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Der junge Ben Harper (Peter Graves) möchte nicht, dass seine Kinder in Armut aufwachsen müssen und raubt bei einem Überfall bei dem zwei Menschen sterben eine größere Menge Geld. Kurz bevor er vor den Augen seiner beiden Kinder John (Billy Chapin) und Pearl (Sally Jane Bruce) von der Polizei verhaftet wird, versteckt der Mann das Geld und bittet seine beiden Kinder darauf zu schwören, niemanden und nicht einmal Mutter Willa (Shelley Winters) zu verraten, wo sich das Geld befindet und ersucht John auch auf seine kleine Schwester aufzupassen, sodass die beiden irgendwann mal mit der Beute ein besseres Leben führen können.
Vor seiner Hinrichtung trifft Ben in seiner Zelle auf den wegen Diebstahl verurteilten Harry Powell (Robert Mitchum), der als vermeintlicher Wanderprediger mordend durch die Lande zieht und es dabei besonders auf reiche Witwen abgesehen hat. Als Harry von dem Raub der versteckten Beute erfährt, versucht er mit allen Mitteln Ben zum Sprechen zu bringen, der Harry jedoch rasch durchschaut. Dennoch ahnt Harry, dass die beiden Kinder über den Verbleib der Beute informiert sind und macht sich nach Bens Hinrichtung auf dem Weg um dessen Witwe Willa aufzusuchen.
Harry gibt sich als ehemaliger Gefängnisseelsorger aus und die Frau, die den Verlust ihres Mannes zu betrauern hat, erliegt wie das Umfeld der Frau rasch dem charismatischen Mann mit seinen prägnanten Tätowierungen mit den Worten „Liebe“ und „Hass“ auf seinen Händen. Willa heiratet Harry wenig später, der zunehmend psychopathisch agiert und verfällt dennoch immer weiter seinen kruden Religionsansichten. Harry setzt die beiden Kinder zunehmend unter Druck, ihm das Versteck des Geldes zu verraten und greift wenig später zu drastischen Mitteln um zu seinem Ziel zu kommen…
Filme über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse gibt es ja wie Sand am Meer, doch wenige sind so eindrucksvoll ausgefallen wie der 1955 entstandene Thriller „The Night of the Hunter“ von Charles Laughton, der hier das abgrundtief Böse in Form eines angeblichen Wanderpredigers auf zwei unschuldige Kinder und deren gütiges Umfeld loslässt. Herausgekommen ist dabei nicht nur ein packendes Drama mit grandiosen Darstellern bei dem die Fronten sehr eindeutig abgesteckt sind, sondern vor allem ein Film, der neben seinem durchaus provokanten Inhalt den Zuschauer auch mit seiner außergewöhnlichen Optik verwöhnt.
Mit seinen von expressionistischen Werken inspirierten und sehr kontrastreichen Bildern erinnert „Die Nacht des Jägers“ mit seinen künstlichen Requisiten, seiner Symbolik, Ausleuchtung und dem oftmals etwas ungewohnten und häufigen Einsatz von Musik auch mehr an Märchen- und Bibelfilme aus der Zeit, als an ein handfestes Psychodrama mit Mord- und Totschlags-Thematik. Charles Laughton lässt in seinem einzigen Regiewerk auch zwei Gegner aufeinander treffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und hat auch sichtlich Spaß dabei, dem Zuschauer offensichtlich und suggestiv bestimmte und auch überzeichnete Handlungselemente zu präsentieren, um diese dann unmittelbar darauf als falsch zu entlarven oder die Zuschauererwartung zu unterwandern.
Das der Streifen seinerzeit auf eher wenig Gegenliebe stieß und der Streifen trotz Kritikerlob kaum beworben wurde und so auch kommerziell ein eher mäßiger Erfolg war, ist dabei wenig verwunderlich, da mit der Leinwand-Adaption des Romans von Davis Grubb neben allgemeiner Zuschauermanipulation auch gesellschaftlich gleich mehrere heiße Eisen angefasst werden. So wird recht drastisch die naive Leichtgläubigkeit und Lenkbarkeit der einfachen Bevölkerung vorgeführt und dass der mordende Frauenfeind und Bösewicht Harry Powell als Wanderprediger getarnt seine durchaus mitreißenden Predigten verbreitet und ohne Skrupel zu Werke geht, wird bei bestimmten Gruppen ebenfalls nicht gut angekommen sein.
Darstellerisch lebt der Streifen vor allem von der Figur von Harry Powell, der von Robert Mitchum auch sehr eindrucksvoll verkörpert wird. Seine Figur des „Wolf im Schafspelz“ ist zu recht legendär und die Mischung aus Charisma, Verführung und psychopathischer Gewaltbereitschaft hat zahlreiche, nachfolgende Filmemacher für dessen Figuren inspiriert. Nicht minder spannend sind in dem bewusst sehr theatralisch und überzeichnet angelegten Werk aber auch die Leistungen von Billy Chapin und Sally Jane Bruce als Geschwisterpaar und die wie immer tolle Shelley Winters als herzensgute Mutter, die dem Charme des Bösen erliegt.
Regisseur Charles Laugthon war zur Zeit der Entstehung eher als Charakterdarsteller aus Werken wie „Meuterei auf der Bounty“ und „Zeugin der Anklage“ bekannt und „The Night of the Hunter“ sollte im Verlauf seiner Karriere auch sein einziges Regiewerk bleiben. Von der Darstellerin Shelley Winters wird der gute Mann im Bonusmaterial auch als ewiger Zweifler dargestellt, der trotz seiner offensichtlichen Begabung als Regisseur auch von der eher ablehnenden Zuschauergunst überfordert schien und auf die Realisierung weiterer Werke leider verzichtete. Erst im Laufe der Zeit wurde das beeindruckende Werk entsprechend honoriert und hat den Ruf des cineastischen Meisterwerks erlangt, der ihm auch zweifelsfrei zusteht.
Koch Media bringt diesen Streifen als Nummer 1 der neuen Reihe „Masterpieces of Cinema“ wo „Die Nacht des Jägers“ auch gut aufgehoben ist und mit seiner tollen Bild- und Tonqualität auch Lust auf zahlreiche Nachfolger der Serie macht. Die Bildqualität ist auf der Blu-Ray jedenfalls überraschend gut, auch wenn die Kontraste bewusst sehr hart gewählt sind und hier fast schon grell zur Geltung kommen. Auch die Tonqualität ist angesichts des Entstehungsjahres sehr gut und als Bonus gibt es neben einer viertelstündigen Feature in dem die Darsteller zu Wort kommen auch noch eine Bildergalerie mit seltenem Werbematerial, eine verlängerte Szene mit Shelley Winters und Peter Graves, sowie dem Trailer.
Über diesen Klassiker des Kriminalfilms muss ja eigentlich auch nicht mehr sonderlich viel gesagt werden und wer sich als Film-interessiert bezeichnet und Charles Laughtons „Die Nacht des Jägers“ noch nicht kennt, sollte das natürlich schleunigst nachholen. Die wunderbare Veröffentlichung aus dem Hause Koch Media bietet da auch die ideale Möglichkeit dazu und bring das außergewöhnliche Werk mit einem grandiosen Robert Mitchum, das seiner Zeit etwas voraus war, auch in einer hübschen Mediabook- Veröffentlichung, die in Punkto Bildqualität auch keine Wünsche offenlässt.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9277
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