project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der abgehalfterte Privatdetektiv Jack Chandler (Jay Richardson) ist Spezialist für das Ausspüren von abgängigen Menschen in Los Angeles und bekommt eines Tages den Auftrag ein junges Mädchen namens Samantha (Linnea Quigley) zu finden, dass nach einem Disput im elterlichen Haus in der Glitzerwelt Hollywoods abgetaucht sein soll. Zur gleichen Zeit erschüttert eine grausame Mordserie die kalifornische Metropole und als Jack nicht ganz uneigennützig seinen alten Bekannten Harrison bei der Polizei aufsucht, berichtet dieser dem Privatdetektiv von fünf Opfern in zwei Wochen, die mittels Kettensäge übel zugerichtet wurden und einer von mehreren Tatverdächtigen, die von den ermittelnden und dennoch ratlosen Beamten verhaftet wurde, während die Serie an brutalen Morden weiter die Stadt in Atem hält.
Als die attraktive, aber umso weniger kooperative Tatverdächtige im Beisein des Privatdetektivs von Harrison verhört wird, nutzt Jack die Gunst der Stunde und präsentiert der Tatverdächtigen unvermittelt ein Foto der vermissten Samantha um sich nach deren Verbleib zu erkundigen. Die Tatverdächtige leugnet zwar das abgängige Mädchen zu kennen, doch aufgrund der seltsam verhaltenen Reaktion ahnt Spürnase Jack, dass diese gelogen hat und findet wenig später in der Pathologie bzw. in den Überbleibseln eines Opfers eine blutverschmierte Packung Zünder, auf der die Telefonnummer und der Name Mercedes vermerkt wurden und Jack in einem unbeobachteten Moment an sich nimmt.
Nach einem Telefonat entpuppt sich Mercedes (Michelle Bauer) als geschäftstüchtige Prostituierte, die der Schnüffler auch wenig später in einer heruntergekommenen West-Side-Bar aufsucht, in der auch eines der Opfer zuletzt gesehen wurde. Während sich Mercedes dem Privatdetektiv an den Hals wirft und sogleich Getränke ordert, erkennt dieser die abgängige Samantha als Stripperin wieder, der ebenfalls nicht verborgen bleibt, dass sie die Aufmerksamkeit des Schnüffler erregt hat. Die Freude über die Entdeckung hält aber ohnehin nur kurz, da Jack nach einem Schluck des von Mercedes servierten Whiskeys ohnmächtig wird und in einem Apartment ans Bett gefesselt wieder zu Sinnen kommt.
Dort erfährt der überrumpelte Privatdetektiv von Mercedes und ihren gewaltbereiten Kolleginnen und einem mysteriösen Fremden (Gunnar Hansen), dass er in die Hände einer uralten Motorsägen-Sekte gelandet ist, die für ihn bei der nächsten Versammlung in ihrem Tempel auch schon die prominente Rolle des Menschenopfers zugedacht hat. Doch der abgebrühte Jack ist selbst in aussichtslosen Situationen hart im Nehmen und beschließt nicht einfach aufzugeben und bekommt wenig später auch noch überraschend Hilfe von der gesuchten Samantha, die sich in den zwielichtigen Verein eingeschlichen und mit den Sektenmitgliedern ebenfalls noch eine Rechnung offen hat...
Die Horror-Komödie „Hollywood Chainsaw Hookers“ ist hierzulande wohl auch aufgrund seiner fragwürdigen Indizierung der bekannteste Streifen des umtriebigen Viel-Filmers Fred Olen Ray, der sich schon immer recht erfinderisch und kreativ gezeigt hat, wenn es um die Realisierung seiner Filme gedreht hat. Keine geschäftstüchtige Idee und auch kein ungenutztes Equipment und Darsteller sind vor dem sympathischen Amerikaner und B-Movie-Ikone sicher und in der Zeit, in der andere Filmemacher lediglich den Casting-Prozess abgeschlossen haben, hat Fred Olen Ray in den meisten Fällen schon seinen gesamten Film im Kasten und widmet sich bereits dem nächsten Projekt, in dem er funktionale Drehbuch-Ideen mit beliebten Genre-Größen für sein getreues Publikum recyclet.
„Hollywood Chainsaw Hookers“ wurde auch in lediglich knapp fünfeinhalb Tagen gedreht und wie der Regisseur im unterhaltsamen „Remembering Chainsaw Hookers – 27 Years Later“ erzählt, wurde an Wochenende mit ausgeborgtem Equipment gedreht. Zeit und Ressourcen für zweite Takes gab es nicht und so wurden die Dreharbeiten auch aufgrund der Kettensägen für die Darsteller zu einer Herausforderung. Die überraschend stimmigen Kulissen wurden aus Kostengründen natürlich ebenfalls nicht für den billig heruntergekurbelten Film angefertigt, sondern stammen laut IMDB aus Ethan Wileys „House 2 – Das Unerwartete…“ und Richard Wenks „Vamp“ und auch ansonsten waren alle Beteiligten mit entsprechend Herzblut und Improvisationsgabe dabei und den Film bestmöglichst und rasch zu realisieren.
Wer die Arbeitsweise des umtriebigen Fred Olen Ray und seinem Clan kennt oder auch nur am Rande ein bisschen verfolgt, wundert sich dann auch nicht über bereits 160 Titel in seiner Liste als Regisseur mit so blumigen Titeln wie „Beverly Hills Vamp“ und „Attack of the 60 foot centerfold“, die er auch immer recht kostengünstig und am Puls der Zeit realisiert. Fred Olen Ray war auch einer der Ersten, der noch vor dem ganzen Hype um augenzwinkernden Trash wie „Sharknado“ diesen Trend zu kostengünstigen Genre-Werken erkannte und fern vom Hollywood’schen Studiobetrieben bereits seine Ideen von Sex, Gewalt und gute Laune in Filmen realisierte, die mittels eigenem Filmverleih und Label auch gleich direkt auf Video unter die Leute gebracht werden.
Dass es bei einem derartigen Output natürlich auch jede Menge Ausfälle gibt, liegt wohl auf der Hand, aber „Hollywood Chainsaw Hookers“ zählt zweifelsfrei zu den gelungeneren Werken aus der Produktionsschmiede von Fred Olen Ray und kombiniert blutigen Kettensägen-Horror in der Tradition des „Texas Chainsaw Massacre“ und jede Menge nackter Haut mit einer augenzwinkernden Geschichte über einen Privatdetektiv, der durch Zufall auf die Spur einer uralten Sekte kommt. Die Geschichte in dem kurzweiligen, weil auch mit 75 Minuten recht kurzen Werk ist jedenfalls recht passabel ausgefallen, hat das Herz am rechten Fleck, langweilt nicht und versucht auch gar nicht mehr zu sein, als ein trashiger Unterhaltungsfilm für Genre-Freunde.
Die ganze Sache ist aber von Beginn an schon so humorvoll und ironische aufgezogen, dass man „Hollywood Chainsaw Hookers“ sowieso nicht böse sein kann und auch die deutsche Synchro gibt sich mit flotten und kalauernden Sprüchen im Dauerfeuer-Modus ebenfalls redlich Mühe, die ganze Sache trotz blutiger Momente noch zusätzlich ins Comedy-Eck zu drücken. Neben übertrieben-blutigen Momenten gibt es viel nackte Haut und vor allem die männlichen Fans dürften sich an der Tatsache erfreuen, dass Linnea Quigley und Michelle Bauer sich schneller ihrer Kleidung entledigen, als die Titel-gebenden Motorsägen angeschmissen wurden. Doch auch bei den männlichen Darstellern gibt es nichts zu meckern und neben Jay Richardson als beherzter Ermittler gibt es auch noch Gunnar „Leatherface“ Hansen in der Rolle des Sektenführers, den die meisten Zuschauer ohne seiner Ledermaske aus Menschenhaut vermutlich ohnehin nicht erkennen dürften.
Für deutschsprachige Trash-Freunde wie meine Wenigkeit ist der sympathische Streifen aber auch noch aus einem anderen Grund etwas Besonderes und legte im Jahr 2004 als Nummer 1 der allseits beliebten Trash-Collection aus dem Hause CMV-Laservision den Auftakt zu einer der bisher langlebigsten VÖ-Serien in deutschen Landen. Zum Quasi-Jubiläum hat das Berliner Label dem amerikanischen B-Movie nun auch eine limitierte Blu-Ray-Mediabook-VÖ mit verbesserten Bildqualität spendiert, das mit der bereits erwähnten Featurette „Remembering Chainsaw Hookers – 27 Years Later“ und einem launigen Audiokommentar neben dem bereits bekannten „Making-of“ auch noch neues Bonusmaterial am Start hat. Die Bildqualität ist angesichts der Produktionsumstände wirklich sehr gut und auch der Ton bietet keinen großen Anlass zur Kritik, sodass selbst Besitzer der DVD ein Upgrade in Erwägung ziehen können.
Unterm Strich bleibt eine launige Horrorkomödie über Motorsägen-schwingende Mädchen und einem beherzte Privatdetektiv, der in 75 Minuten auch alles zusammenfasst, was der Name Fred Olen Ray repräsentiert: augenzwinkernde Genre-Ware mit viel nackter Haut, Stars und Starlets und jeder Menge Blut, das sich selbst keine Sekunde ernstnimmt und auch in der heiß-umkämpften Kategorie des Partyfilms mühelos besteht. Mit „Hollywood Chainsaw Hookers“ a.ka. „Mit Kettensägen spaßt man nicht“ auf Blu-Ray-Disc ist dann auch ein weiteres Stück unverzichtbaren Kulturguts aus den Achtzigern im HD-Zeitalter angekommen und ist nun so auch bereit das Leben weiterer Generationen an Filmfreunden des schlechten Geschmacks mit seiner unvergleichlichen Mischung aus liebenswerten Trash, nackter Haut, übertriebener Gewaltdarstellung und seichten Gags zu bereichern.
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