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Der 1962 in Belgien geborene Marc Sluszny ist ein richtiger Draufgänger und Tausendsassa: im Jahr 1982 spielte er im belgischen Davis Cup-Team, war Bob-, Autorenn- und Speedboat-Fahrer, er durchschwamm den Ärmel-Kanal, sprang aus fast 7000 Metern an einem Bungee-Seil befestigt aus einem Ballon und ist sich auch für sonst nichts zu schade, was mit dem Überwinden von Ängsten und sonstigen extremen Sporterfahrungen zu tun hat. Der Sportler, Mental-Coach und Autor von Fach-Büchern ist auf dem gesamten Erdball unterwegs und drehte 2010 auch den Doku-Streifen „Sharkwise“ der in einer Mischung aus Abenteuerfilm, Dokumentation und Videotagebuch seine abenteuerliche Reise beschreibt um Auge in Auge mit weißen Haien zu tauchen und so nebenher auch das Leben diese oftmals als unberechenbare Killer geschmähten  Fische in den Meeren in einem anderen Licht beleuchten soll.

Zu Beginn der abenteuerlichen und von Regisseur Lieven Debrauwer dokumentierten Reise von Marc Sluszny gilt es auch diesbezügliche Vorurteile und Ängste zu überwinden und der Weg führt den Abenteurer dann auch zuerst nach Ägypten, wo dieser mit dem Taucher Erich Ritter in den Gewässern erste Erfahrungen mit Weißspitzenhaien sammelt. Danach verschlägt es den Mann und sein Team nach Mosambik, wo dieser neben weiteren Hai-Arten in freier Natur auch erstmalig mit den erschreckenden  Auswirkungen des industriellen Fischfangs konfrontiert wird, die dafür sorgt, dass jährlich Millionen Tiere gefangen und geschlachtet werde. Er trifft auf weitere Taucher, die Hai-Attacken überlebt haben und wird Zeuge, wie auch sein Kameramann angegriffen wird, was Marc auch ernsthaft an der Weiterführung seines Herzensprojekts zweifeln lässt und die Frage aufwirft, ob das große Ziel des Belgiers ohne Gefahr für Leib und Leben, überhaupt realisierbar ist…

In meinem Review zu „Mako – Der Killerhai“ hab ich ja bereits geschrieben, dass Haie ein echtes Image-Problem haben und obwohl sich die jährlichen Todesopfer von Hai-Angriffen an einer Hand abzählen lassen, gilt der Fisch mitsamt seiner 500 unterschiedlichen Arten und unterschiedlicher Größe gemeinhin als todbringende Bestie des Meeres, der man besser in Natura nicht begegnet. Nicht erst seit Steven Spielberg, der im gleichnamigen Film den weißen Hai zur mordenden Bestie stilisierte und zahlreiche Nachahmer auf den Plan rief hat die Menschheit aber ohnehin alles unternommen um den Lebensraum des Hais zu bedrohen und der industrielle Fischfang,  Ernährungsgewohnheiten und Aberglaube rund um die anmutigen Meeresbewohner haben dazu beigetragen, dass der Hai mittlerweile zu einer ernsthaft vom Aussterben bedrohten Tierart gehört.

Der Hai übt ja schon seit jeher eine große Faszination auf den Menschen aus, was auch mit der Tatsache zu tun hat, dass er dem Menschen in seiner vertrauten Umgebung weit überlegen ist und der Hai gemeinhin auch als etwas unberechenbar gilt, selbst wenn der Mensch normalerweise nicht am Speisezettel des Hais steht. Ob der Hai bei  Angriffen auf Schwimmer, Taucher und Surfer auch nur sein Revier verteidigt oder diese lediglich mit Robben verwechselt ist wohl nicht gänzlich geklärt aber was erwiesen ist auf jeden Fall die Tatsache, dass ein Großteil der Hai-Arten friedliche Wesen sind, die sich dem Menschen aus Neugier nähern und diesen auch nicht angreifen würden, solange dieser den Tieren den nötigen Respekt entgegen bringt und die Tiere unnötig attackiert oder verschreckt.

Wie bei allen Dingen, in denen die Getränkemarke und Sponsor „Red Bull“ ihre Finger im Spiel haben, liegt der Fokus von „Sharkwise“ aber natürlich neben der präsentierten Tierwelt auch bei extremen Erfahrungen, unorthodoxe Lebensentwürfe, Action und Abenteuer und so ist der 2010 entstandene Streifen auch keine reine Doku über Haie, sondern auch die Geschichte eines Mannes, der sich selbst ein ehrgeiziges Ziel gesetzt hat. Warum Herr Slusznys aber unbedingt Seite an Seite mit Haien tauchen möchte, mag für Zuschauer mit fortgeschrittenen Altern, in denen die Abenteuerlust bereits der Vernunft etwas gewichen ist, nicht ganz so nachvollziehbar sein, aber auch wenn seine per Videotagebuch eingefangenen Gedanken manchmal etwas arg pathetisch um die Ecke biegen, sei ihm diese einzigartige Erfahrung doch herzlich vergönnt.

Neben exotischen Schauplätzen und wunderschönen Unterwasserbildern ist der Streifen dann auch eine ehrgeizige Abenteuergeschichte im Doku-Format, die in der deutschen Fassung von Spielfilmlänge auf knapp fünfzig Minuten zusammengeschnitten wurde und so auch den Fokus auf noch mehr Abenteuer und Tempo legt. Doch das stört in der unterhaltsamen Dokumentation nicht unbedingt und neben  den toughen Männern auf ihren gefährlichen Tauchgängen ist auch immer noch genug Platz um eine ökologische und wichtige Botschaft unterzubringen, die sehr eindrücklich zeigt, wie sehr diese Spezies mittlerweile vom Menschen bedroht ist und ohne Umdenken auch bald aus den Meeren verschwunden sein wird.

Neben der bereits erwähnten und deutschen Fassung, die knapp 50 Minuten dauert und bereits mehrmals auf Didi Mateschitz` Haus- und Hof-Sender „Servus TV“ gelaufen ist, gibt es auf der DVD aus dem Hause CMV-Laservision aber auch die englische Originalfassung des Streifens, die eine Laufzeit von 76 Minuten aufweist. Für diese internationale und auf zahlreichen Naturfilmfestivals gelaufenen Fassung wurde auch Martin Sheen als Sprecher gewonnen und die längere Fassung bietet noch mehr eindrucksvolle Naturbilder, Gespräche mit Hai-Experten und Hintergrundinformationen über die jeweilige Destination. Während die deutsche Fassung also eine kürzere Laufzeit und komprimierte Action bietet, geht „Sharkwise“ in der internationalen Fassung etwas mehr ins Detail und ist meines Erachtens auch einen Ticken besser gelungen.

Welche Fassung man letzten Endes bevorzugt ist wohl jeden Zuschauer selbst überlassen und so oder so ist Regisseur Lieven Debrauwer ein interessanter Doku-Streifen aus dem Jahr 2010 über einen abenteuerlustigen Mann gelungen, der trotz seiner nicht ganz ungefährlichen und auch sicher nicht für jeden nachvollziehbaren Bestrebungen überraschend sympathisch und bodenständig wirkt. Marcs Slusznys Reise zu den Haien ist jedenfalls spannend und kurzweilig ausgefallen und schafft es auch, dem Zuschauer nebenbei  auch noch etliche interessante und überraschende Fakten zu der bedrohten Spezies zu liefern und zeigt auch eindringlich, dass es nicht der Mensch ist, der sich vor den Haien fürchten muss, sondern umgekehrt der Hai vor dem Menschen, der den Lebensraum des Hais und seine Existenz durch industriellen Fischfang,  Profitgier, Angst und Aberglaube stetig bedroht.