project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Zwei Jahre nachdem der 21jährige Terry (John Savage) von seinen Freunden genötigt wird, während einer kollektiven Vergewaltigung über die junge Tina (Sue Bernard) herzufallen, wird der dafür zum Jugendknast verurteilte Mann wieder aus der Haft entlassen. Auf freien Fuß überrascht er als Erstes seine Mutter Thelma (Ann Sothern), die in ihrem geräumigen Haus in Beverly Hills Zimmer an ältere Damen vermietet und über die Rückkehr ihres geliebten Jungen hocherfreut ist und ihn sogleich mit einem anständigen Essen und einer Tasse seines geliebten Kakaos verwöhnt.
Wenig später steht auch die junge Lori (Cindy Williams) vor der Türe des Hauses, möchte ein Zimmer mieten und erweckt sehr zum Missfallen von Thelma auch die Aufmerksamkeit von Terry. Trotzdem gibt sie Lori das Zimmer und versucht ihrem Sohn mit übertriebener Bemutterung das Interesse an der jungen Frau auszureden. Doch auch die biedere Nachbarin Louise (Luana Anders), die über den Gefängnisaufenthalt des Mannes Bescheid weiß und dem jungen Mann von Vergewaltigungsfantasien berichtet, hat ein Auge auf den durchtrainierten Körper von Terry geworfen.
Während sich Terry die Tage mit Nichtstun vertreibt, Lori nachstellt und immer öfter durch seltsames Verhalten auffällig wird, beginnt er auch sein ehemaliges Opfer Tina zu stalken und sorgt wenig später dafür, dass deren Auto von der Straße abkommt und in Flammen aufgeht. Als sich die merkwürdigen Vorfälle häufen, wird auch Thelma stutzig und entdeckt wenig später eine weitere Leiche. Dennoch hält sie auch in dieser finsteren Stunde zu ihrem Sohn, hilft den toten Körper zu entsorgen und ist dennoch krank vor Sorge, dass sie ihren geliebten Terry ein zweites Mal verlieren könnte…
Die Filmgeschichte ist ja eigentlich voll von Geschichten über zweifelhaften Mutter-Sohn-Beziehungen, die als Grundlage für gar unterschiedliche Werke noch unterschiedlicher Genres dienen. Von der dominanten Mutter bis hin zum ödipalen Sohn bietet diese Konstellation auch allerlei Möglichkeiten um daraus einen spannenden Film zu zimmern und dessen war sich wohl auch Regisseur und Genre-Veteran Curtis Harrington bewusst, als er mit seinem 1973 gedrehten Werk in die Fußstapfen von Alfred Hitchcocks „Psycho“ tritt und dem Zuschauer neuerlich das Portrait einer gestörten Seele und Muttersöhnchens präsentiert.
„Mordlust“ erinnert in seinen Grundzügen ja schon stark an den Klassiker und präsentiert das Böse abermals in unscheinbarer Form, wobei sich im Falle von Harrington bald einmal die Vorzeichen häufen, dass sich hinter der Fassade des jungen Mannes einige Abgründe auftun und es auch mit seinem Frauenbild nicht zum Besten steht. Das ist ohnehin von seiner dominanten Mutter geprät und weil das alles noch nicht reicht, gibt es im Falle von „The Killing Kind“ auch noch eine Mutter, die immer etwas zu fürsorglich agiert und ebenfalls weit über das Ziel hinausschießt, als es darum geht, ihren Sohn zu beschützen.
Was vor einigen Jahrzehnten noch mit angedeuteten und aufgegriffenen Tabu-Themen als Psychogramm eines Mörders aber vielleicht noch schockierend ausgefallen war, lockt knapp 40 Jahre später aber wohl niemand mehr so richtig hinter dem Ofen hervor und obwohl „Mordlust“ durchaus okay ausgefallen ist, wirkt der Streifen doch auch etwas unspektakulär und auf eine positive Weise altbacken. Das soll jetzt niemanden vom Genuss des Films abhalten, aber von einer verstörenden Wirkung, wie dem Streifen auf der IMDB bescheinigt wird, war meine Sichtung doch weit entfernt und auch die inzestuöse Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die auf dem Backcover angekündigt wird, ist entweder so gut versteckt oder zu subtil erzählt, sodass ich diese irgendwie nicht so richtig entdecken konnte.
Auch wenn „Mordlust“ aber eher nicht zu den bislang unterschätzten Krachern seiner Entstehungszeit zählt, lässt sich der Streifen zweifelsfrei gut gucken und bietet auch ein paar charmant-groteske und überzeichnete Momente, die den zeitgleich auch sehr unterhaltsamen Streifen aus der Masse gleichwertige Streifen herausragen lassen. Dennoch ist die Geschichte des jungen Mannes, der einerseits zweifelhafte Mordgelüste hegt und andererseits von Thelma bis zur Beziehungsunfähigkeit bemuttert wird, auch nicht gänzlich geglückt und bietet doch auch ein paar seltsame Momente, mit denen sich der Streifen irgendwie auch in der „Trash Collection“ wohlgefühlt hätte.
Dass der Streifen aber dennoch eine gute Figur macht liegt vor allem auch den tollen Leistungen von John Savage („Hair“) und der amerikanischen Show-, Serien- und Schauspiellegende Ann Sothern, die beide an ihren ungewöhnlichen Rollen sichtlich so viel Freude haben und hübsch dementsprechend agieren. Auch die gelungene Regie von Curtis Harrington, der zuvor auch die beiden hierzulande hoffnungslos unterschätzten Streifen „Was ist bloß mit Helen los?“ und „Wer hat Tante Ruth angezündet?“ abgeliefert hat, hat mir sehr gefallen und bietet wenig Anlass für etwaige Kritik.
CMV Laservision bringt den kleinen Genre-Reißer, der bislang im deutschsprachigen Raum lediglich als VHS und u.a. auch unter dem Titel „Psycho Eyes – Mit den Augen eines Irren“ veröffentlicht wurde, nur erstmalig auf DVD, wobei die Bildqualität durchaus hübsch ausgefallen ist. Beim deutschen Ton brummelts zwar etwas, aber das empfand ich nicht als störend und wer mag, kann ja immer noch auf die englische Tonspur wechseln. Da sich eine Neuprüfung durch die FSK wohl nicht rentieren würde, kommt die Scheibe ohne Freigabe, auch wenn man sich angesichts des Entstehungsjahres und trotz der Thematik keine Gewalteskapaden erwarten sollte. Abgerundet wird das positive Gesamtbild mit einem hübschen Cover und zahlreichen Trailern.
Unter Strich bleibt ein leicht überdurchschnittlicher Streifen der seine etwas simple Rachestory einer derangierten Seele im damals sehr beliebten Spannungsfeld von Thriller, Psychogramm und Drama ansiedelt und über die Jahre doch einiges von seiner verstörenden Kraft eingebüßt hat. Inhaltlich mag „Mordlust“ zwar nicht ganz so gut gealtert sein, aber dank des starken Ensembles und der soliden Regie-Leistung punktet der Streifen immer noch durch seinen nostalgischen Charme, der Harringtons Werk aus der Masse vergleichbare Werke herausragen lässt, auch wenn die Siebziger-Kiste sicherlich noch ungleich bessere Perlen bietet, die immer noch einer hübschen DVD-Veröffentlichung harren.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9509
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