project: equinoX Forum

Für die junge Schülerin Pauline (AnnaLynne McCord) ist das Teenager-Leben ein täglicher Kampf: in der High School wird sie von ihren Lehrern nicht ernstgenommen und wegen ihrer seltsamen und teil zu direkten Art von Gleichaltrigen gemieden. Auch ihre spießige Mutter Phyllis (Traci Lords) und der eher teilnahmslose Vater Bob (Roger Bart) reagieren zunehmend hilflos auf den rebellischen Teenager, der sich von seiner Umwelt abkapselt und sind gedanklich ohnehin mehr bei Paulines kleiner Schwester Grace (Ariel Winter), die an der Lungenkrankheit Mukoviszidose leidet.

Obwohl Pauline nicht an Gott glaubt, führt sie Zwiegespräche mit ihm und wird von ihrer Mutter wöchentlich zu dem Priester (John Waters) geschleift, dem sie mit dem Plan ihre Jungfräulichkeit zu verlieren jedoch sehr feindselig begegnet. Als sie auch noch im Auftrag ihrer Mutter einem biederen Tanzkurs besuchen soll, ist sie ebenfalls wenig begeistert und zieht sich immer mehr in die Isolation zurück und ergeht sich in seltsamen Tagträumen, in denen Blut, Eingeweide und zerstörte Leiber eine seltsame Faszination auf sie ausüben.

Blut übt auf das seltsame Mädchen auch eine magische Anziehungskraft aus und Pauline plant trotz mäßiger Leistungen in der Schule auch eine Karriere als Chirurgin zu beschreiten. Sie schwänzt die Schule um die Bibliothek zu besuchen und liest in ihrer Freizeit aus Interesse und um Sorge um ihre Schwester medizinische Bücher. Sie plant ihr erstes Mal mit ihrem Mitschüler Adam (Jeremy Sumpter), dass im Streit endet, beginnt Experimente an ihrem Körper und seziert wenig später auch gefundene Tiere, deren Innenleben sie fasziniert betrachtet.

Während auch die Mitschüler und ihre Umwelt zunehmend aggressiv auf Pauline reagieren, diese ausgrenzen und wenig später auch zu einer unüberlegten Tat hinreißen lassen, verliert sich die Schülerin immer mehr in ihren klinischen und bizarren Visionen in denen sie über modifizierte Körper schreitet, in Blut watet und sich daran sexuell erregt. Als sich der Gesundheitszustand von Grace zunehmend verschlechtert und das Mädchen dringend eine Transplantation benötigt, ist es daher für Pauline Zeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und die erlernte Theorie in die Praxis umzusetzen…

Das Heranwachsen von Teenagern ist ja seit jeher ein Thema, das Filmemacher weltweit inspiriert und obwohl sich derartige Filme oftmals auch an ein eher junges Publikum richtet, so gibt es auch bei den eugentlich nicht so Alters-adäquaten Horrorfilmen zahlreiche Beispiele, in denen das Erwachsenwerden von Mädchen und Burschen in Kombination mit fantastischen Elementen kombiniert wird. Zwei der bekanntesten Beispiele sind neben dem bitterbösen, australischen Streifen „The Loved Ones“ da sicherlich „Carrie“ von Brian de Palma nach einem Roman von Stephen King, so wie auch Richard Kellys „Donnie Darko“ aus dem Jahre 2001, der erst durch die Hintertüre und Fan-zu-Fan-Propaganda zum Kultfilm avancierte.

Mit dem durchaus interessanten „Teen-Angst“-Drama „Excision“ von Regisseur Richard Bates Jr. steht uns nun der nächste Streifen ins Haus, der diese Thematik aufgreift und sich irgendwie auch irgendwie recht gut zwischen den beiden eben genannten Filmen platziert.  Auch wenn in dem 2012 entstandenen Streifen zwar nicht alles gelungen ist, so sind die Kritiken zu dem Streifen durchwegs positiv und die ungewöhnliche Kombination aus dramatischen Elementen, abgründiges Vorstadt-Idyll, Hochglanz-Horror und düsterem Psychogramm einer gestörten Seele scheint auch den Geschmack des interessierten und aufgeschlossenen Publikums getroffen.

Mit interessanten Darstellern, die auch hübsch gegen den Strich besetzt sind, eindrucksvollen Bildern und einer eigentlich recht passablen Außenseiter-Story erfüllt das Werk auch alle Voraussetzungen für einen gelungenen Streifen und dennoch kann ich nach meiner Sichtung die teils überschwänglichen Lobeshymnen im Netz nicht ganz nachvollziehen. Zwar ist der auf seinem gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahre 2008 basierende Langfilm-Debüt von Richard Bates Jr. kein schlechter Streifen, doch das teils schwarzhumorige Horror-Drama krankt etwas an seiner unausgegorenen Charakterisierung, die mich abseits der hübschen Optik und gelungenen Darsteller so gar nicht packen konnte und in Kombination mit der spannungsarmen Erzählweise eher etwas dürftig ausgefallen ist.

Der immer wieder in zahlreichen Sequenzen erfolgende Einblick in das düstere Seelenleben und Obsessionen des Teenagers ist zwar filmisch recht gut umgesetzt und bietet hübsche, interessante und vor allem sehr blutige Bilder, ist aber für die dramatische Komponente auf Dauer etwas wenig und sorgt bei der doch etwas konstruierten Geschichte nicht unbedingt für erhellende Momente. Auch der Gag, bei der Rollenbesetzung ordentlich gegen den Strich zu bürsten und Traci Lords als biederes Hausmütterchen und John Waters als Priester zu besetzten, nützt sich relativ rasch ab und ist der ansonsten eher düsteren Grundstimmung des teils auch bewusst sehr überzeichnet wirkenden Streifens auch nicht wirklich zuträglich.   

„Excision“ kann sich dann auch nicht wirklich entscheiden, was er denn schlussendlich sein möchte und mixt etwas zu munter die unterschiedlichen Genres miteinander, wobei auch die Glaubwürdigkeit zunehmend auf der Strecke bleibt. Der (erwachsenen) Horrorfraktion wird der Streifen mit Teenager-Problematik insgesamt etwas zu langweilig ausgefallen sein, während sich die Fans aus der Drama-Ecke von den blutigen und teils auch ekligen Momenten gestört fühlen könnten. Und da sich dann auch noch reale und surreale Momente ständig abwechseln und die Beweggründe größtenteils im Dunkeln bleiben, funzt auch der finale Höhepunkt nur bedingt und lässt nicht nur den Zuschauer etwas ratlos, sonder auch insgesamt einen leicht unbefriedigenden Eindruck zurück.

Darstellerisch gibt es hingegen nicht viel zu meckern und die mir bislang unbekannte  AnnaLynne McCord agiert mit pickeligen Gesicht und strähnigen Haaren gegen ihr Image als Plastik-Starlett an, was ihr mit viel Mut zur Hässlichkeit auch recht gut gelingt. Ganz groß wie üblich auch ehemals Skandal-trächtige Traci Lords, der ihre Rolle als „Desperate Housewife“ auch sichtlich Freude bereitet. Roger Bart („Hostel II“) ist wie immer eine Bank und das kurze Wiedersehen mit Ray Wise („Twin Peaks“) und Malcolm McDowell („Clockwork Orange“) ist wie die Besetzung von Trash-Papst John Waters eine durchaus erfreuliche Sache.

Die deutsche FSK zeigte sich trotz durchaus drastischer Bilder als gnädig, sodass „Excision“ auch ungekürzt und in mehreren Varianten erscheinen kann. Neben einer preisgünstigen Kaufhausversion auf DVD, ist auch die Preisgestaltung der Blu-Ray-Disc durchaus moderat ausgefallen und für Leutchen, denen das noch immer zu wenig ist, gibt es auch noch eine „Collectors Edition“ inklusive Doku und für alle, die auch gerne mal ein paar Cent mehr ausgeben noch ein vermutlich limitiertes Mediabook. Da für meine Rezi jedoch nur die Screener-DVD mit englischer Sprachfassung ohne Extras vorlag, kann ich an dieser Stelle keine Info zur deutschen Sychnro abliefern, wobei die Bild- und Tonqualität hier schon sehr gut ist und wohl auch im fertigen Produkt keinen Anlass zur Kritik liefern wird.

Unterm Strich bleibt ein interessanter, ungewöhnlicher und größtenteils gelungener Debüt-Streifen von Richard Bates Jr., der mit großartiger Optik und tollen Darstellern zwar auf der Horror-Ebene punkten kann, aber als ernstzunehmender „Coming-of-Age“-Beitrag aus der Drama-Ecke meines Erachtens jedoch etwas zu plakativ und unausgegoren ausgefallen ist.  Eine (zu) abgründige Geschichte, schaurig-schöne und stylishe Bilder, sowie ein gelungener Cast machen „Excision“ aber auch mit kleinen erzählerischen Mängeln auch abseits des Hypes zu einem der ungewöhnlichsten Filme der letzten Zeit, dem man auch durchaus eine Chance geben sollte.