project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Der Außenseiter Byung-Gu ist fest davon überzeugt, dass Außerirdische längst unter uns weilen und das drohende Ende der Welt kurz bevor steht. Gemeinsam mit seiner naiven Freundin Sooni entführt er in einer Nacht- und Nebelaktion Kang, den Vorsitzenden einer großen Chemiefabrik, den Byung-Gu für den Anführer der Alien-Invasion hält. Da diese Aliens vom Planeten Andromedar allerdings dem Menschen sehr ähneln, und nur durch die höhere Schmerztoleranz zu unterscheiden sind, macht sich Byung-Gu nun daran, Kang in seinem selbstgebauten Forschungs- und Folterkeller in seinem abgelegenen Haus mit allerlei skurrilen und umso schmerzhafteren Tests zu enttarnen.
Doch der entpuppt sich nicht nur als äußerst widerstandsfähig und zäh, sondern auch noch als Schwiegersohn des örtlichen Polizeipräsidenten. Am Tatort der Entführung finden die Ermittler ein Medikament gegen Angstzustände, welches Byung-Gu verloren hat und kurz darauf befinden sich bald dutzende Polizisten auf der Fährte der Entführer. Und während sich der Zuschauer nie sicher sein kann, ob die abstrusen Theorien jetzt aus dem Geiste einer verwirrten Seele entsprungen sind, oder doch die Realität darstellen, spitzt sich die Lage in dem Keller des abgelegenen Hauses immer mehr zu einem brutalen Psychoduell zwischen dem selbsternannten Retter der Welt und dem vermeintlichen Alien - ein Kampf auf Leben und Tod…
Somit wäre es das erstmal mit der Inhaltsangabe, die habe ich nämlich bewusst sehr kurz und einfach gehalten. „Save the green planet“ ist nämlich einer der Filme, die man möglichst unvorbereitet und ohne Vorkenntnisse sehen sollte, um dadurch die größtmögliche Wirkung erzielen zu können. Nur soviel: dieser koreanische Film aus dem Jahre 2003 ist ein mehr als origineller Genre-Cocktail, der ohne Übertreibung seinesgleichen sucht und auch wirklich die beworbene Achterbahnfahrt sämtlicher Gefühlszustände beinhaltet. Von der Komödie, Drama bis hin zum beinharten Thriller oder Horror wird nichts ausgelassen. Der Zuschauer kann sich jedenfalls in keiner Minute des Films sicher sein, wie er sich in den Minuten entwickelt.
Allerdings sollte man auch gewarnt sein: was laut internationalen Plakaten und auch in der deutschen Ausgabe als turbulent-überdrehte und spritzige Alien-Komödie verkauft wird, entpuppt sich spätestens nach einer halben Stunde als gar nicht mehr so lustig sondern pechschwarz und das Lachen bleibt einem mehrfach im Halse stecken. Auch die grafische Gewalt ist sicherlich nicht ohne und wird für das Mainstream-Publikum auch vom Härtegrad zuviel sein.
Der Film beginnt zwar sehr überdreht mit allerlei Verschwörungstheorien und mit einer Punk-Version von Judy Garlands „somewhere over the rainbow“ aus „der Zauberer von Oz“, aber mit zunehmender Laufzeit ist es mit dieser unbeschwerten Fröhlichkeit dann auch vorbei und der Film entpuppt sich spätestens nach der Halbzeit als ziemlich zermürbendes Außenseiterdrama. Gegen Ende des Filmes klärt sich nämlich auch die Frage, warum Byung-Gu zu dem Soziopathen geworden ist und sich in seine Welt voll (vermeintlicher?) Wahnvorstellungen flüchtet. Trotzdem ist „save the green planet“ so viel mehr als nur das Psychogramm eines Menschen, der durch die Gesellschaft in der er lebt, zu dem gemacht wurde, was er ist, sondern überzeugt auch mit einer gehörigen Portion (unterschwelliger) Gesellschaftskritik. So werden nicht nur die unmenschlichen, koreanischen Arbeitsbedingungen in Großfirmen gezeigt, in denen Aufstände blutig niedergeschlagen werden, gezeigt, sondern auch die Menschheit generell als das blutrünstige Wesen unserer Galaxie. Und als der gefolterte Kang in der wohl dichtesten Szene des Films seinen Widersacher die Frage an den Kopf wirft, warum er die Erde denn überhaupt retten möchte, da weis man auch als Zuschauer wohl angesichts der gezeigten Bilder selbst keine vernünftige Antwort mehr…
„Save the green planet“ ist gleichzeitig aber auch das Regie-Debut von Jang Hoon-Hwang, der sich gleichzeitig auch für das unkonventionelle Drehbuch verantwortlich zeigte. Und Hut-ab für dieses Debut, welches es wohl schwer zu toppen gilt. Der Film erinnert zwar vom Stil her etwas an einen Park Chan-Wook-Film, auch Terry Gilliam lässt herzlich grüssen und das kleine Meisterwerk hat auch zahlreiche Verweise auf andere Sci-Fi-Filme, wie z.B. „Blade Runner“ oder auch Kubricks „2001“, diese jedoch nur als Hommage und auch ohne sich plump daran zu bedienen. Nebenbei bietet „Save the green planet“ noch immer tonnenweise eigenständiges Material und Ideen, sodass es mehr als verwunderlich ist, das der Film gerade im Zuge des „Oldboy“-Hypes vor einigen Jahren weltweit nicht wesentlich mehr Beachtung bekommen hat. Für mich ist „save the green planet“ aber neben dem eben genannten Film von Park Chan Wook, „a tale of two sisters“ und dem gleichfalls grandiosen „my sassy girl“ der Beweiss, das gleich 4 der 10 interessantesten Filme dieses Jahrzehnts trotz abgeflauten Asia-Booms aus dem aufstrebenden Film-Land Korea kommen. Einen Hauch dieser Kreativität und dieser unbeschwerte Umgang mit Genre-Grenzen würde man auch gerne den Filmemachern in Hollywood wünschen.
Das aber der Film so überzeugt liegt auch an den glaubwürdigen Settings. Die Ausstattung ist wirklich grandios und für die Dreharbeiten wurde von den Set-Designern keine Mühen und auch Kosten gescheut um die teils-verzwickten Wünsche des Regisseurs zu erfüllen und seinem Storyboard möglichst nahe zu kommen. Für die einjährigen Arbeiten zu dem Film wurde sogar extra ein Haus aus Müll eines aufgelassenen Bergwerks gebaut und auch das Labor und die restlichen Räume, Aufzeichnungen und Skizzen wurden in mühevoller Handarbeit erstellt.
Rund ein Drittel des Filmes wurde auch am Computer entworfen. Dabei handelt es sich zumeinst um optische Tricks um die abstruse Gefühlswelt von Byung-Gu zu verdeutlichen. Laut Aussage des dafür Verantwortlichen, stand das CGI-Team jedoch unter extremen Zeitdruck, sodass nicht alles zur vollsten Zufriedenheit erledigt werden konnte. Dem Endprodukt merkt man das jedoch in keiner Weise an und die Effekte sind wie die grandiose Musikuntermalung stets stimmig und dezent im Hintergrund.
Auch die Schauspieler überzeugen durch die Bank. Vor allem die beiden Hauptdarsteller bzw. Widersacher. Shin Ha-Kyun als freakiger Byung-Gu kennt man als Asia-Fan bereits aus mehreren Filmen, unter anderen überzeugte er auch schon als Taubstummer in “Sympathy for Mr. Vengeance“ und zwei weitern Filmen von Park Chan-Wook. Seiner vielschichtigen Darstellung ist es auch zu verdanken, dass der Held des Filmes, der für seine Ideale bisweilen sehr weit gehen würde, zu keiner Sekunde in die Lächerlichkeit abdriftet und glaubwürdig bleibt.
Die Rolle des Byung-Gu wurde Ha-Kyun bereits vor 2002 angeboten, als dieser bereits für „Sympahty for Mr. Vengeance“ zugesagt hatte. Das tat ihm laut eigenen Aussagen leid, da er sie gerne gespielt hätte. Als er die Rolle dann ein Jahr später nochmals angeboten bekam, sagte er ohne zu zögern zu.
Auch Baek Yun-Shik als Kang überzeugt einerseits als arroganter Firmenchef und auch als das gefoltere Entführungsoper, dass trotz erlittener Qualen einen unbändigen Überlebenswillen an den Tag legt und verzweifelt versucht, Byung-Gu davon zu überzeugen, dass er kein Alien, sondern doch nur „ein normaler“ Mensch ist.
Den Film selbst gibt es in zwei europäischen Veröffentlichungen. Da gibt es einerseits die englische Doppel-DVD aus dem Hause Tartan (allerdings ohne englische Synchro) und eine deutsche Version von I-On-Media, ebenfalls mit zwei Silberlingen. Die zahlreichen Extras sind nahezu ident und lassen mit zahlreichen Featurettes, Making-Of´s und Interviews auch keine Wünsche offen. Die deutsche Scheibe hat halt neben dem O-Ton und den deutschen Untertitel noch das Extra einer deutschen Synchronisation. Diese Freude wird aber von Beginn an durch eine superfiep-nervige Synchronstimme von Sooni geschmälert, die nicht mal ansatzweise der Originalstimme von Hwang Jeong-Min entspricht. Nichts gegen die Dame persönlich, aber hier wünscht man sich sehnlichst Ersatz herbei. An dieser Stelle aber ohnehin mein obligatorischer Hinweis, dass man sich solche Filme ohnehin im Original mit Untertitel anschauen sollte. Und auch wenn die Tartan-Scheibe über das „noch-eine-Spur“-bessere Bild verfügen soll, sind beide Versionen trotzdem mehr als empfehlenswert.
Und egal, ob man jetzt das „originelle“ Ende mag oder nicht, ich kann „save the green planet“ wirklich mit besten Gewissen allen empfehlen, die sich für unkonventionelle Filme interessieren. Und alle die glauben, sie hätten schon alles gesehen: hier kommt der 118minütige Beweis, dass dieses auf keinen Fall stimmt, auch wenn die Thematik auf den ersten Blick noch so ausgelutscht daherkommt. Ich war wirklich gefesselt, mitgerissen und verblüfft, danach förmlich geplättet. Sowas erlebt man schliesslich auch nicht alle Tage. Herr Jang Jun-Hwan - standing ovations - bitte mehr davon!!!
Beitrag geändert von jogiwan (27.July 2006 16:54:00)
Offline
Sodale, das ging jetzt flotter als erwartet... aber jetzt muss ich erstmal eine Runde Laufen gehen. Später mach ich dann noch schnell ein paar Screenies - sonst halt morgen!
Offline
Hehehe, cooles und interessantes Review - bin mal sehr auf den Film gespannt. Hatte darüber bislang nur gutes gehört.
Sobald die Screenshots da sind mache ich morgen Abend das Review gleich mit fertig - diese bitte wieder an die bekannte e-mail Adresse schicken .
Offline
jogiwan schrieb:
Pics sind grad raus
Japp, sie kommen schon .
Ich machs morgen mit fertig, bin zu kaputt heute - das Wetter ist nicht normal und ich hab wieder den ganzen Tag in der prallen Sonne schaffen dürfen *seufz*.
Offline
jogiwan schrieb:
No stress - is mir eh recht... vielleicht überarbeite ich morgen noch die ein- oder andere Passage
Vor 19:00 / 20:00 Uhr komme ich eh nicht dazu. Kannst ja Bescheid geben wenn du dann fertig bist.
Offline
jogiwan schrieb:
Sodale, ich habe fertig! Sollte mir - wider Erwarten - noch was auffallen, meld ich mich
Ok, hat nun doch etwas länger gedauert, aber ich sitze aktuell am Review und mache das heute auch noch mit fertig.
Eine Sache habe ich geändert, im Review war die Rede von "Korea", habs dann in "Süd-Korea" geändert, da gibts ja auch ein paar Unterschiede.
Offline