lage. Als auch noch sämtliche Handys verschwunden sind und der Trupp ohne Kontakt zur Außenwelt auf der Insel festsitzt, liegen die Nerven erstmals blank. Als Blue am nächsten Morgen an der Wasserstelle nur noch die Überreste seines Kumpanen Jethro findet ist eines klar: ein weiterer Gast hat sich auf der Insel eingefunden, der den Jugendlichen wenig freundlich gesinnt ist. Mit Armbrust, Schäferhunden und gemeinen Fallen macht dieser nun Jagd auf jugendlichen Bankräuber, Mörder und Sexualstraftäter. Doch anstatt in dieser aussichtslosen Situation zusammenzuhalten, eskaliert die Stimmung bei den Jugendlichen und auch die Frage nach dem Warum birgt noch eine große Überraschung...
Aus England kommen ja neuerdings durchaus begutachtenswerte Horrorfilme der neueren Generation. Interessante Drehbücher bzw. Abwandlungen bekannter Thematiken und diese dann rasant und äußerst blutig mit unverbrauchten Gesichtern sehr professionell inszeniert. Und so steht Michael J. Bassetts „Wilderness“ durchaus in der Tradition von „28 days later“, „Dog Soldiers“ und „The Descent“. Jedoch ist die Bedrohung dieses Mal nicht übernatürlich, sondern durchaus (zwischen-)menschlicher Natur. Die Idee zu „Wilderness“ ist ja durchaus interessant und auch die Atmosphäre ist stimmig, allerdings muss auch gesagt werden, dass doch einige (grobe) Patzer das Filmvergnügen etwas trüben.
So ist der Grundplot doch etwas fragwürdig. Einen Trupp von jugendlichen Kriminellen mit einer einzigen Aufsichtsperson auf eine einsame Insel ohne Kontakt zur Aussenwelt zu schippen ist ja wohl eher unwahrscheinlich und entspricht auch nicht dem modernen Strafvollzug. Darüber sollte wohl nicht näher nachgedacht werden. Außerdem ist die Charakterisierung der Darsteller doch äußerst eindimensional, Klischee-lastig, wenn nicht sogar etwas ärgerlich geraten. Da wäre einerseits der grundböse Skinhead mit Hakenkreuz-Tattoo, der auch nix dagegen hat, sich von seinen Zellenkumpanen einen lutschen zu lassen. Sein dumpf-naiver Kumpel Lewis, der zwar über genügend Kraft, jedoch wenig Gehirnmasse verfügt und sich von Steve zu allerlei Bosheiten aufstacheln lässt. Der Sexualstraftäter Blue (Latino), der an mangelnden Selbstbewusstsein leidet, der Drogendealer Jethro (natürlich schwarz) und schlussendlich der undurchsichtige Callum, eine tickende Zeitbombe menschlicher Natur. Andererseits hätte das Gezeigte auch mit Pfadfindern und anderen sympathischen Jugendlichen, die ja nichtsdestrotz auch noch irgendwo existieren sollen, wenig Sinn
Sympathieträger und Identifikationsfiguren sucht man jedenfalls im gesamten Film vergeblich, was anscheinend auch der FSK ordentlich ein Dorn im Auge war. Die hat eine Freigabe bei der ersten Vorlage des Films dann auch gleich verweigert. Die Darstellung der Jugendlichen als gewaltbereite Loser, für die Gewalt das einzige Mittel der Kommunikation und Problemlösung darstellt, ist in Zeiten von Amokläufen vielleicht auch etwas unsensibel. Allerdings wird – meiner bescheidenen Meinung nach - jedoch auf eine Glorifizierung der Charaktere bzw. der Gewalt verzichtet. Ich fand jedenfalls alle Charaktere durch die Bank sehr unsympathisch. Aber dass sich junge Engländer vor allem im Sommer auf Inseln meist sehr unpassend zu benehmen wissen, ist ja auch landläufig bekannt. Lässt man diese Punkte jedoch etwas unberücksichtig, so bleibt unterm Strich doch ein kurzweiliger und rasanter Outdoor-Film mit unverbrauchten Darstellern und unverbrauchter Gegend, der nach einer gewissen Anlaufzeit auch durchaus unterhalten kann. Nach dem ersten Angriff stimmt jedenfalls das Timing und dem Zuseher bleibt kaum mehr Zeit zum Durchatmen.
Wie bereits erwähnt, hat es die FSK mit „Wilderness“ nicht sonderlich gut gemeint. Während die BBFC eine Freigabe ab 15 für angebracht hielt, sind dem deutschen Publikum die unreflektierten Handlungen der gewaltbereiten Jugendlichen nicht zumutbar und der Film musste für die mir vorliegende 16er Freigabe auch ordentlich Federn lassen. Einige Gewaltschnitte waren jedenfalls schon mehr als offensichtlich, wobei anscheinend auch Handlungsschnitte getätigt wurden. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt sind: So lobens- und wiederholungswert es von „Legend“ auch ist, uns gratis eine DVD zur Verfügung zu stellen, so kann und will ich für eine verstümmelte DVD nun mal keine Kaufempfehlung aussprechen. Es soll jedoch zu einem späteren Zeitpunkt eine ungeschnittene SE mit umfangreichen Bonusmaterial erscheinen. Es wäre daher schön, wenn uns „Legend“ zu dem Zeitpunkt auch eine ungekürzte Version zur Verfügung zu stellen *liebschau*, damit ich zu der vollständigen Version inklusive aller ungekürzten Effekte und dem Bonusmaterial noch ein paar Worte verlieren können.
Doch unterm Strich bleibt ein Film, der in seiner ungekürzten Form sicherlich dem einschlägigen Filmfreund zu empfehlen ist. Hochgeistiges, Ausgeklügeltes oder Genre-Überraschungen sollte man sich jedoch nicht erwarten. „Wilderness“ ist pure Hirnabschalt-Horror-Unterhaltung, mit überdurchschnittlicher Inszenierung und passablen schauspielerischen Leistungen für den Moment, aber definitiv kein Statement zur emotionalen Lage unserer Jugend. Wer sich jedenfalls durch permanentes „Fuck“, weiteren derben Ausdrücken aus der Ghetto-Kiste und gewollt-unsympathischen Charakteren über die gesamte Laufzeit nicht abschrecken lässt, der sollte bei Erscheinen der ungekürzten Special Edition auch ohne Weiteres einen Blick riskieren. Ich fand „Wilderness“ mit - oben erwähnten - 2, 3 Punkten Abzug in der B-Note jedenfalls mehr als okay!
Beitrag geändert von jogiwan (05.December 2006 17:36:48)
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Ok ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/inde … ge_id=1881
Vielen Dank nochmals!
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Thx auch von meiner Seite. Sicherlich nicht mein bestes Review, aber war auch nicht der beste Film... Hoff auch, der Absatz über die zensierte DVD ist kein Problem. Anecken möchte man ja nicht, aber das die da eine gekürzte VÖ schicken... naja, find ich nicht so gut! Wenn die SE kommt, kann man das Ganze ja eventuell noch ein bisserl ausbauen.
Beitrag geändert von jogiwan (05.December 2006 21:10:23)
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jogiwan schrieb:
Thx auch von meiner Seite. Sicherlich nicht mein bestes Review, aber war auch nicht der beste Film... Hoff auch, der Absatz über die zensierte DVD ist kein Problem. Anecken möchte man ja nicht, aber das die da eine gekürzte VÖ schicken... naja, find ich nicht so gut! Wenn die SE kommt, kann man das Ganze ja eventuell noch ein bisserl ausbauen.
Nö, ist kein Thema. Habe ich ja gesagt das du es ruhig anmerken kannst. Hab es auch so in der mail an LEGEND formuliert und zwecks der SE angefragt, insofern die uncut erscheint.
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Nachsatz:
Freundlicherweise hat uns Legend Entertainment nun auch die Ende März 2007 erschienene Uncut-DVD zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank an dieser Stelle! Die Scheibe im Slim-DVD-Pack in hübschen Pappschuber mit Rucksack-Optik bietet den Film neuerlich in bereits erwähnter guter Bildqualität in der englischen Original-Fassung, der deutscher Synchronisation, Untertitel in beiden Sprachen, sowie den Trailer. Diese Fassung ist durch eine Juristen-Kommission geprüft, strafrechtlich somit unbedenklich und somit ca. 2 ½ Minuten länger als die bereits im Vorjahr erschiene FSK-16 Version, auf die sich auch das bereits veröffentlichte Review stützt.
Die längere Version macht zwar auch nicht die bereits erwähnten Abzüge und dramaturgischen Schwächen der gekürzten Version wett, allerdings kommt die Gore-Fraktion schon weit mehr auf ihre Kosten. Und da ich dort eine Teilzeit-Mitgliedschaft habe, hat auch mir natürlich „Wilderness“ in der ungekürzten Fassung wesentlich besser gefallen als in der „neu bearbeiteten Version“. Die Effekte sind teils gar nicht so ohne und vor allem die Hundeattacke und das "Bein vs. Bärenfalle" sind in der ungekürzten Fassung schon recht deftig ausgefallen. Zum Highlight reicht es zwar noch immer nicht, aber „Wilderness“ ist nichtsdestotrotz ein für den Genre-Freund empfehlenswerter Streifen, der mit ein paar netten Ideen, nihilistischer Grundstimmung und harten Effekten in der ungekürzten Variante dank gutem Tempo sehr gut unterhalten kann. Sicherlich kein Film, den man sich öfters aus dem Regal kramen wird, aber für einen spannenden und kurzweiligen Filmabend reicht es auf jeden Fall.
Beitrag geändert von jogiwan (13.April 2007 10:42:59)
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@jogiwan
Das Update zu deinem Review ist nun auch Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=1881 - Vielen Dank nochmals dafür!!!
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