project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der zurückgezogen lebende Frank Zito (Elijah Wood) führt als Restaurator von alten Schaufensterpuppen in Los Angeles einen kleinen Laden. Hinter der unschuldig wirkenden Fassade des jungen und introvertierten Mannes verbirgt sich jedoch ein triebhafter Serienkiller, der aufgrund einer traumatischen Kindheit ein gestörtes Verhältnis zu hübschen Frauen hat. In nächtlichen Streifzügen spioniert der von Migräneattacken geplagte Frank seine Opfer aus und tötet diese auf brutale Weise, skalpiert die Frauen und tackert deren Haare anschließend auf die Köpfe seiner Puppen, mit denen er in den heimischen vier Wänden auch Zwiegespräche führt.
Eines Tages trifft Frank beim Öffnen seines Ladens auf die Fotografin Anna (Nora Arnezeder), die für eine anstehende Ausstellung Schaufensterpuppen portraitiert. Durch die gemeinsame Vorliebe für alte Puppen kommen die beiden ins Gespräch und Anna kann Frank dazu überreden für ihre Vernissage ein paar seiner Exemplare zur Verfügung zu stellen. Es kommt zu weiteren Treffen, bei denen Anna den Restaurator bei seiner täglichen Arbeit fotografiert und der junge Mann fühlt sich schon bald zu der attraktiven Frau mit dem französischen Akzent hingezogen.
Kurz vor der Ausstellungseröffnung erfährt Frank jedoch, dass Anna einen Freund hat und auch sein Trieb zu töten und schreckliche Visionen aus der Vergangenheit kehren in immer kürzeren Abständen zurück. Auch Anna bemerkt, dass mit dem jungen Mann etwas nicht stimmt und ahnt nicht, dass der junge Frank für die schreckliche Mordserie verantwortlich ist, die die Stadt zunehmend in Atem hält. Als Frank im Umfeld der jungen Frau einen schrecklichen Mord verübt und der Fotografin im Anschluss fürsorglich zur Seite stehen möchte, begeht er jedoch einen entscheidenden Fehler…
Bei Remakes zu absoluten Kultklassikern versteht der durchschnittliche Genre-Filmfan ja normalerweise wenig Spaß und als vor ein paar Jahren die ersten Stimmen laut wurden, dass ein Update von William Lustigs düsterem Portrait eines Serienkillers namens „Maniac“ geplant ist, ging ein Raunen durch die Forenlandschaft. Als dann aber auch noch bekannt wurde, dass Ober-Hobbit Elijah Wood in die (über-)großen Fußstapfen des Joe Spinell treten soll, ging trotz der Mitwirkung von Alexandra Aja am Drehbuch und auch sogleich ein kollektiver Aufschrei durch die Menge.
Als es der Streifen dann aber tatsächlich in die Kinos schaffte, wurden etwaige Befürchtungen jedoch rasch zerstreut und „Maniac“ zählt dann trotz kleinerer und subjektiver Schönheitsfehler mit höherem Härtegrad auch zweifelsfrei zu den gelungeneren Remakes der letzten Jahre. Drehbuchautor Alexandra Aja und Franck Khalfoun begehen ja auch nicht den Fehler, die Vorlage plump zu kopieren, sondern erzählen die Geschichte aus einem etwas anderen Blickwinkel und schaffen mit vielen, etwas anders interpretierten Szenen auch eine Brücke zum Original, wie z.B. der grandiose Moment, in der sich der Killer in einer Autotür spiegelt und dieses unschwer als Original-Artwork zum 1980 entstandenen Streifen zu identifizieren ist.
Das besondere an William Lustigs Streifen war ja seinerzeit die Perspektive, aus der die Geschichte des düsteren Streifens erzählt wurde. Im Gegensatz zu ähnlichen Werken aus der Kiste der Serienkiller-Filme gab es keine ermittelnde Polizei, Sympathieträger oder andere Charaktere und als Zuschauer wurde man quasi zum Komplizen des Killers gemacht. Das Remake geht da sogar noch einen Schritt weiter und bietet das Geschehen größtenteils aus dem Blickwinkel des Killers inklusive der Visualisierung dessen manischen Schübe und Wahrnehmungsstörungen. Statt als Komplize erlebt man die Taten somit aus Tätersicht, was sich zwar vom Original abhebt, aber mir persönlich nicht ganz so gut gefallen hat.
Neben dem Ortswechsel von New York nach Los Angeles ebenfalls anders angelegt ist die Figur der Anna, die im Original ja eher zufällig auf Frank Zito stößt und diesem im Park fotografiert, während die Anna des Remakes zuerst vor allem aus dem Interesse an Franks Schaufensterpuppen an den äußerlich unscheinbaren Killer. Die Rolle im Remake ist dann auch wesentlich größer als im Original und „Anna neu“ dient dem Publikum auch als Sympathieträgerin des Films, was ebenfalls vom Originalkonzept abweicht.
Zweifelsfrei gelungen ist jedoch die Härte, die für ein Werk, das ja doch den Mainstream erreichen soll, schon eher heftig ausgefallen ist. Zwar kleckert hier auch die Originalvorlage mit Skalpierungen, Headshot und Ausweidung aus der Schmiede von FX-Legende Tom Savini nicht sonderlich, aber im Remake gibt’s auch ein paar recht herbe Szenen, die handgemacht wirken und ihre Wirkung sicher nicht verfehlen. Ebenfalls sehr gelungen fand ich auch das Ende des Remakes, dass mit sogar einen Ticken besser als in Lustigs Variante gefiel.
Darstellerisch gibt es auch nichts zu meckern und Elijah Wood macht seine Sache auch ganz gut. Dass er so überhaupt nicht mit Joe Spinell zu vergleichen ist, macht es auch leichter, den Streifen nicht als Kopie zu sehen und den Vorwurf, dass Wood einfach zu harmlos aussieht, kann man ja auch nicht gelten lassen, da das Böse ja viele unterschiedliche Gesichter hat. Die Französin Nora Arnezeder („Safe House“) bietet als sympathische Fotografin den idealen Gegenpol zu Frank und auch der Rest des Casts ist mit eher unbekannten und weniger vorbelasteten Gesichtern recht passend besetzt.
Statt grimmig und düster wirkt die Optik in dem Remake eher arg unterkühlt bzw. emotionslos und diese kommt auf der Blu-Ray-Disc aus dem Hause Ascot Elite auch richtig gut zu Geltung. Neben der ungekürzten Fassung mit dem Zusatztitel „Cinema Extreme“ und dem aufgedruckten „Uncut“ gibt es auch noch eine FSK-geprüfte Fassung, von der an dieser Stelle natürlich abgeraten wird. Die Bildqualität ist jedenfalls sehr gut und auch die Synchro ist sehr gelungen. Auch der Bonusbereich kann sich sehen lassen und bringt neben einem zehnminütigen „Making-Of“ auch Interviews mit Cast und Crew und neben Original- und eine ausgiebige Trailershow.
Insgesamt gesehen kann man Khalfouns Streifen dann auch zu den besseren Remakes der letzten Jahre zählen, auch wenn „Maniac“ sicherlich nicht zu den Werken gehört, denen man das Prädikat Party-Horror verleihen würde. Dafür ist die Stimmung des Streifens auch zu düster und die Thematik und dessen Aufbereitung einfach zu unbequem. Das Update ist aber überraschend gut ausgefallen und macht - abgesehen von der Verjüngung des Casts inklusive der im Vorfeld umstrittenen Besetzung von Elijah Wood - auch fast keine Zugeständnisse an den Mainstream und bietet grimmigen und kompromisslosen Horror der trostlosen Sorte, der beim Zuschauer auch entsprechendes Unbehagen hinterlässt.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9370
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