project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der Wissenschaftler Peyton (Liam Neeson) forscht an der Entwicklung einer synthetischen Haut und steht gemeinsam mit seinem Assistenten kurz vor einem entscheidenden Durchbruch und auch privat läuft es für den smarten Mann durchaus positiv. Kurz bevor seine Freundin Julie (Frances McDormand) jedoch seinen Heiratsantrag annehmen kann, gelangt die ehrgeizige Anwältin zufällig in den Besitz eines brisanten Dokuments, dass den Bau-Magnaten Strack (Colin Friels) der Korruption überführen würde. Doch davon ahnt Peyton nichts, als dieser eines Abends Besuch von dem Verbrecher Durant (Larry Drake) und seinem Schlägertrupp bekommt, der sein Labor in Schutt und Asche legt und den Wissenschaftler in den Flammen zurücklässt.
Doch Peyton überlebt und wird schwerverletzt in ein Krankenhaus gebracht, wo dem bis zur Unkenntlichkeit entstellten Wissenschaftler bei einer radikalen und neuen Operationsform Nervenbahnen durchtrennt werden, die ihm nicht nur eine völlige Schmerzunempfindlichkeit, sondern durch permanenten Adrenalin-Ausstoß auch noch übermenschliche Kräfte verleihen. Offiziell für tot erklärt und trotz schlechten Prognosen der Ärzte flieht Peyton aus dem Krankenhaus und beginnt in einem verlassenen Betriebsgelände seine Forschungen in einem provisorisch eingerichteten Labor wieder aufzunehmen.
Er beginnt an der Rekonstruktion seines eigenen Gesichtes, was sich jedoch als schwierig herausstellt, da die von ihm entwickelte Haut aus unbekannten Gründen nach spätestens 99 Minuten wieder zu zersetzen beginnt. Als er Julie aus der Ferne beobachtet, die nach seinem vermeintlichen Tod von Strack umgarnt wird, erkennt er in dessen Umfeld jedoch auch seine Peiniger und beginnt mit Hilfe seiner synthetischen Haut kurzfristig deren Identität zu übernehmen. Auch mit Julie nimmt der Wissenschaftler Kontakt auf, die zwar über die Rückkehr erfreut ist, jedoch bei einem gemeinsamen Ausflug erkennen muss, dass sich ihr ehemaliger Partner im Wesen sehr verändert hat.
Als Peyton in weiterer Folge dafür sorgt, dass Durant kurzfristig von der Polizei verhaftet wird um dessen Part bei einem illegalen Geschäft zu übernehmen läuft der Plan jedoch schief und der skrupellose und gewaltbereite Verbrecher kommt hinter die Identität des maskierten Mannes. Dieser wird daraufhin wieder zum Gejagten und als auch Julie durch Zufall entdeckt, wer die wahren Hintermänner auf den Anschlag sind, gerät sie selbst in Todesgefahr und Peyton schlüpft neuerlich in eine andere Identität ohne zu ahnen, dass sein Vorhaben bereits durchschaut wurde…
Regisseur Sam Raimi wird ja vor allem (aber nicht nur) aufgrund seines 1981 entstandenen Streifen und finanziell auch sehr einträglichen Horror-Kultklassiker „Tanz der Teufel“ von Horror-Fans kultisch verehrt und dennoch dauerte es danach fast ein ganzes Jahrzehnt bis er mit „Darkman“ seinen ersten Big-Budget-Streifen mit dem Studio „Universal Pictures“ realisierte, der Raimi wohl im Vorfeld jede Menge Kopfzerbrechen und Stress einbrachte. Nachdem er vergeblich versucht hatte, die Filmrechte an dem Comic „The Shadow“ zu erhalten, erdachte sich Raimi kurzerhand einen eigenen Helden und Film, der inspiriert von klassischen Gruselfilmen wie „Der Glöckner von Notre Dame“, „Der Elefantenmensch“ bis hin zu „Mad-Scientist“-Thematik auch eine Geschichte mit tragischer Komponente erzählen sollte.
Nachdem seine ursprüngliche Ideen gleich von mehreren Autoren zu einem Drehbuch überarbeitet wurden, genehmigte „Universal Pictures“ ein Budget von knapp 16 Millionen und der Streifen lief auch durchaus passabel in den Kinos, sodass es die Geschichte des verunstalteten Wissenschaftlers auf Verbrecherjagd sogar noch auf zwei Fortsetzungen kam, auch wenn die Idee zu einer ganzen Serie leider nie realisiert wurde. Entgegen der weitläufigen Meinung handelt es sich bei dem Steifen jedoch um keine Comic-Verfilmung im eigentlichen Sinn und der Comic wurde erst in den Jahren danach veröffentlicht.
Und „Darkman“ ist dann irgendwie auch ganz spaßig, selbst wenn die Meinungen der Fans seit Kinostart durchaus gespalten sind und man für den vollen Genuss schon ein Faible für Trash mitbringen sollte. Was Raimi im Verlauf des comichaft übertriebenen Rachefeldzugs den Fans zumutet ist ja teils schon an der Grenze zur Lächerlichkeit und geht auch etwas darüber hinaus. Für einen ernsthaften und düstereren Streifen - wie vielfach erwartet - sind die Ereignisse auch zu übertrieben und die Figuren viel zu überzeichnet ausgefallen und sorgen mit den vielen Effekten von handgemacht bis digital auch dafür, dass „Darkman“ wohl noch am ehesten in die Kategorie Party-Film, der sich seinen Kultstatus über die Jahre auch eher etwas mühsam erarbeiten musste.
Dabei ist der Streifen technisch eigentlich sehr gelungen und bietet neben Raimis wilden Kamerafahrten und Hang zu schrägen Perspektiven auch einen tollen Look und gelungene Effekte am laufenden Band, die auch durchaus mal etwas wilder daherkommen. Allerdings hat man in den Streifen so derart viel davon reingepackt, dass man als Zuschauer ab einem bestimmten Zeitpunkt auch etwas übersättigt ist und die eigentliche Geschichte etwas in den Hintergrund gedrängt wird. Und so erinnert „Darkman“ dann auch etwas an eine wüste Geisterbahnfahrt, die Genre-Klassiker zitiert, aber letzten Endes für mein Empfinden doch in kurzer Zeit doch ein paar Attraktionen zu viel verbratet.
Dabei hat man mit dem irischen Charakterdarsteller Liam Neeson und Frances McDormand („Fargo“) auch zwei Schauspieler engagiert, die ihren Rollen normalerweise mühelos das notwendige Leben einhauchen könnten, aber diese wirken wie frisch aus dem Gruselkabinett stereotypischer Genre-Figuren und wirken auch eher wie eine Parodie aus das, was „Darkman“ wohl sein möchte. Somit fällt der turbulente Streifen dann auch eher in die Kategorie „Guilty Pleasures“, der zwar amüsant und unterhaltsam ausgefallen ist, aber für höhere Weihen auch sicherlich nicht geeignet ist.
Auch die Bundeprüfstelle hatte mit Raimis Streifen wohl keine große Freude und indizierte im Jahre 1991 kurzerhand die ohnehin schon um eine kurze Szene gekürzte VHS. Auch die bisher erhältlichen Veröffentlichungen waren mehr oder minder etwas entschäft, ehe im Frühling 2013 die freudige Nachricht die Runde machte, dass der Streifen von Koch Media neuerlich der BPjM vorgelegt wurde, wobei das Gremium 22 Jahren nach der ersten Prüfung zu der überraschenden Erkenntnis kam, dass „Darkman“ in der ungekürzten Variante nun sogar schon Personen ab 16 Jahren zugemutet werden kann.
Anfang Oktober 2013 ist der von den Fans bereits heiß erwartete Streifen nun endlich auf DVD und Blu-Ray-Disc erschienen und die Qualität ist wie bei Koch Media auch nicht anders erwartet sehr gut. Neben der deutschen Synchronisation ist auch die englische Originalfassung an Bord und Bild und Ton sind wirklich mehr als ordentlich ausgefallen. Als Bonus gibt es jedoch nur den deutschen und englischen Trailer, sowie eine Bildergalerie, aber da der Verkaufspreis in Zeiten der Mediabook-Hysterie sehr moderat ausgefallen ist, kann auch dieses kleine Manko gut verkraftet werden.
Unterm Strich bleibt ein herrlich überdrehter Streifen des späteren „Spiderman“-Regisseurs mit tollen Darstellern, die sich beim Kampf gegen abstruse Einfälle, die das trashige Drehbuch zuhauf bereit hält, auch redlich Mühe geben. So etwas wie „Darkman“ kann wohl auch nur entstehen, wenn man einem eingefleischten Fanboy ordentlich Kohle in die Hand gibt, damit dieser mit viel schwarzem Humor, einer gehörigen Portion Nonsens und comichaft übertriebener Brutalität dann seine etwas schräge Wunschvorstellung einer damals noch nicht existenten Comic-Adaption in Szene setzt. Spaßiger Blödsinn mit vielen Cameo-Auftritten und dem Herz am richtigen Fleck, das dem Zuschauer auch keine Atempause gönnt, im Verlauf der turbulenten Handlung auch stets immer noch einen draufsetzt und dabei noch herrlich unterhaltsam ausgefallen ist. Nicht mehr – nicht weniger!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9572
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