project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die hübsche Sissy (Ali Faulkner) feiert eines Abends gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Mickey (Phillip Wolf) den siebzehnten Geburtstag von dessen Freund Kenny (Matt Hensarling), bei der auch noch dessen etwas seltsame Freundin Barbie (Tory Tompkins) mit von der Partie ist. Diese plant zur Feier des Tages und dem Geburtstag ihres Freundes nicht nur sexuelle Aktivitäten, sondern eckt mit ihrer etwas forschen und direkten Art auch überall an, wo sie nur kann. Als Kenny zum Auftanken an einer Tankstelle hält und Barbie mit zwei Männern in Streit gerät und im Zorn deren Auto zerkratzt, kommt es zu einer Verfolgungsjagd durch das nächtliche San Antonio, die abrupt endet, als einer der Wagen mit überhöhter Geschwindigkeit einen Hund überfährt.
Dieser gehört jedoch den Butcher Boys, die sich als psychopathische Gang entpuppt und die beiden Verfolger landen wenig später mit einer Motorsäge zerstückelt im Kofferraum der kannibalischen Gang, während Sissy und ihre Freunde flüchten können. Doch die Butcher Boys bleiben den vier eingeschüchterten Jugendlichen auf den Fersen und nach einer weiteren Verfolgungsjagd landen Sissy und ihre Freunde in einem stillgelegten Industrieviertel, in dem auch Mickey und Kenny der Gang zum Opfer fallen und Barbie verschleppt wird, während Sissy die Flucht in eine stillgelegte Fabrikhalle gelingt.
Dort wird die entsetze Sissy Zeuge wie Barbie von den Butcher Boys verspeist wird und trotz heftiger Gegenwehr wird auch das Mädchen wenig später von den Kriminellen gefangen genommen und in den Keller eines Lokals verschleppt, in dem sich auch weitere, junge Frauen befinden, die in dunkle Zellen gesperrt sind. Sissy wird von einem Arzt untersucht, der im Keller grausame Versuche durchführt und obwohl sich Sissy heftig wehrt und sich wenig später befreien kann, ist die junge Mädchen mitten in einem furchtbaren Alptraum gelandet, der auch noch lange kein Ende zu nehmen scheint…
Kim Henkel ist in Horrorfilm-Kreisen ja vor allem deswegen berühmt, da der werte Mann das Drehbuch zu dem Klassiker „Texas Chainsaw Massacre“ schrieb und Tobe Hoopers Streifen auch mit produzierte. Auch das Drehbuch zu dem 2012 entstandenen „Butcher Boys“ von den beiden Regisseuren Duane Graves und Justin Meeks stammt aus seiner Feder und bietet dem Zuschauer ein bekanntes Szenario, in dem ein paar Jugendliche in die Fänge einer psychopathischen Gang landet und die Hauptdarstellerin in bester Terrorfilm-Tradition von einem Schlamassel in das nächste gerät und sich dabei völlig entnervt die Seele aus dem Leib kreischen darf.
Leider ist „Butcher Boys“ jedoch alles andere als gelungen und präsentiert dem Zuschauer ein unausgegorenes Terror-Szenario und eine trashige Geschichte, die nach dem Prinzip der Steigerung stetig vorangetrieben wird, bis am Ende wohl niemand mehr so genau weiß, worum es im Grunde geht. Von der gewaltbereiten Gang über den durchgeknallten Arzt bis hin zu Menschenversuche und Kannibalismus inklusive Amoklauf-Finale mit Raketenwerfer wird auch nichts ausgelassen und dabei auch noch ständig neue Figuren eingeführt, die so strange wie nur möglich ausgefallen sind und im Großen und Ganzen auch nur dazu dienen, dass die turbulente, wenn auch haarsträubend unlogische Handlung irgendwie weitergeht.
„Butcher Boys“ ist auch ein eher trashiges Spektakel mit viel grotesken Momenten, dass irgendwann komplett aus dem Ruder läuft und wer an dem etwas seltsamen Humor der Macher Spaß findet, wird in den Streifen sicherlich genug Schauwerte und sonstige Dinge vorfinden um sich bei recht knappen 80 Minuten auch nicht zu langweilen. Meinen Geschmack haben Graves und Meeks mit ihrer Mischung aus unterschiedlichsten Zutaten aus hundert Jahren Terrorkino jedoch nicht getroffen und ich fand das ganze Treiben mit zunehmender Laufzeit doch ziemlich nervig.
Statt irgendwelche Handlungsstränge aufzulösen, werden ständig neue eingeführt und auch die hysterischen und größtenteils unsympathischen Figuren sind so derart überzeichnet ausgefallen, dass man sich fragen muss, wer den Machern heutzutage ihre Geschichte noch abkaufen soll. Zwar wird von den Machern versucht, den „Geist“ von „Texas Chainsaw Massacre“ in ein zeitgemäßes Großstadt-Setting zu pressen, aber dabei machen die Beiden irgendwie alles falsch und wo Hooper nicht nur aufgrund seiner Limitierungen auf eine explizite Gewaltdarstellung bewusst verzichtet hat und die schrecklichen Dinge in den Köpfen der Zuschauer ablaufen ließ, wird im Falle vom „Butcher Boys“ die Gore-Keule geschwungen und dennoch gibt es statt Terrorfeeling eine Nummernrevue aus fragwürdigen Entwicklungen und die dauerpräsenten Bedrohungsszenarien erscheinen ebenfalls eher lächerlich als furchteinflößend.
Darstellerisch sollte man sich auch nicht zu viel erwarten und abgesehen von Ali Faulkner, die sich halbwegs solide durch die konstruierte Handlung kreischt, überbietet sich der Rest vom Cast im Overacting und vor allem den Darstellern der „Butcher Boys“ nimmt man die Rolle der kannibalischen Bösewichter, vor denen sich sogar die Polizei fürchtet, so überhaupt nicht ab. Wie in letzter Zeit auch oft praktiziert, bietet „Butcher Boys“ für den Fan auch zahlreiche Cameos von Darstellern aus dem „Texas Chainsaw Massacre“-Filmen und so sind u.a. auch Marilyn Burns, Edwin Neal und Teri McMinn aus Hoopers Klassiker aus dem Jahre 1974 in kleinen Rollen zu sehen, die mir persönlich aber nicht nachhaltig in Erinnerung geblieben sind.
Die DVD aus dem Hause „Mad Dimension“ bringt die Low-Budget-Schlachtplatte in der „Uncut Edition“ und in solider Qualität und auch die Synchronisation ist für einen derartigen Film durchaus gelungen, da die Dialoge ja bereits in der Originalfassung eher eindimensional ausgefallen sind. Neben der DVD gibt es ja auch noch eine Blu-Ray, die dann auch noch ein „Making-Of“ an Bord hat und nebenher auch die weltweit erste Blaustrahl-VÖ des Streifens darstellt. Die DVD selbst bietet als Bonus lediglich den deutschen Kinotrailer, eine ausgiebige Trailershow mit weiteren Titeln aus der Horrorecke und ein Wendecover ohne FSK-18-Freigabe.
Unterm Strich bleibt ein Streifen, der sich zwar sehr bemüht ein möglichst groteskes und originelles Terror-Szenario zu entwerfen, aber daran scheitert, dass die ganze Sause einfach zu albern und die ganzen Bedrohungen zu zahlreich und zu unlogisch um die Ecke biegen. Statt eine spannende Geschichte mit Atmosphäre zu erzählen, packen die beiden amerikanischen Regisseure Duane Graves und Justin Meeks die Gore-Keule aus und schicken ihre Hauptdarstellerin und den Zuschauer durch eine turbulente und sinnbefreite Geisterbahnfahrt, die sich nach einem flotten und brutalen Start zunehmend in seinen dümmlichen Dialogen, unsympathischen Charakteren und zahlreichen Handlungssträngen verliert und wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis stellt, was in aktuellen Horrorfilmen aus der B-Ecke leider so alles falsch läuft.
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@ Jochen,
Danke fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9763
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