project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Der zwanzigjährige Duane Bradley (Kevin Van Hentenryck) sieht zwar äußerlich vollkommen normal aus und dennoch hat der junge Mann aus dem beschaulichen Ort Glenn Falls eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Mit seinem deformierten und bösartigen Bruder Belial als siamesische Zwillinge geboren, erfahren die Beiden in ihrer Kindheit von allen Seiten Ablehnung und wurden schlussendlich in einer illegal von drei Ärzten durchgeführten und von ihrem Vater (Richard Pierce) initiierten Operation voneinander getrennt. Obwohl der missgebildete Zwilling im Hausmüll entsorgt wird, überlebt dieser und kann dank telepathischer Verbundenheit auch seinen Bruder kontaktieren, der ihm zu Hilfe eilt und ermordet wenig später auch den verhassten Vater.
Nach dem Tod der Tante (Ruth Neuman) als einziger Bezugsperson sinnt Belial jedoch weiter auf Rache und Provinz-Arzt Dr. Lifflander (Bill Freeman) ist der Erste der drei beteiligten Ärzte, der den Zorn des Klumps eindrucksvoll zu spüren bekommt. Durch dessen Adressbuch kommen die ungleichen Zwillinge auch den anderen beiden anderen Ärzten auf die Spur, die jedoch im 100 Meilen entfernten New York ordinieren. Zu diesem Zwecke bereisen die Beiden schon wenig später den Big Apple und während Duane mit großen Augen auf der heruntergekommene 42nd-Street spaziert, trägt er seinen missgebildeten Bruder in einem Weidenkorb vor sich her.
Auf der Suche nach einer billigen Absteige landen die Beiden in dem heruntergekommenen Hotel Broslin, dass neben der drallen und lebensfrohen Prostituierten Casey (Beverly Bonner) von allerlei seltsamen Menschen bewohnt ist, mit denen es das Leben nicht allzu gut gemeint hat. Am nächsten Tag besucht Duane die Praxis von Dr. Needleman (Loyd Pace) und trifft dort auf die sympathische Sharon (Terri Susan Smith), die Gefallen an den jungen Mann findet und sich prompt als Fremdenführerin anbietet, ohne von den dunklen Plänen zu ahnen, zu der Duane von seinem bösartigen Bruder gedrängt wird. Dennoch geht das blutige Morden geht weiter und als Belial auch noch zunehmend eifersüchtig auf seinen in Sharon verliebten Bruder reagiert, steuert alles einem tragischen Höhepunkt entgegen…
"No, we're twins. Siamese twins"
"That's funny, you don't look... oriental!"
Als ich im April des Jahres 2005 erstmalig für diese Seite ein paar überschwängliche und wohlwollende Worte über Trash-Klassiker „Basket Case“ von Frank Henenlotter schrieb, hätte ich mir wohl nicht im Traum nicht gedacht, dass dieser kostengünstig auf 16 mm heruntergekurbelte Exploitation-Reißer knapp acht Jahre später in bestmöglicher Qualität auf Blu-Ray erscheinen und ich entsprechend begeistert sein würde. Auch wenn ich als Kind der VHS-Generation nicht die höchsten Ansprüche an Bildqualität stelle und ich mich für derartige Diskussionen auch nur am Rande interessiere, muss ich aber neidlos eingestehen, dass Duane und sein deformierter Zwilling Belial noch nie besser ausgesehen haben und der Streifen angesichts seiner Entstehungsgeschichte in absolut erstaunlicher Qualität im HD-Zeitalter angekommen ist.
Zum Film selbst muss man wohl nicht mehr viel Worte verlieren und noch immer zählt „Basket Case“ mit seinem trashigen Charme, Stop-Motion-Tricksereien, schwarzhumorigen Witz und blutigen Schmodder-Momenten zu meinen absoluten Lieblingsfilmen aus der Trash-Kiste, der auch regelmäßig immer wieder im Player landet. Besser ist die Dramatik geschwisterlicher Verbundenheit auch nie in Szene gesetzt worden und der sympathische Herr Henenlotter holt aus seiner bizarren Rache-Geschichte und den New Yorker Drehlocations mit viel nostalgischen und längst vergangenem 42nd-Street-Charme auch das Beste aus allem heraus.
Warum der Streifen aber so gut funktioniert, obwohl ihn das Lexikon des Internationalen Films als „Haarsträubender Unfug, der auf den Brechreiz des Zuschauers spekuliert“ bezeichnet, liegt aber neben der haarsträubenden Geschichte über das ungleiche Zwillingspaar auf geheimer Rache-Mission, dem rabenschwarzen Humor und blutigen Momenten wohl größtenteils daran, dass der Streifen neben seinem ungewöhnlichen Inhalt bei den Haupt- und Nebendarstellern haufenweise Figuren präsentiert, die so gar nicht der Norm entsprechen, aber dennoch auf besondere Weise immer liebenswert und immer interessant erscheinen.
Der etwas naive, aber freundliche Duane bzw. Kevin Van Hentenryck ist die ideale Identifikationsfigur für eine derartige Tragödie und auch sein bösartiger Bruder Belial hat trotz seines Rachefeldzugs dank Stop-Motion-Technik immer die Sympathien des Zuschauers. Terri Susan Smith als dralle Sharon ist in jeder Szene liebenswert und auch die aufgebrezelte Beverly Bonner als Casey mit ihrem Hang zu Lipgloss, Smileys und Kunstfaser hat immer die Lacher auf ihrer Seite. Die bunt zusammengewürfelte Truppe des Hotel Broslin entspricht dem Charakter des multikulturellen Schmelztiegels New York und auch die Darbietung von Diana Browne als robuste und etwas hölzern agierende Dr. Kutter sowie deren eindrucksvollen Abgang sollte man schon gesehen haben.
In der interessanten und knapp 80minütigen Featurette „What’s in the Basket“ erzählt Herr Henenlotter auch davon, dass der für 35.000 Dollar entstandene Streifen zuallererst in den Kinos gefloppt ist, da er nur gekürzt gezeigt wurde. Erst als er durch das Bestreben einiger Leute ungekürzt und um Mitternacht in entsprechende Kinos, ging es aufwärts und der Boom der Videotheken ab den Achtzigern tat sein Übriges, dass der unkonventionelle Streifen seinen Siegeszug im Bewusstsein der Horrorfans antreten konnte und so erfolgreich wurde, dass er sogar zwei andersgeartete Nachfolger nach sich zog, die jedoch statt funktionalen Trash-Appeal eher auf Make-Up-Effekte setzten. Diese humorvolle und bislang im deutschen Sprachraum unveröffentlichten Dokumentation im Originalton samt deutscher Untertiteln ist dann neben der schicken Präsentation des Hauptfilms auch das große Highlight der Blu-Ray-Disc und bringt fast alle Cast- und Crew-Member wieder vor der Kamera zusammen.
Doch das ist neben der Anmoderation des Regisseurs Frank Henelotter über die Restaurierung des Streifens ja auch bloß der Auftakt einer ganzen Reihe von weiterem Zusatzmaterial, das für diese deutsche Nonplusalwaysultra-Veröffentlichung von CMV-Laservision zusammengetragen wurde. So gibt es auch noch zahlreiche Trailer und TV-Spots, Outtakes, ein Blick hinter die Kulissen der Effektkünstler, Radiointerviews mit Terris Susan Smiths, eine Spurensuche nach den Drehorten und noch vieles anderes, dass für den aufgeschlossenen Fan auch nahezu keine Wünsche offenlässt. Und weil das alles noch nicht reicht, gibt es neben der hübschen Verpackung auch zum Jubiläum des Berliner Labels in jedem Mediabook einen Überraschungsfilm.
Unterm Strich bleibt die bislang beste Veröffentlichung des Streifens, die wohl auch so schnell nicht zu toppen ist. Frank Henenlotters Horrorklassiker „Basket Case“ sah nie besser aus und präsentiert den Kultfilm nun auch in bestmöglicher Qualität, die auch das Beste aus der 16mm-Vorlage herausholt. Auch das Bonusmaterial punktet neben dem bislang bereits bekannten Featurettes mit aktueller Dokumentation über das Phänomen und verschiedenster Aspekte des Kultfilms und sowieso und überhaupt bietet die nun vorliegende Scheibe von CMV-Laservision wirklich alles, was ich mir für einen meiner absoluten Lieblingsfilme zwar immer gewünscht, aber nie zu erträumen gewagt hätte. Ich bin begeistert!
Offline
@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9619
Offline