project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die junge, lebenslustige und auch etwas wankelmütige Eva (Carolien Spoor) ist nicht gerade dass, was man eine Vorzeige-Veterinärstudentin nennt und anstatt Ratten in der Vorlesung zu sezieren, wäre sie ohnehin lieber Schauspielerin. Als jedoch wieder einmal ein Casting aufgrund ihres eher mäßigen Talents in die Hose geht, tröstet sie sich mit der Tatsache darüber hinweg, dass sie gerade eine billige und dennoch sehr geräumige Wohnung gefunden hat. Und während sie mit Hilfe ihrer Studienkollegin Cynthia (Juliette van Ardenne) ihre neue Wohnung bezieht, sich über manch sonderbaren Anrainer wundert und einen Wechsel des Studienfaches in Erwägung zieht, fällt ihr sogleich der adrette Nachbar Alex (Dragan Bakema) auf, der in der Wohnung unter ihr lebt.
Dieser läuft den beiden jungen Frauen am selben Abend auch prompt in einem angesagten Nachtclub neuerlich über den Weg und Cynthia nutzt sofort die Gunst der Stunde um den hübschen Assistenzart anzusprechen und sich aufzudrängen. Eva hält sich jedoch zurück und ist von Cynthias exaltierter Art wenig begeistert. Trotzdem endet der Abend Stunden später mit einem Glas Wein im der Wohnung von Alex und während Cynthia weiter in ihrem Element ist, zieht sich Eva müde und entkräftet in ihre neue Wohnung zurück, wo sie wenig später einschläft.
Als Eva wieder erwacht, findet sie sich jedoch nicht in ihrer neuen Wohnung wieder, sondern ist in einem dunklen Keller an ein Bett gefesselt. Warum sie sich jedoch in dieser Lage befindet ist der jungen Frau jedoch nicht klar und auch der maskierte Entführer hüllt sich mit verstellter Stimme über seine Beweggründe in Schweigen. Obwohl Eva zuerst noch durchaus resolut reagiert und mit allen Mitteln versucht auf sich aufmerksam zu machen, weicht dieses Selbstbewusstsein wenig später der Verzweiflung, als sie erkennen muss, dass ihr Entführer zu allem bereit ist und mit ihr auch noch ein ganz besonderen Plan verfolgt…
Der überraschende Erfolg von „Saw“ hat ja nicht nur die Brutalität von Horrorfilmen sprunghaft ansteigen lassen, sondern nach dem 1997 entstandenen „Cube“ eine zweite Welle von ähnlich gestrickten „Entführungs“-Filmen ausgelöst, in dem sich ein- oder mehrere Protagonisten an einem unbekannten Ort wiederfinden und eine weitere Person, deren Identität natürlich erst später enthüllt wird, etwas Finsteres mit ihnen vorhat. Dass sich aus dieser etwas oft strapazierten und vielfach verwendeten Ausgangsposition aber immer noch ein kurzweiliges Filmchen basteln lässt, beweist der niederländische Streifen „Claustrofobia“ aus dem Jahre 2011.
In diesem mittelprächtigen, aber im Grunde dennoch durchaus unterhaltsamen Thriller gerät eine junge Studentin in die Fänge eines sadistischen Psychopathen, der mit der jungen Frau ja Genre-üblich wenig Gutes im Schilde führt und dessen grausiger Plan im Verlauf des Filmes sukzessive enthüllt werden. Zwar ist die Identität des Entführers relativ bald einmal bekannt und dennoch schafft es „Claustrofobia“ mit jeder Menge Twists und Überraschungen sein Spannungslevel bis zum Herzschlag-Finale aufrecht zu erhalten.
Die Geschichte ist ja auch einigermaßen gelungen, selbst wenn das Drehbuch so manch unglaubwürdigen Stolperstein für den Zuschauer bereithält. So wird für mein Erachten, die Figur der Eva etwas zu ruppig eingeführt, als dass sie sogleich als Opfer der Entführung sämtliche Sympathien auf ihrer Seite hat. Die restlichen Figuren verhalten sich immer etwas arg Klischee-lastig und dass ein derartiges Gefängnis in einem bewohnten Mietshaus wohl nur schwer zu realisieren ist, muss wohl ebenfalls wohlwollend akzeptiert werden, wie die Tatsache, dass sich prinzipiell alle potentiellen Retter immer besonders blauäugig verhalten und Leichenberge im Keller wohl auch irgendwann mal zu müffeln beginnen und Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden.
Über das Drehbuch von Robert Arthur Janson sollte man sich wohl keine allzu großen Gedanken machen und trotz der erwähnten dramaturgischen Mängel punktet „Claustrofobia‘ ja auf der anderen Seite durch seine solide Inszenierung, einem relativ hohen Tempo und einer Vielzahl kleiner, böser Einfälle, die im Verlauf der Sichtung auch keine Langweile aufkommen lassen. Den kleinen Abschluss-Gag am Ende fand ich ja ebenfalls recht unterhaltsam und aus der europäischen Thriller-Schublade hat man im Grunde schon viel schlechtere Filme gesehen.
Das reißerische Cover der deutschen DVD hingegen führt den geneigten Zuschauer aber wie das Original-Artwork ebenfalls etwas auf die falsche Fährte und lässt mit einer nackten und verzweifelt dreinblickenden Hauptdarstellerin auch auf einen sleazigen Charakter des Filmes schließen. Das ist jedoch nicht der Fall und außerdem wird mit dem weniger gelungenen Cover-Artwork der deutschen Veröffentlichung auch noch ein Teil der Auflösung gespoilert. Das ist irgendwie schade und der Film hätte das auch gar nicht notwendig mit nackten Tatsachen beworben zu werden, die er letztendlich auch gar nicht bietet.
Bei den Darstellern punktet hingegen vor allem Dragan Bakema als durchgeknallter Psychopath, der den undurchschaubaren Kriminellen auch recht eindringlich auf den Bildschirm bringt. So sympathisch er in der einen Sekunde erscheint, so furchterregend unberechenbar wirkt er in der Nächsten. Etwas farblos dagegen erscheint Carolien Spoor, die in ihrer Rolle zeitweise nicht ganz glaubwürdig erscheint, was aber wohl nur teilweise an dem Drehbuch liegt. Die Nebendarsteller sind hingegen wieder recht passabel gewählt und Rogier Philipoom als Jaap und This Römer als Danny wissen in dem Streifen gut zu überzeugen.
Auch die Blu Ray-Disc aus dem Hause Explosive Media ist durchaus gelungen und bringt den Thriller in solider Bild- und Tonqualität, wobei der Kammerspiel-artige „Claustrofobia“ sicherlich kein Streifen ist, bei dem das Medium seine Trümpfe voll ausspielen kann. Die Freigabe ist mit FSK18 könnte man ebenfalls hinterfragen, da bis auch einen Mord mit einem Ipad (!!!) eigentlich auch alles im normalen Rahmen bleibt und nichts bietet, das man nicht auch im Fernsehen sehen könnte. Als Bonusmaterial gibt es den internationalen Trailer, sowie eine Bildergalerie.
Unterm Strich bleibt ein Streifen, der zwar recht flott und ereignisreich daherkommt, aber irgendwie auf Dauer doch etwas zu Klischee-lastig ausgefallen ist und trotz unerwarteter Wendungen doch stets zu einem gewissen Grad vorhersehbar ist. Die Darsteller und Inszenierung gehen zweifelslos in Ordnung, doch irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass hier mit einem durchdachtere Geschichte irgendwie schon mehr möglich gewesen wäre. „Claustrofobia“ ist durchschnittliche Thriller-Kost, zeigt eindruckvoll, dass Apple-Produkte flexibel einsetzbar sind und wer über das maue Drehbuch hinwegsehen kann, bekommt dann auch einen Film präsentiert, den man zwischendurch gut gucken kann.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9010
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