project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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An einem regnerischen Abend schaut ein Pärchen desinteressiert in die Glotze, als sich etwas an der Eingangstüre zu schaffen macht. Doch keine Sorge, es ist nur ein kleines Kätzchen das Einlass begehrt und dieses auch mit lautstarken Miauen kundtut. Irgendwann wird dem Mädel die akustische Störung dann zu blöd und sie beschließt das arme Tierchen einzulassen. Wohl auch in freudiger Erwartung, dass die Mieze danach in einem Anflug von Dankbarkeit sich später auf ihrem Schoss auch ordentlich die Seele aus dem befellten Leibe schnurrt. Doch anstatt dankbar zu sein, hüpft die Terror-Pussy der guten Dame an den Hals und verletzt diese schwer...
In der selben Nacht auf einem Friedhof macht der Totengräber Caleb (Warren Ball) Überstunden mitten in der Nacht. Doch anstatt Leichen unter die Erde zu bringen, buddelt der gute Herr die kalten Dinger wieder aus. Doch warum? Als Totengräber mit psychisch-gestörter Gattin verdient es sich halt nicht gut, sodass die Kohle halt anderweitig ins verhärmte Häuschen kommen muss. Und so trifft es sich gut, das Caleb Abnehmer für seine zahlreichen herummodernden Gäste gefunden hat: Landau und Maltby, zwei zwielichtige Gestalten, die in einer örtlichen Nobel-Katzenfutterfabrik die ausgebuddelten Leichen zu Katzenfutter verarbeiten. 20 Cent pro Pfund macht bei drei mittelprächtigen Leichen mit durchschnittlicher Figur auch gleich mal schlappe 487 Dollar, mit denen es sich sicherlich gut leben lässt. Nur leider ist die Zahlungsmoral von Landau (Sanford Mitchell) und Maltby (J. Byron Foster) nicht die Beste, genauso wie deren Büroeinrichtung in der heruntergekommenen Fabrik. Dort arbeiten neben den beiden Geschäftsführern dann auch nur Freaks. Die stellen aber auch anscheinend keine Fragen über die Beschaffung des fleischigen Rohmaterials und über ein seltsames Hinterzimmer, das keiner der Angestellten betreten darf. Dort werden nämlich in der hauseigenen Leichenmühle die mühsam ausgebuddelten Leichen zu Hackfleisch verarbeitet und sind somit das Ausgangsmaterial für das exklusive Dosenfutter.
Szenenwechsel: Im einem Krankenhaus betrauert Dr. Howard Glass (Sean Kenney) mit einem Glas Whiskey gerade das Ableben eines Patienten. Doch die Trauer währt nicht lange, da Krankenschwester Angie Robinson (Monika Kelly) sofort zur Stelle ist, um den armen Doktor auf andere Gedanken zu bringen. Doch dieses missfällt Baby San, der krankenhauseigenen Ordinationskatze (!!!), die nach dem Genuss einer Dose Lotos Cat-Food in einem Eifersuchtsanflug auf Dr. Glass losgeht. Die harmoniesüchtige Angie ist fassungslos und kann sich das Verhalten ihrer Katze nicht erklären. Als sich wenig später jedoch die mysteriösen Übergriffe von Katzen auf Menschen häufen und eine übel zugerichtete Leiche (warum auch immer) ins Krankenhaus gekarrt wird, ist das detektivische Gespür von Angie und Howard geweckt. In bester C.S.I-Manier durchstöbern die beiden wenig später den Tatort und finden auch tatsächlich etwas, dass verdächtig ist. Eine Dose Upperclass-Katzenfutter bei einer Sozialhilfeempfängerin. Aus einem schlauen Buch erfahren wir, dass alle Katzen samt tierischer Vorfahren im Grunde Menschenfresser sind, jedoch erst durch den einmaligen Konsum zu ebensolchen werden. Da die Katze von einem fürsorglichen Nachbarn an die Wand geklatscht wurde, kann Universal-Genie Howard auch gleich das Tier obduzieren und findet im Mageninhalt auch tatsächlich Spuren von Menschenfleisch. Angie kombiniert sofort, dass die seltsamen Übergriffe, das Menschenfleisch im Magen der Katze mit den Katzenfutter der Marke "Lotos Cat" zusammenhängen müssen.
Flugs wird man beim Gewerbeamt vorstellig, die jedoch keine Katzenfutterproduktionsstätte in ihren Unterlagen vermerkt haben. Vor Monaten hatte einst ein Industrieller namens Carlton Babcock eine Berechtigung beantragt, jedoch diese ohne Angaben von Gründen dann wieder zurückgezogen hat. Unsere Nachwuchsdetektive machen sich auf den Weg zu dessen Villa, erfahren aber von dessen schrillen Gattin, dass Herr Babcock auf mysteriöse Weise vor einigen Zeit verschwunden ist. Doch zufällig weiß sie die Adresse der Produktionsstätte, worauf sich Schwester Angie und Dr. Glass inkognito als zufriedene Konsumenten getarnt zu genannter Firma begeben und eine Palette Katzenfutter erstehen um diese auf Menschenfleisch zu untersuchen. Doch Landau und Maltby sind ja auch nicht doof und jubeln den Beiden eine ältere Charge unter, in dem sich noch legale Zutaten befinden. Dumm gelaufen für unsere beiden Hobbydetektive sozusagen.
Caleb buddelt in der Zwischenzeit noch immer eifrig Leichen aus und bunkert diese im trauten Heim, wiederum sehr zum Missfallen seiner Cleo, die nun auch endlich auf die Zahlung beharrt. Doch Landau ist mittlerweile auf eine bessere Idee gekommen, wie sich das Grundmaterial zur Katzenfutter-Erzeugung kostengünstiger beschaffen lässt und benötigt nun Caleb nicht mehr. Die Diskussion über die ausstehende Zahlung wird daher kurzerhand sehr einseitg ein für alle Mal gelöst.
Und auch wenn das Ergebnis der Lebensmittelkontrolle nicht die erwünschten Ergebnisse gebracht haben, ist Angie noch nicht restlos von der legalen Produktionsweise der Futtermittelfabrik überzeugt. Auf eigene Faust macht sich Angie auf, um dem mysteriösen Geheimnis der Katzenfutterfirma auf die Spur zu kommen. Dort rattert aber bereits die bone-crushing Leichenmühle in full effect und alles steuert einem nervenzerfetzenden Höhepunkt entgegen...
Hehe, was für eine gequirlte Scheiße. Was uns Trash-Ikone Ted V. Mikels uns mit seinen 1971 gedrehten „the corpse grinders“ a.k.a. „die Leichenmühle“ vor die Linse setzt ist schon ziemlich starker Tobak. Das Filmchen kommt ja derart unglaubwürdig inszeniert daher, dass es nur so kracht und auch die Geschichte ist mindestens so löchrig wie ein Schweizer Käse und strotzt nur so vor unlogischen Entwicklungen. Mainstream-Gucker werden wohl ohnehin kaum mehr als die Hälfte der knapp 72 Minuten unbeschadet durchstehen. Andererseits hat Multitalent Mikels (Regisseur, Produzent, Drehbuchautor etc.) mit nur knapp 47.000 Dollar Budget einen derart-unglaublichen Trash-Klassiker geschaffen, der wohl trotz einiger Längen in einem Atemzug mit den Werken eines Ed Wood Jr. genannt werden kann.
Die Geschichte von Katzen, die durch Menschenfleisch-verseuchtes Katzenfutter selbst zu Menschenfressern werden ist ja schon etwas ähm... konstruiert und die Inszenierung gibt der Geschichte den Rest. Da wäre einmal die Fabrik, die aussieht wie das ungenutzte Kellerabteil eines Mehrparteienhauses. Poster an die Wand geklatscht und einen Schreibtisch reingestellt (was bei zwei Geschäftsführern doch etwas wenig erscheint) und fertig ist das Büro einer gutgehenden Fabrik für hochpreisiges Katzenfutter. Naja... Die Katzenangriffe (leider nur 4 an der Zahl) sind auch nicht sonderlich gut gelungen und rechtfertigen auch keinesfalls die Indizierung bzw. Freigabe der FSK. Die Katzen waren im Grunde ja sehr friedfertige Wesen von Crew-Mitgliedern, die halt dann auf ihre Besitzer geworfen wurden. Dementsprechend spaßig ähm... blutig und authentisch ist halt dann auch das dementsprechende Ergebnis.
Die Leichenmühle rattert auch eher sparsam und es scheint, als würden bei dem gezeigten Tempo wohl kaum als eine Handvoll Dosen pro Tag die Produktionsstätte verlassen. Dass das menschliche Ausgangsmaterial außerdem mitsamt Knochen und der Unterwäsche durch den Fleischwolf gedreht wird, mag zwar den moralischen Standards des Entstehungsjahres entsprechen, aber sicherlich nicht den Lebensmitteltechnischen. Und das Schwester Angie mit ihrem geschulten Auge sofort eine Probe unter dem Mikroskop einem menschlichen Ursprung zuordnen kann und Dr. Glass nicht nur Operationen, sondern auch noch Autopsien durchführt und auch noch Tierleichen seziert, grenzt wohl an ein ausbildungstechnisches Wunder. Von der Krankenhauskatze mal ganz abgesehen... Und das ist ja nur die Spitze des Eisberges. Dem geneigten und aufmerksamen Trash-Fan bietet „die Leichenmühle“ ja quasi eine unerschöpfliche Vielzahl an Entdeckungsmöglichkeiten filmischer Fehler.
Ted V. Mikels ist wohl so was wie der letzte noch lebende Regisseur, der sich mit vollen körperlichen, emotionalen und finanziellen Einsatz uneingeschränkt dem Trash verschrieben hat. Der gute Herr ist ja ein filmischer Hans Dampf in allen Gassen, der über Regisseur, Schauspieler, Stunt- und Musik-Coordinator, bis hin zum Produzenten wohl schon alle Positionen bekleidet hat, die die Filmwirtschaft zu bieten hat. Die IMDB listet bisher 20 Filme, die seine Produktionsschmiede verlassen haben, wobei sich darunter durchaus bekannte Filme wie z.B. „Die Blutorgie der Satanstöchter“ oder auch „the doll squad“. Angeblich soll es bei letzterem zu einem Rechtsstreit zwischen Mikels und Film-Mogul Aron Spelling gekommen sein, da dieser die Story zu seiner Serie „drei Engel für Charlie“ bei eben genannten Film abgekupfert haben soll. Der 1929 geborene Mikels war sich noch nie für eine wilde Thematik zu schade und hat über Katzen mit geschmacklicher Fehlorientierung über männermordende Geheimagentinnen, Zuchthaus-Exploitation, bis hin zu Astro-Zombies so ziemlich alles verarbeitet, was nur irgendwie mies sein könnte. Allerdings scheint der gute Herr auf seine alten Tage etwas ruhiger geworden zu sein. Der neueste Film „a heart of a boy“ zeigt ja die berührende Geschichte eines kleinen Jungen, der dringend ein neues Spenderherz zum Überleben benötigt. Dafür gab’s sogar ein Zertifikat des Bundesstaates Nevada für familientaugliche Unterhaltung (!!!). Für alle Interessierten, über sein neuestes Werk, wie auch über die meisten anderen Ergüsse, kann man auf der Homepage ( www.tedvmikels.com ) informieren und dann auch gleich bestellen.
Sean Kenney als Dr. Howard Glass mit schmierigen Seitenscheitel und seiner Vorliebe für Mohair-Pullover meistert seine (zugegeben kleinere) Rolle ganz gut und hat es neben 9 trashigen Filmen zu zwei kleineren Serien-Auftritten (unter anderem „Raumschiff Enterprise“) geschafft. Die dralle Monika Kelly als Angie Robinson ist nach „die Leichenmühle“ leider nicht mehr in Erscheinung getreten, was ich eigentlich schade ist. Die totblondierte Schauspielerin macht und hat ja durchaus eine gute Figur. Allerdings schon etwas verwunderlich, dass die meisten der anderen Schauspieler, allen voran Sanford Mitchell (als Landau) oder auch Drucilla Hoy (die auch so aussieht, wie sie heisst) nicht eine grosse Karriere im B-Movie-Business gemacht haben. Einzig Vincent Barbi (in einer kleinen Rolle als Bösewicht Monk) mit seinem markaten Gesicht kommt auf eine Vielzahl von Filmen. Der ehemalige Preisboxer aus Italien, der auch schon in „the blob“ und „Batman hält die Welt in Atem“ durch seine Mitwirkung veredelte, war ein persönlicher Freund von Mikels und wirkte daher auch in weiteren seiner Filme mit.
Die DVD von CMV im Rahmen der Trash-Collection kommt wie üblich in einer hübschen kleinen Hartbox und bietet den Film in der englischen Originalversion und der deutschen Synchronisation. Die Bildqualität ist zwar bestenfalls Mittelmass, geht aber für diese Art von Film vollkommen in Ordnung. Immerhin hat der Film ja auch nur 47.000 Dollar gekostet. Teils sind aber schon viele Bildfehler vorhanden, welches mir vor allem beim Anfertigen der Screen-Shots aufgefallen ist. Als Alternative gibt es auf der Scheibe noch die Vollbild-Version, den Trailer zum Film, sowie drei weiteren Werken von Ted V. Mikels, eine Bildergalerie und ein Tribute-Video der amerikanischen Gruppe „Bentmen“. Hui, aber das Video ist ganz schlecht gemacht und auch das experimentelle Gekreische samt Metal-Gitarrenriffs ja fast eine Beleidigung für mein musikalisches Gehör. Es könnte aber auch durchaus sein, dass das heutige schlechte Wetter inklusive Wintereinbruch in Graz mit dem gestrigen Abspielen des Clips zu tun haben könnte...
Ein kleines Highlight ist aber sicher der Audiokommentar vom Regisseur, der Ende 2001 für eine amerikanische DVD-VÖ aufgenommen wurde. Der sichtlich gut-gelaunte Herr Mikels gibt allerlei lustige Anekdoten vom Filmdreh zum Besten. Beim Einsprechen lag ihm (warum auch immer) nur eine Film-Version ohne Ton vor, sodass er nur teilweise auf die Dialoge eingehen kann. Weiters ist die Audiospur auch etwas dumpf geraten und das Brummen kann auf Dauer auch als etwas nervtötend empfunden werden. Nichtsdestotrotz sind die Dinge die Herr Mikels verrät, ziemlich lustig. So waren anscheinend die Rollen als Leichen im Freundeskreis von Herrn Mikels sehr begehrt. Der Firmen-Wagen von Lotos-Cat-Food-Company war gleichzeitig auch die wenig-stilechte Privatkarre des Regisseurs, der beim ersten Drehtag auch seinem Kameramann erklären musste, wie man einen Film überhaupt richtig einlegt. Ziemlich lustig und auch interessant das Ganze. Leider geht er jedoch überhaupt nicht auf die Katzen-Sezier-Szene ein, was doch eine unschöne Vermutung zulässt, dass es sich hierbei doch um keinen Spezial-Effect handeln könnte...
So bleibt abschliessend zu sagen, dass es sich bei „die Leichenmühle“ um ein sehr nettes Trash-Filmchen handelt, das zwar nicht an allen Fronten überzeugen kann, jedoch mit entsprechender Trash-Vorbildung durchaus einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert besitzt. Bei der ersten Sichtung war ich vielleicht doch ein klein-wenig enttäuscht, mittlerweile hat sich dieses Gefühl jedoch ganz und gar gelegt. Freunde von cineastischem Bodensatz aus dieser Epoche, denen es bei Werken wie „plan 9 from outter space“ nicht gleich die Fußnägel aufrollt, können jedenfalls bedenkenlos einen oder mehrere Blicke riskieren. Ich hatte wie immer meinen Spass und auch das Interesse an weiteren Mikels-Werken ist geweckt.
Beitrag geändert von jogiwan (24.February 2006 13:45:53)
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