project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
geschrieben von jogiwan am 05.06.05
Das idyllische Paris der Gegenwart: zwischen Pantomimen und Strassenpuppentheater, eislutschenden Kindern und Baguette-bewaffneten Erwachsenen, Schmetterlingen und Citroens tummeln sich finstere Gestalten: Terroristen mit Massenvernichtungswaffen in Händen, die nichts Gutes im Schilde führen. Doch keine Sorge - bevor etwas Schlimmeres geschehen kann ist auch schon Rettung zur Stelle. Das Team America, fünf bestens ausgebildete amerikanische Elite-Soldaten im Dienste der Menschheit. Nur schade, dass bei der Rettung der Welt auch der Eifelturm, der Triumpfbogen, der Louvre und auch noch die halbe Pariser Innenstadt in Schutt und Asche gelegt wird. Doch auch der eigentliche Einsatz gelingt nicht ganz und Carson wird - während er seiner Team-Kollegin Lisa einen Heiratsantrag macht - heimtückisch erschossen....
Szenenwechsel: der Broadway-Musical-Star Gary Johnston wird eines Tages nach einer gefeierten Vorstellung von einem Unbekannten angesprochen. Es ist Spottswoode, der Kopf des Team Americas. Gary ist ein begnadeter Schauspieler, der es durch seine Glaubwürdigkeit mühelos schafft, bei seinem Publikum tiefe Emotionen hervorzurufen. Mit seinem Talent soll er als Spion bzw. neues fünftes Mitglied des Team Americas im Mittleren Osten agieren, sich bei den Terroristen eischleussen und deren finstere Pläne ausfindig machen und zerstören. Den Terrorismus ist überall und längst haben sich die finsteren Gesellen verbündet um die Welt entgültig in Chaos und Anarchie zu stürzen. Gemeinsam mit dem an Einsamkeit und Minderwertigkeitskomplexen leidenden, nordkoreanischen Diktator Kim Jong Il soll der ultimative, terroristische Anschlag erfolgen.
Doch Gary ist unschlüssig. Was kann er als Einzelner für den Weltfrieden tun? Er zweifelt an sich selbst, ist unsicher... Doch zwei Minuten, einem Besuch der Abraham-Lincoln-Statue, Heldengräber, weiterer ur-amerikanischen Wahrzeichen und einem schmissigen Song ("freedom isn´t free - there´s a hefty fucking fee...") später ist er überzeugt, besinnt sich seines Patriotismus und seinen neuerlangten Gefühlen Lisas gegenüber und ist nach einer kleinen kosmetischen Veränderung in der Zentrale im Mount Rushmore (wo sonst?) für seinen ersten Einsatz im mittleren Osten bereit.
Doch auch der Einsatz in Kairo gerät ausser Kontrolle und so einges an Weltkulturerbe muss im Dienste des Weltfriedens mit ordentlich Rumms weggebombt werden. Die vermeintlichen Bösewichte können zwar unschädllich gemacht werden, doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer. Kairo war nur ein Ablenkungsmanöver der richtigen Terroristen aus Derka Derkistan. Als am Panamakanal Bomben explodieren und dieses tausenden Menschen das Leben kostest, ruft dieses jedoch auch die "F.A.G." auf den Plan. Die "Film Actors Guild", bestehend aus weltverbessernden Schauspielern wie Alec Baldwin, Tim Robbins, Sean Penn, Helen Hunt bis hin zu Liv Tyler und weiteren bekannten Gesichtern, die offen den Protest gegen das Team America ausrufen. Auch Michael Moore wittert sofort Material für neue Filme und Bücher und springt unverzüglich auf den Anti-Team-America-Zug auf. Er ist sogar bereit noch weiter als Andere für seine "pazifistischen Ideale" zu gehen. Das sich die beiden weiblichen Mitglieder des Teams sich mittlerweile in Gary verliebt haben und weiteres Gefühlschaos innerhalb der Truppe sorgt für zusätzlichen Zündstoff...
Auch die "F.A.G." ist nun nicht mehr bereit tatenlos der Zerstörung der Welt zuzusehen und ist bereit, den Gedanken des Friedens auch notfalls mit Waffengewalt und körperlichen Einsatz zu verteidigen. Verbündet mit Kim Jong Il soll der Welt im Zuge eines Kongresses für Frieden die Augen geöffnet werden. Doch während der Veranstaltung an der alle namhaften Politiker der Welt teilnehmen, sollen in Wirklichkeit alle Massenvernichtungswaffen gezündet werden. Kann das Team America die geplante Katastrophe, die die gesamte Menschheit in ihr Verderben stürzen soll noch rechtzeitig verhindern und die Welt doch noch zu neuen Frieden führen?
Eines Vorweg, bei der ersten Sichtung von "Team America" war ich doch etwas enttäuscht. Im Grunde habe ich mir eine bissige, respektlose Polit-Satire mit Puppen erwartet. Auf dieser Ebene funktioniert der Film aber nicht wirklich. Die erwünschte politische Botschaft oder die kritische Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Pseudo-Patriotismus findet leider nur bedingt statt. Die Tatsache, dass die Amerikaner mit ihrer "Zwangbefreiheitung" des mittleren Ostens nur noch grösseren Schaden (wenn auch nicht in diesem materialisitischen Ausmass wie im Film gezeigt) anrichten, entspricht leider der traurigen Wahrheit. Diesbezüglich hätte ich mir von den South-Park-Machern doch wesentlich mehr erwartet. Das tatsächliche Ziel ist nicht die Politk eines George W. Bush und seine Taktik der permanenten Aufrechterhaltung der Angst vor dem Terrorismus, sondern Filmemacher wie Jerry Bruckheimer, die mit ihrer (nicht unbedingt immer wahrheitsgetreuen) Auffassung amerikanischer Geschichte und unendlichen Pyro-Effekten den derzeit vorherrschenden Zweckpatriotismus schüren.
Mit unendlich Pathos, Kawumms, Emotionen und einer flammenden Rede über Dicks, Pussies und Assholes (als Metapher um die politische Weltsituation mit einfachen Mitteln zu erklären) setzten sich die beiden mit den Mittels des konventionellen Blockbuster-Action-Kinos weit darüber hinweg und lassen Filme wie "Pearl Harbour" im Vergleich alt aussehen. Das ebendiese Filme auch ausreichend in zahlreichen Szenen zitiert werden, kann ich an dieser Stelle aufgrund meiner Verweigerungshaltung der einseitigen, amerikanischen Geschichtsfälschung gegenüber, nur vermuten. Aber auch zahlreiche andere, bekannte Filme (wie z.B. Star Wars in der Kairo-Tavernen-Szene) werden ausgiebig in diversen Szenen durch den Kakao gezogen.
Aber eines muss man Trey Parker und Matt Stone lassen, wenn die beiden zum Rundumschlag ausholen, dann bekommen alle, aber auch wirklich alle ihr Fett ab: Hollywoods Vorzeige-Liberale wie Sean Penn oder Tim Robbins, Links-Populist Michael Moore (als sozialisitisches Wiesel bezeichnet), aber auch alle restlichen Amerikaner mit ihrer Prüderie und Angst vor allem Unbekannten und Andersartigen. Dabei schiessen die Beiden leider auch etwas über ihr Ziel hinaus und die teils sehr derben und geschmacklosen Gags zünden bei weiten nicht alle. Schmissige Songs mit Textzeilen wie "everyone has AIDS, AIDS, AIDS" oder "america - fuck yeah, coming to save your motherfuckin´ day", seltsam-ironische Verweise auf 9/11 und permantes Heranziehen homosexueller Ausdrücke und Anspielungen zeugen ja nicht unbedingt von einer sensiblen Herangehensweise. So bedeutet ja auch F.A.G. (abgeleitet vom amerikanischen Schimpfwort "fagott" nichts anderes als Schwuchtel und die Rede Alec Baldwins über die Ziele der F.A.G, ist im Grunde eine Fürsprechung der homosexuellen Lebensweise, was amerikanische Sittenwächter schlaflose Nächte gekostet hat. Szenen, in der Gary Johnston minutenlang auf die Strasse kotzt, oder Michael Moore als Selbstmord-Attentäter gezeigt werden, hätte man sich aber wirklich sparen können. Das aber ausgerechnet der UN-Waffeninspektor und ehemaliger schwedischer Aussenminister Hans Blix zu filmischen Ehren kommt, mit dem hat wohl niemand gerechnet. In einer der wohl besten Szenen des Films wird hier eindrucksvoll und respektlos die eigentliche Machtlosigkeit der UN unter Beweis gestellt. Mehr davon wäre auf jeden Fall wünschenswert gewesen.
Nun zu den Puppen und dem grandiosen Setting: das ist einfach grossartig gelungen. Liebenswert bis ins kleinste Detail ausgearbeitet kann der Film in dieser Hinsicht auf voller Ebene überzeugen. Seien es nun die Gesichter der Stars, Miniaturflugzeuge, Autos und dergleichen. Die berüchtigte Sexszene, die dem Film in Amerika fast ein Jugendverbot (!!!) eingebracht hätte und drastisch gekürzt werden musste ist so harmlos wie witzig und gegen Ende wirds dann sogar noch ordentlich splattrig. Da spritzt literweise Blut, Köpfe rollen, Ärme ausgerissen - von den zahlreichen Headshots mal ganz abgesehen. Tja, mit Puppen kann man sich halt noch so richtig austoben, ohne gleich eine Beschlagnahmung oder Indizierung zu befürchten.
Die erhältliche deutsche DVD von Paramount ist aber eine recht schöne VÖ mit tonnenweise Zusatzmaterial wie zahlreiche Einblicke in die Produktion, Effekte und Puppentests, etc., für welches ich jedoch noch Wochen benötigen würde um alles zu sehen. Was allerdings noch anzumerken wäre, bzw. mir auch den ersten Filmkonsum (abgesehen von meiner falschen Erwartungshaltung) ordentlich vermiest hat, ist die doch etwas misslungene deutsche Synchronisation. Die kann zwar im Gegensatz zur amerikanischen Version mit den Original-Synchronsprechern der gezeigten Stars wie George Clooney oder Susan Sarandon aufwarten, allerdings gehen schon ziemlich viele Gags verloren. Die englische Sprachfassung ist auf jeden Fall vorzuziehen.
Alles in allem leider nicht der erwartete Knaller (wie z.B. "South Park - der Film") und schon gar keine politische Satire, sondern mehr Parodie auf pro-amerikanische Action-Filme der letzten Zeit. Unter diesem Gesichtspunkt vermag er aber sogar recht gut zu unterhalten. Mir persönlich war es irgendwie zuviel Rumms und Kawumm und etwas zuwenig Story bzw. politischer Inhalt. Gesehen haben sollte man dieses verrückte Puppentheater mit all seinen absurden Einfällen aber auf jeden Fall.
Offline
Klingt ja geil .
Allerdings bin ich mir momentan noch nicht so sicher, ob ich mir die DVD gleich kaufen werde, oder doch lieber 2-3 Monaten warten soll, denn dann wird sie sicherlich zum NicePrice zu haben sein. Denn so der große Southpark Fan bin und war ich noch nie, auch wenn ich zum amerikanischen Hurra-Patriotismus auch so meine eigene Meinung habe.
Naja, vielleicht sollte ich mal wieder meiner Videothek einen Besuch abstatten und mir das ganze erstmal ausleihen .
Aber das Review werde ich wie die beiden anderen auch, in den nächsten Tagen veröffentlichen, da es ja sehr aktuell ist und einigen sicherlich beim Kauf, oder auch nicht Kauf helfen wird .
Offline
jogiwan schrieb am 06.06.05
wie bereits geschrieben hat mich "team america" bei der ersten Sichtung nicht unbedingt begeistert und erst beim zweiten Mal etwas mehr gezündet. Ist halt "nur" eine Actionfilm-Parodie mit vielen verschenkten Möglichkeiten.
Andererseits steckt der Film so voller schräger Ideen und absurden Einfällen, dass man sowas ja schon honorieren sollte. Irgendwie halt eine etwas zwiespältige Angelegenheit. Daher kann von meiner Seite aus auch nur eine eingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden (wenn ich bedenke, dass ich Lars von Triers "Geister" auch in Händen hielt und mich dann für TA entschieden hab...). Ein vorheriges Ausleihen oder auf einen günstigeren Preis zu warten ist aber auf jeden Fall gerechtfertigt.
Offline
Rampah schrieb am 19.06.05
Hm, ich warte da noch bis der Preis in Regionen von 10 € fällt.
Was Parker und Stone angeht: Southpark hat mir sehr gut gefallen, aber Puppen...? Na mal sehen, für einen Nice-Price schlag ich zu.
Offline