project: equinoX Forum

Die Besatzung des englischen Bergeschiffes M.V. Triton ist gerade damit beschäftigt, den Inhalt eines versunkenen Fischkutters zu bergen, als das Schiff in der Nähe der irischen Küste in ein Seebeben gerät, dass nicht nur einen feuerspeienden Vulkan aus dem Wasser erheben lässt, sondern durch Flutwellen auch den Antrieb beschädigt. Um die Schäden zu reparieren und auch die Lebensmittelreserven des Schiffes wieder aufzufüllen beschließen die beiden erfahrenen Seemänner Joe Ryan (Bill Travers) und Sam Slade (William Sylvester) auf den nahen Nara Inseln an Land zu gehen und treffen dort nicht nur auf unfreundliche Bewohner, sondern auch auf den Waisenjungen Sean (Vincent Silver), der im Haus des Dorfvorstehers und Archäologen McCarthy wohnt und den beiden staunenden Männern Fundstücke aus vergangenen Tagen zeigt.

Als McCarthy (Christopher Rhodes) die beiden Seemänner in seinem Haus erblickt ist er ebenfalls sehr forsch und macht den Männern unmissverständlich klar, dass diese aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen nur einen Tag anlegen dürfen und dann wieder auf See müssen. Joe hält das aufgrund der Schäden seines Schiffes für nicht machbar, ahnt das mehr hinter der Sache steckt und auf dem Weg zurück zum Schiff werden die beiden Zeuge, wie sich eine Gruppe von Fischern auf die Suche nach vermissten Tauchern machen, von denen einer wenig später von Joe und Sam mit ein paar Golddukaten aus dem Wasser gefischt wird und seinen Verletzungen erliegt. Im Gegensatz zu den restlichen Küstenbewohnern glauben Sam und Joe jedoch nicht an einen Hai-Angriff und aufgrund des Gesichtsausdruckes vermutet Joe, dass dieser etwas Schreckliches gesehen haben muss und aufgrund eines Schocks gestorben ist.

Wenig später steigt auch vor den entsetzten Augen der Bewohner ein urzeitliches Monster aus dem Wasser, greift das Hafendorf an und wird nur durch das beherzte Eingreifen von Joe und Sam wieder ins Wasser zurück getrieben. Die beiden erfahrenen Seemänner wittern aber das große Geschäft und  wenig später schafft es Joe mit Hilfe seiner Crew mit einer Taucherglocke und großen Netzen auch überraschend das überdimensionierte Echsenmonster zu fangen und auf das Schiff zu bringen. Nicht nur die Seefahrer, sondern auch die Wissenschaft und der Rest der Weltbevölkerung sind daraufhin in heller Aufregung und obwohl die Universität von Dublin rät, das urzeitliche Wesen zu Forschungszwecken dorthin zu bringen, verhökern Joe und Sam das mittlerweile auf Gorgo getaufte Tier meistbietend an einen Zoo in London, wo das mit Beruhigungsmitteln ruhig gestellte Tier unter großem Interesse der Medien auch zur absoluten Publikumsattraktion wird.

Sam bekommt Gewissensbisse als ein weiterer seiner Männer beim Transport stirbt und auch dem mitgereisten Sean geht das Schicksal des eingesperrten Tieres so sehr zu Herzen, sodass er um dessen Freilassung fleht. Doch die Gier der restlichen Beteiligten überwiegt, sodass alle Bedenken vom Tisch gewischt werden und das Tier weiter publikumswirksam vermarktet wird. Währenddessen geschieht am Fundort des Tieres ein weiteres Unglück und Forscher entdecken, dass es sich bei Gorgo lediglich um ein Jungtier handelt und das wütende Muttertier bereits nach London unterwegs um ihr Junges zu befreien. Dabei lässt sich das siebzig Meter große Tier auch von Bomben und Granaten nicht beeindrucken und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung, von der auch die Millionenmetropole an der Themse nicht verschont bleibt…

Monsterfilme erfreuen sich ja schon seit jeher größter Beliebtheit und vor allem von Filmen, in denen erkennbar ein bemitleidenswerter Mensch in einem dicken Latexkostüm steckt können Filmfreude um den Globus nicht genug bekommen. Kein Wunder also, dass nach dem Erfolg des japanischen Godzillas und die Mischung aus künstlerischer Kriegsaufbereitung mit sozialkritischer Botschaft und Familien-gerechte aufbereitete Zerstörungswut auch westliche Filmemacher ein Stück von Kuchen abbekommen wollten und Filme ähnliche Machart entstanden. Die englische Produktion „Gorgo – Die Superbestie schlägt zu“ aus der Produktionsschmiede der King-Brothers unter der Regie von Eugéne Lourié ist dann auch eine der ersten Filme, die ein überdimensioniertes Wesen auf Europa losgelassen wird.

Und der Streifen aus dem Jahre 1961 bietet dann auch so ziemlich alles, was man sich von einem derartigen Film erwartet und im großen Finale wird ja auch gleich kurzerhand London mitsamt ein paar seiner Wahrzeichen eindrucksvoll in Schutt und Asche gelegt, sodass dem Zuschauer auch kaum Zeit zum Durchatmen bleibt. Die Geschichte unterscheidet sich ja auch dadurch, dass es in „Gorgo“ nicht nur ein durch Radioaktivität mutiertes Monster zu sehen gibt, sondern hier gleich zwei urzeitliche Wesen im Einsatz sind, die durch ein Seebeben wieder ans Tageslicht gerumpelt werden und im letzten Drittel ja sowieso eine Überraschung nach der anderen aus dem Ärmel gezaubert wird.

Laut Überlieferung war es die Tochter von Regisseur Eugéne Lourié, die am Ende des Streifens „Das Ungeheuer von Loch Ness“ bzw. „Behemoth the Sea Monster“ ihres Vaters über den Tod des Monsters weinen musste und den Regisseur dazu bewog, dieses Mal ein versöhnlicheres Ende für die Viecher zu finden. Dieser im Vergleich zu japanischen Filme entstandene und finale Twist  ist auch ganz nett ausgefallen und wurde wohl für so gut empfunden, dass die Geschichte in ähnlicher Form wenig später für „Gappa“ nochmals recycled wurde. Irgendwie ist es auch eine schöne Botschaft, dass der Weltfriede nicht durch Rüstungsexperten sondern der Tatsache geschuldet ist, dass die Tiere wieder vereint in ihren angestammten Lebensraum zurückkehren können. 

Tricktechnisch ist „Gorgo“ aber ein richtiges Highlight und obwohl mittendrin für meinen Geschmack doch etwas viele Archiv-Aufnahmen von militärischen Einsätzen verbraten werden, gibt es im letzten Dritten eine wahre Orgie der Zerstörung. Davor wird „Klein-Gorgo“ noch mit einer Plane bedeckt durch London chauffiert und die berühmten Doppeldeckerbusse mit Werbung beklebt, ehe sich das Muttertier auf den Weg macht um ihr Junges wieder zurückzuholen. „Mama-Gorgo“ nimmt dabei auch keinerlei Rücksicht auf Weltkulturerbe, Bausubstanz und Tourismus-Verein und ramponiert Tower Bridge und „Big Ben“ und randaliert auch ein wenig am Piccadilly Circus um die Werbung für den Junior zu zerstören. Und die Miniaturen sind nicht nur aus Papier hergestellt, sondern durchaus robuster Natur, sodass sich auch richtiges Katastrophen-Feeling einstellt. 

Darstellerisch weiß „Gorgo“ ebenfalls zu gefallen und auch wenn man unter den britischen Schauspielern auf ganz bekannte Gesichter verzichten muss, sind die Rollen sehr passen besetzt und vor allem Bill Travers als Joe und William Sylvester als Sam sind ein gutes Abenteurer-Gespann, die trotz Geschäftstüchtigkeit nicht ganz so unsympathisch rüberkommen. Als obligatorischen Kinderdarsteller ist Vincent Winter überraschend unnervig und auf optischen bzw. weiblichen Aufputz hat man in dem Buddy-Movie mit See- statt Tiefgang gleich gänzlich verzichtet und dafür lieber mehr in das wunderbare Echsenkostüm mit Flatterohren investiert.

Nachdem CMV-Lasersvision diesen sympathischen Film bereits im Jahr 2008 als Nummer 58 der beliebten Trash-Collection  und regulär auf DVD veröffentlicht haben, bringt das Berliner Label mit Juni 2014 nun auch die Blu-Ray dieses Abenteuerstreifens, das in Punkto Bildqualität nochmals eine Verbesserung bringt. Die Scheibe ist auch ganz hübsch und dass die Blue-Screen-Tricks jetzt noch eine Spur offensichtlicher daherkommen, stört den Sehgenuss nicht im Geringsten. Die deutsche Synchro ist noch immer etwas holprig und als Entschädigung dafür gibt es die englischsprachige Doku „The 9th Wonder of the World“ neben der Entstehung von Gorgo auch gleich noch mit dem ganzen Genre beschäftigt und sehr informativ ausgefallen ist und zahlreiche Ausschnitte aus ähnlichen Filme bietet. Abgerundet wird die schicke Scheibe mit weiteren Bildmaterial, Trailer, selbstlaufenden Fotocomics und einem hübschen Artwork.

Unterm Strich ist „Gorgo - Die Superbestie schlägt zu“ ein Film, der auch knapp 50 Jahren nach Entstehung noch immer sehr unterhaltsam daherkommt und neben einer drolligen Urzeitechse mit funkelnden Augen auch mit einem grandiosen Finale aufwarten kann, in dem kurzerhand die Millionenstadt London in Angst und Schrecken versetzt wird. Ein herrlicher Abenteuerstreifen mit ordentlich „Kawumm“ der große und kleine Kinder auch mühelos begeistern sollte und dank vorliegender Blu-Ray-Disc auch in einer wunderbaren Bildqualität mit satten Farben erscheint, die man sich von wenigen Jahren wohl nur erträumen konnte. Zwar sollte man dieser Art von Film schon aufgeschlossen sein, aber wenn das der Fall ist, braucht sich „Gorgo“ hinter japanischen Vorbildern auch nicht zu verstecken.