project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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In der Stadt Champion City herrscht dank dem etwas selbstverliebten „Captain Amazing“ Zucht und Ordnung und jegliche Art von großen und kleinen Verbrecher wird von dem Superhelden mit seinen Superkräften hinter Schloss und Riegel gebracht. Als jedoch mangels Superschurken nicht nur die ebenbürtige Gegner und die großen Schlagzeilen ausbleiben, sondern auch der Wegfall großer Sponsoren droht, beschließt Amazing kurzerhand seinen ewigen Widersacher „Casanova Frankenstein“ (Geoffry Rush) aus der Irrenanstalt zu befreien. Doch der Plan geht schief und noch bevor der Schurke wieder medienwirksam hinter Gittern gebracht werden kann, führt dieser einen Gegenschlag aus und entführt kurzerhand den Superhelden.
Zeit daher für die nicht so bekannten Helden aus der zweiten Reihe zur Tat zu schreiten und den Bewohnern der Stadt das Gefühl von Sicherheit zu geben. Dummerweise haben Mr. Furious (Ben Stiller), der Schaufler (William H. Macy) und der blaue Raja (Hank Azaria) aber trotz jeder Menge Herzblut für die Verbrechensbekämpfung gar keine Superkräfte oder gar eine entsprechende Ausrüstung und alle Versuche, sich dem Bösen in den Weg zu stellen, scheitern an der Unfähigkeit der unkoordinierten Truppe.
Als Casanova Frankenstein die Kräfte der Unterwelt bündelt fassen die drei Möchtegern-Superhelden den Plan, ein Casting für angehende Superhelden zu veranstalten und treffen so auf weitere Mitstreiter wie den im Grunde gar nicht mal so „unsichtbaren Jungen“ (Kel Mitchel), die Bowlerin (Janeane Garofalo) die den Kopf ihres ermordeten Vaters in Form einer Bowling-Kugel mit sich führt und den Spleen, der mit seinen Körperflatulenzen Menschen außer Gefecht setzen kann. Mit Hilfe des mysteriösen Sphinx (Wes Studi) und den seltsamen Erfindungen des durchgeknallten Tüftlers Dr. Heller (Tom Waits) trainiert die bunt zusammengewürfelte Truppe für ihren großen Auftritt.
Da Mr. Furious Funktion durch das Auftauchen von Sphinx innerhalb der Truppe zunehmend in den Hintergrund gedrängt wird, plant dieser enttäuscht seinen Ausstieg und vertraut sich der Kellnerin Monica an, die den Möchtegern-Helden den Mut gibt, sich den anderen wieder anzuschließen. Gemeinsam macht man sich nach der glücklichen Wiedervereinigung auf den Weg zur Villa des Superschurken, wo dieser bereits reihenweise Bösewichte um sich versammelt hat, um Captain Amazing zu befreien und die Stadt vor der sicheren Vernichtung zu bewahren…
Denkt man an Filme in denen Superhelden persifliert werden, fällt dem Comic- und Film-Fan vermutlich als erstes die beiden Streifen „Kick-Ass“ und „Super – Shut up Crime“ ein, die in den vergangenen Jahren auf humorvolle wie auch recht brutale Weise die Problematik und auch Schattenseiten von Möchtegern-Superhelden portraitieren. Doch bereits im Jahre 1999 zeigten die „Mystery Men“ bzw. die Star-besetzte Verfilmung der gleichnamigen Comics aus dem Hause „Dark Horse“ schon recht eindrucksvoll, mit welchen Problemen und Widrigkeiten angehende Superhelden zu kämpfen haben und nahmen vieles schon vorweg, was die Jahre danach noch so an Komödien aus dem Superhelden-Genre auf die Zuschauer losgelassen wurde.
Die Inhaltsangabe klingt dann auch ganz lustig und das Cover macht ebenfalls Lust auf den Streifen, der auch zweifelsfrei im Verlauf seiner etwas zu langen zwei Stunden seine Momente hat. Wie alle Ben-Stiller-Komödien dich ich bislang kenne, krankt „Mystery Men“ dann jedoch daran, dass aus der zweifelsfrei originellen Grundidee nicht viel gemacht wird und der Zuschauer auch eher mit familientauglicher und größtenteils alberner Mainstream-Unterhaltung ohne Ecken und Kanten konfrontiert wird, die leider auch nicht so witzig daherkommt wie erwartet und – wie neuere Beispiele auch eindrucksvoll beweisen - auch etwas hinter den eigentlichen Möglichkeiten das Genre etwas durch den Kakao zu ziehen zurückbleibt.
Dabei bietet „Mystery Men“ mit hochkarätiger Starbesetzung und ordentlichem Budget eigentlich auch alle Voraussetzungen für einen gelungenen Streifen und auch der Look des Streifens ist recht hübsch ausgefallen. Die Settings wirken wie die Kostüme stets recht stimmig und trotzdem kommt der etwas zu lang ausgefallene Streifen erst nach der Halbzeit richtig in Fahrt und der überdrehte, aber leider so gar nicht witzige Auftakt ist dann auch für den Rest des Filmes bezeichnend, der lieber Toilettenwitze auf den Zuschauer loslässt, als das Potential der unterschiedlichen Figuren und der Geschichte entsprechend zu nutzen.
Die obligatorische Geschichte über Loser, die über sich hinauswachsen ist zwar dann ganz okay, aber der in Frankreich geborene Werbefilmer Kinka Usher und ehemalige Regieassistent von Roger Corman packt einfach zu viele unterschiedliche Charaktere und Nebenhandlungsstränge in seinen bislang einzigen Spielfilm und verliert sich dann etwas in den vielen Handlungsfäden, die für mein Empfinden etwas zu plump miteinander verwoben werden und auch wenn das Endergebnis hübsch anzusehen ist, bleibt doch ein schaler Nachgeschmack und ein nicht ganz befriedigter Zuschauer zurück.
Darstellerisch gibt es hingegen wenig zu meckern und obwohl ich kein großer Fan von Ben Stiller bin, passt er recht gut in die etwas unglücklich gezeichnete Rolle als Möchtegern-Temperamentsbündel Mr. Furious. William H. Macy sehe ich ja immer gerne und auch Hank Azaria („Die Schlümpfe“) macht seine Sache als Besteck-werfender Raja auch recht gut. In den zahlreichen Nebenrollen gibt es ebenfalls sehr viele bekannte und prominente Gesichter zu entdecken und mit dem australischen Charakterdarsteller Geoffrey Rush und dem englischen Komiker Eddie Izzard hat man die Bösewichte recht passend besetzt.
Die von vielen Fans bereits sehnsüchtig erwartete Blu-Ray-Disc aus dem Hause Koch Media/Universal gibt im Gegensatz zum Film wenig Anlass zur Kritik und bietet den Streifen in sehr guter Qualität. Bild und Ton sind definitiv okay und neben der deutschen Synchro gibt es auch die englische Sprachfassung samt optionaler Untertiteln in deutscher Sprache. Auch der Bonusbereich ist recht umfassend ausgefallen und bietet neben Audiokommentar des Regisseurs ein „Making-of“, Interviews und entfallene Szenen, sowie dem Trailer im Original und deutscher Sprache.
Unterm Strich bleibt ein mittelprächtig gelungener Superhelden-Spaß, der zwar recht turbulent daherkommt, aber abseits seiner hübschen Optik und tollen Darstellern nicht so wirklich zünden möchte. Statt Wortwitz und Situationskomik gibt es eher typischen Ami-Mainstream-Humor und eine etwas vorhersehbare Geschichte, die dann mit einer etwas zahnlosen Inszenierung auch ein größtmögliches Publikum bedienen möchte. „Mystery Men“ ist dann trotz einiger spaßige Einfälle auch eher harmlos-biedere Unterhaltung für Zwischendurch, dass man zwar noch immer gut gucken kann, aber bei dem bei aller Liebe schon wesentlich mehr möglich gewesen wäre.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9276
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